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Portugiesisches Erbe

Ein Lissabon-Krimi | Luis Sellano

E-Book (EPUB)
2016 Heyne
368 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-17854-3

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Sonne, Mord und Portugal
Henrik Falkner weiß kaum, wie ihm geschieht, als er die malerischen Altstadtgassen von Lissabon betritt. Der ehemalige Polizist soll ein geheimnisvolles Erbe antreten: Sein Onkel hat ihm ein Haus samt Antiquitätengeschäft vermacht. Während Henrik mehr und mehr in den Bann der pulsierenden Stadt am Tejo gerät, entdeckt er, dass sein Onkel offenbar über Jahre hinweg Gegenstände gesammelt hat, die mit ungelösten Verbrechen in Verbindung stehen. Und kaum hat Henrik seine ersten Pastéis de Nata genossen, versucht man, ihn umzubringen. Henrik stürzt sich in einen Fall, der sein Leben verändern wird.

Luis Sellano ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Auch wenn Stockfisch bislang nicht als seine Leibspeise gilt, liebt Luis Sellano Pastéis de Nata und den Vinho Verde umso mehr. Schon sein erster Besuch in Lissabon entfachte seine große Liebe für die Stadt am Tejo. Luis Sellano lebt mit seiner Familie in Süddeutschland. Regelmäßig zieht es ihn auf die geliebte Iberische Halbinsel, um Land und Leute zu genießen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Die Luft in der Gasse war noch stickiger geworden. Oder es fühlte sich nur so an, weil er überhastet aus dem klimatisierten Büro geflüchtet war. Die Hitze hüllte ihn ein, aber das spielte keine Rolle mehr. Die Verwirrung in seinem Kopf reduzierte seine Umgebung zu einem vagen Bild, das ihm nichts anhaben konnte. Wusste er nun mehr als vor seinem Besuch bei Pinho?

Ins Licht?

Sein Puls schlug heftig. Wie nach einem seiner Waldläufe. Nach der großen Runde mit den zwei Anstiegen und den dreißig Liegestützen zum Abschluss. Dabei hatte er nur dagesessen, gelauscht und zwischendurch genickt, um dem Notar zu vermitteln, dass er noch anwesend war. Körperlich zumindest.

Er brauchte etwas zu trinken. Sofort, bevor er umkippte. An einem der Tische des kleinen Straßenausschanks saß nun ein Mann. Ein Glatzkopf, der seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verbarg und den unteren Teil seines Gesichts hinter einem wuchernden Vollbart versteckte. Eine Mode, die man immer öfter sah. Das Haupthaar, das oben auf dem Kopf keinen Halt mehr fand, war runter ans Kinn gerutscht. Der Mann bemerkte, dass Henrik ihn musterte, und schob die Zeitung höher. Die Schlagzeile auf dem Titel war so fett gedruckt, dass er sie sogar auf die Entfernung lesen konnte.

BANCARROTA - VIEIRA DESISTIR?

Plötzlich verspürte er den Wunsch, unbemerkt zu bleiben. Es mochte an seinem Job liegen, der ihn gelehrt hatte, eine Situation sensibler zu erfassen oder auf andere Art zu interpretieren, als gewöhnliche Leute es taten. Sein Instinkt drängte ihm den Verdacht auf, dass der Mann nur vorgab, die Zeitung zu lesen. Eine Vermutung, die allerdings keinen Sinn machte. Niemand außer Pinho und dessen Sekretärin wussten, dass er in Lissabon war. Und schon gar nicht, weshalb. Aber der Polizist in ihm ließ sich nicht von seiner Wahrnehmung abbringen. Er fühlte sich durch den Bärtigen beobachtet.

Durst hin oder her, er entschied, vor bis ins Baixa-Viertel zu gehen, um dort in der anonymen Menschenmasse unterzutauchen. So schnell es die Hitze erlaubte, marschierte er die Rua Nova do Carvalho entlang, bis andere Gedanken das Gefühl der unerklärbaren Anspannung ablösten. Ja, es gab weiß Gott wichtigere Dinge, mit denen er sich beschäftigen sollte!

Er besaß nun ein Haus, mitten in Lissabon.

Nein, korrigierte er sich. Er konnte ein Haus in Besitz nehmen. Noch hatte er nichts unterzeichnet. Vor allem wegen der Klausel. Dieser eigenwilligen Auflage, auf die sein Onkel so großen Wert legte. Gewissermaßen aus dem Jenseits heraus diktierte Martin seine Bedingungen, die der Notar bei der Verlesung des Testaments mehrfach wiederholt hatte. Henrik wusste nicht, was er davon halten sollte. Er kam sich hilflos vor.

Von Pinhos Monolog waren ihm nur ein paar Brocken im Gedächtnis geblieben. Unter anderem den steuerlichen Kram betreffend. Begrifflichkeiten, die für gedankliche Wirren gesorgt hatten, ohne dass er sich an Details erinnerte. Dazu hatte ihm die Konzentration gefehlt. Einziges Fazit: Er fühlte sich mit allem überfordert und brauchte Zeit zum Nachdenken. So hatte er es dem Notar gesagt. Drei Worte. Ich muss nachdenken!

Mehr war nach der Testamentsverlesung nicht über seine trockenen Lippen gekommen. Artur Pinho hatte verständnisvoll gelächelt und ihm eine Zigarre angeboten, die er kopfschüttelnd ablehnte.

»Melden Sie sich, wenn Sie so weit sind, aber zögern Sie nicht zu lange!«, hatte Pinho ihm mit auf den Weg gegeben.

Zögern Sie nicht zu lange.

Nach fünf Minuten Fußmarsch erreichte Henrik die Praça do Comércio, den prächtigen Exerzierplatz, direkt am Fluss gelegen, von wo man durch den Arco da Rua Augusta, den pompösen Triumphbogen, in das weltberühmte Einkaufsviertel gelangte. In der Mitte des sonnenüberfluteten Karrees ragte die Reiterstatue Josés I. in den wolkenlosen Himmel. Dahinter brandete der Tejo gegen die Kaimauer, der an dieser Stelle bereits zu e