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Endgültig

Thriller | »Ein rasanter, atemloser Super-Krimi, der seinesgleichen sucht. Ein sensationelles, geniales Buch.« WDR | Andreas Pflüger

E-Book (EPUB)
2016 Suhrkamp
Auflage: 1. Auflage
459 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-518-74492-5

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Jenny Aaron war Mitglied einer international operierenden Eliteeinheit der Polizei - hochintelligent, tödlich effektiv. Doch vor fünf Jahren endete ein Einsatz in Barcelona mit einer Katastrophe. Seitdem ist Aaron blind. Damals dachte sie, es sei der schlimmste Tag ihres Lebens. Sie hat sich geirrt. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute.

Seit Jenny Aaron bei einem missglückten Einsatz vor fünf Jahren das Augenlicht verlor, arbeitet sie als Verhörspezialistin beim BKA. Sie versteht es perfekt, zwischen den Worten zu tasten und das dahinter Verborgene zu erspüren. Als ihre früheren Berliner Kollegen sie bei einem Mordfall um Mithilfe bitten, wird Aaron jäh in ihre Vergangenheit gerissen: Reinhold Boenisch, für dessen Verurteilung sie als junge Polizistin sorgte, soll im Gefängnis eine Psychologin getötet haben. Aaron nimmt den Fall an und muss schon bald erkennen, dass Boenisch nur der Anfang ist - eine Schachfigur in einem Komplott. Nach und nach wird ihr offenbar, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden beiden Tage war. Um dieses Leben wird Aaron kämpfen müssen wie nie zuvor.



Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken zählen Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher, Dokumentarfilme und Romane. Nach dem Spionagethriller Operation Rubikon, seiner preisgekrönten Bestseller-Trilogie um die blinde Elitepolizistin Jenny Aaron und Ritchie Girl legt Pflüger nun seinen sechsten Roman vor.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

LA SAGRADA FAMILIA

Nichts beruhigt sie so wie das Reinigen ihrer Waffe. Jeder andere müsste die Patronenkammer kontrollieren, um sicherzugehen, dass sie leer ist. Sie nicht. Sie kennt das Gewicht des Magazins, das in ihre Hand gleitet, aufs Gramm genau. Sie weiß, dass keine Patrone im Lauf der Browning High-Power ist, wie sie weiß, dass ihre Augen grün sind. Und manchmal schwarz.

In vier Sekunden hat sie den Abzugsbügel heruntergeklappt, den Verschluss entriegelt, ihn abgenommen und die Feder flüssig vom Lauf gezogen. Belgische Wertarbeit.

Wie oft war sie dankbar dafür.

Das erste Mal tötete sie mit zweiundzwanzig, als ein Drogendealer ihr das Leben nehmen wollte und nicht bedachte, dass es dazu zwei braucht.

Ein Jahr später war sie bei der Lösegeldübergabe auf den Moment vorbereitet, in dem die Tasche mit den Zeitungsschnipseln geöffnet wurde, aber nicht auf den Zwei-Zoll-Revolver, den der Entführer des kleinen Jungen in einem Wadenholster hatte. Die nächsten Monate konnte sie nur mit Licht schlafen.

Er war nicht der Letzte.

Sie wird sich für alle Zeit an jeden erinnern.

In Moskau fand sie der Killer, der sie von Ilja Iwanowitsch Nikulin grüßen sollte. Er spielte in der Tiefgarage des Hotels Aralsk Katz und Maus mit ihr, bis sie die Katze war und er die Maus und sie ihn fiepen hörte. Sein Bauchschuss kümmerte sie nicht. Aber noch heute starrt die junge Hotelangestellte sie an, die ein Querschläger aus ihrer Browning ins Herz getroffen hatte, sieht sie die Augen der Frau, deren Hand sie hielt, so lange es dauerte.

Über dem Waschbecken des luxuriösen Badezimmers pinselt sie Lauf und Verschluss sorgsam mit Waffenöl ein und denkt daran, dass sie ihre Pistole ein einziges Mal nicht gereinigt hat.

Neapel. Die Gasse bei der Basilica di Santa Chiara, wo der Capo des Mazzarella-Clans wartete, mit dem sie über den Scheinankauf von zehn Millionen Euro Falschgeld verhandelt hatten. Als das hingerotzte Wort »Puttana« ihr verriet, dass sie enttarnt war, spielte es keine Rolle, wie schnell sie war.

Sie drückte ab, aber der Schuss löste sich nicht.

Am Vortag hatten Niko und sie für einige Stunden nach Berlin zurückfliegen müssen. Der Innenstaatssekretär verlangte, persönlich über den Stand der Dinge informiert zu werden; ein Schildkrötenmensch, der nie verstehen würde, was der Unterschied zwischen einer Aktennotiz und dem Kaliber .357 Magnum ist. Hinterher reagierte sie sich im Schießkino ab, dreihundertfünfzig Patronen, musste in aller Eile zum Flughafen, wieder nach Neapel zu ihrem Treffen mit dem Capo, wo die Browning wegen der Kondensate, der Verbrennungsgase und Pulverrückstände eine Ladehemmung hatte.

Das wird ihr für immer eine Lehre sein.

Der Lauf seiner Luger saß auf ihrer Nasenwurzel. Verwundert wurde sie gewahr, dass sie keine Angst hatte. Sie dachte nur, dass die Zahnlücke des Capos, die er wölfisch entblößte, das Letzte war, was sie in ihrem Leben sehen würde.

Doch er fiel vor ihre Füße ohne einen Laut.

Niko.

Ein Kopfschuss aus hundert Metern mit einem Colt.

So was kann man nicht lernen.

Sie schrubbt alle Teile der Waffe mit einer Kinderzahnbürste ab, achtet darauf, dass sie keine Ritze auslässt, sieht zufrieden, dass das Öl tiefschwarz wird; nur dann ist es richtig. Sie schiebt die Zahnbürste in den Lauf und reinigt ihn von innen. Es ist ihr bewusst, wie gern sie den Stahl anfasst, der unzerstörbar ist und dabei weich und warm.

So war es, seit ihr Vater sie als zwölfjähriges Mädchen zum ersten Mal in den alten Steinbruch mitgenommen hatte. Er lehrte sie alles übers Schießen, was ein Polizist seiner Tochter weitergeben kann.

Ihre erste eigene Waffe bekam sie an ihrem achtzehnten Geburtstag. Eine gebrauchte, aber gepflegte Starfire 9 mm, die nur vierhundert Gramm wog und sich in ihre Hand schmiegte. Sie liebte diese Pistole, ein Tausendschön