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Der AndereOverlay E-Book Reader

Der Andere

Thriller | Anton Svensson

E-Book (EPUB)
2017 Goldmann Verlag; Piratförlaget
512 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-16564-2

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Leo wischt das Blut im Flur auf. Was geschehen ist, geht niemanden etwas an. Sie sind jetzt allein. Er trägt jetzt die Verantwortung für seine Brüder, während die Mutter im Krankenhaus und der Vater im Gefängnis ist. Und er weiß genau, was er tun wird. Er wird seinen ersten Coup begehen. Viele Jahre später verlässt Leo nach einer Serie von schwersten Raubüberfällen das Gefängnis. Und er hat nur ein einziges Ziel: das absolute Verbrechen begehen. Doch zum ersten Mal muss er ohne seine Brüder planen. Und als Kriminalinspektor Broncks merkt, wer Leos neuer Partner ist, ändert sich alles. Diesmal ist er zu weit gegangen ...

Anton Svensson ist das Pseudonym von Anders Roslund und Stefan Thunberg. Roslund ist einer der erfolgreichsten skandinavischen Krimiautoren. »Der Vater« und »Der Andere« basieren auf wahren Ereignissen: Während Stefan Thunberg sich mit Drehbüchern einen Namen machte, wurden seine Brüder die meistgesuchten Kriminellen Schwedens.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Blut. Noch nie hat er darüber nachgedacht, wie rot es ist.

Und wie viel davon ein Frauenkörper enthält.

Genug, um eine ganze Küche, eine ganze Diele und die ganze Treppe vom dritten Stock bis zur Haustür rot zu färben. Und dennoch bleibt ihr genug, um die Flucht fortzusetzen, weg von hier.

Der Putzlappen in seiner Hand wird immer dunkler. Er drückt den Rücken durch, stellt seine Füße fest auf den Boden und stemmt sich mit seinem vollen Gewicht gegen den PVC-Boden der Küche, um auch noch den letzten Fleck zu beseitigen. Dann wäscht er den Lappen im warmen Wasser des Eimers aus und rutscht auf Knien auf die Schwelle und die klebrigen Ritzen zu.

Was geschehen ist, geht niemanden etwas an. So läuft das nun einmal in einer Familie.

Mama hat wie ein verwundetes Tier gejammert, als sie nach draußen rannte, ohne sich noch einmal umzudrehen, gejagt von den Blutspuren, an denen er immer weiter herumschrubbt, bis nichts mehr zu sehen ist.

Leo erhebt sich wieder und streckt die Beine aus, nachdem er lange in ein und derselben Stellung verharrt ist. Seltsam. Eigentlich müsste er erschöpft sein, doch er fühlt sich irgendwie aufgekratzt und ruhig zugleich. Und stärker denn je. Jeder seiner Gedanken ist klar. Er weiß genau, was er zu tun hat. Ein unvergleichliches Gefühl, vielleicht wie damals, als er zum ersten Mal etwas getrunken hat, jener Augenblick, kurz bevor er zu betrunken war. Nur dass das Gefühl jetzt viel besser ist.

Das Küchenfenster mit den gestreiften Vorhängen geht auf die Straße. Leo schaut hinaus, sucht mit dem Blick nach Mama, die nicht mehr da ist. Nur die Flecken sind geblieben.

Und Papa?

Ist er wirklich noch da? Warum sitzt er da unten im Auto, als wäre nichts geschehen? Worauf wartet er eigentlich? Die Polizei kann doch jeden Moment hier auftauchen, verdammt.

Papa ist vom Gefängnis in der Nähe von Stockholm direkt hierhergefahren und hat die Wohnung gestürmt, um Mama zu töten. Aber er, sein ältester Sohn, ist auf seinen Rücken gesprungen, hat ihm den Arm fest um den Hals gelegt und so lange gekämpft, bis Papa aufgeben musste.

Die Küche ist fertig, keine Spur mehr vom Blut, alles riecht sauber.

In der Diele ist es schwieriger. Dort ist sie mehrere Male ausgerutscht, und die Flecken sind größer, fast wie Pfützen. Nachdem er lange geschrubbt und sich bis ins Treppenhaus vorgearbeitet hat, werden sie endlich kleiner. Das Putzwasser ist eher rötlich trüb als durchsichtig.

Dann schleicht er sich wieder zur Gardine.

Der gelbe VW-Bus steht immer noch dort unten. Papa sitzt am Steuer, die Tür ist geöffnet, und sein linkes Bein ragt heraus. Seine graue, weite Anzughose flattert im Wind, und er schlägt mit seinem braunen Lederschuh auf den Asphalt.

Papa scheint auf jemanden zu warten, was sonst hätte er dort zu tun?

Glaubt er etwa, dass Mama zurückkommt?

Oder ist Papa wütend und enttäuscht, denkt Leo, weil ich mich eingemischt habe, als er gerade Mamas Kopf erwischt hatte und ihr immer wieder das Knie ins Gesicht rammte? Hat er etwa vor, ins Treppenhaus und in die Wohnung im dritten Stock zurückzukehren? Bin jetzt ich an der Reihe? Schließlich habe ich dafür gesorgt, dass sie entkommen konnte, dass sie lebt.

Aber das Wilde, Lebendige und beinahe Glückliche in seinem Innern verdrängt die Angst. Er hat keine Angst, nicht einmal vor Papa.

Auf dem Frotteeteppich im Badezimmer liegt Mamas grüner Erste-Hilfe-Kasten mit dem Verbandszeug. Der Deckel mit dem weißen Kreuz steht offen. Jemand hat darin herumgewühlt. Er lässt ihn liegen, denn er muss erst den Putzlappen in die Mülltonne werfen und sich dann Mamas Blut vom Körper waschen.

Das warme Wasser spült die blutige Schicht von seiner Haut und bildet einen hübschen hellroten Wirbel, bevor es im Abfluss verschwindet.

Felix machte sich Sorgen. Das ist seine Art, aber dieses Mal war deutlicher als sonst zu