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Gullivers ReisenOverlay E-Book Reader

Gullivers Reisen

Roman | Jonathan Swift

E-Book (EPUB)
2017 Manesse Verlag
704 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-22500-1

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€ 19,99

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Nie war er aktueller als heute - Swifts «Gulliver» in der gültigen deutschen Übersetzung
Gullivers Reisen nach Lilliput und zu den Riesen kennt jedes Kind. Und doch ist Swifts Fantasy-Saga vor allem ein eindrucksvolles Leseabenteuer für Erwachsene - tiefsinnig, amüsant, subversiv und desillusionierend -, eine zeitlos gültige Generalabrechnung mit menschlicher Dummheit und Selbstüberschätzung, ja eine besonders frühe Form der Polit-Satire: Die mit unerschöpflicher Fabulierlust bis ins Detail realistisch gestalteten Erlebnisse Gullivers in fremden Reichen sind gespickt mit polemischen Seitenhieben auf Staat, Kirche oder Rechtswesen.

Ein Klassiker, wie er gegenwärtiger gar nicht sein könnte!

Jonathan Swift (1667-1745) studierte Theologie in Dublin und wurde anglikanischer Geistlicher. Mit zahlreichen Flugschriften und ersten satirischen Erzählungen nahm er Stellung zu kirchlichen und politischen Themen. «Gulliver's Travels», die 1726 zunächst anonym erschienen, wurden zu einem überwältigenden Publikumserfolg und machten ihn zum bis heute bedeutendsten englischsprachigen Satiriker.



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1. Kapitel

Der Verfasser gibt Auskunft über seine Person und seine Familie sowie über seine ursprüngliche Veranlassung zu reisen. Er erleidet Schiffbruch und schwimmt um sein Leben, erreicht sicher die Küste von Lilliput, gerät in Gefangenschaft und wird ins Landesinnere verbracht.

Mein Vater besaß ein kleines Gut in Nottinghamshire; von seinen fünf Söhnen war ich der dritte. Als ich vierzehn Jahre alt war, schickte er mich nach Cambridge auf das Emmanuel College3, wo ich drei Jahre blieb und mich in meine Studien vertiefte. Indes belastete mein Unterhalt (obschon der mir gewährte Zuschuss äußerst knapp war) seine beschränkten Mittel allzu schwer, weshalb er mich bei dem berühmten Londoner Wundarzt Mr. James Bates in die Lehre gab, bei dem ich mich vier Jahre aufhielt, während deren mir mein Vater ab und an kleinere Summen Geldes zukommen ließ, welche ich darauf verwandte, die Navigation zu erlernen und mir noch andere mathematische Kenntnisse anzueignen, die einem jeden, der zu reisen vorhat, nützlich sind, war ich doch seit jeher überzeugt, dass früher oder später das Reisen mein Los sein würde. Nachdem ich den Mr. Bates verlassen hatte, kehrte ich zurück zu meinem Vater, verschaffte mir mit seiner und der Hilfe meines Onkels John sowie dank einiger anderer Verwandter vierzig Pfund nebst der Zusage auf weitere dreißig Pfund im Jahr - für meinen Lebensunterhalt in Leiden.4 Dort widmete ich mich zwei Jahre und sieben Monate lang dem Studium der Heilkunde, denn ich war überzeugt, dass mir dieselbe auf ausgedehnten Seereisen von Nutzen wäre.

Nicht lange nach meiner Rückkehr aus Leiden empfahl mich mein gütiger Lehrmeister Mr. Bates dem Kapitän der «Swallow», Abraham Pannell, als Schiffsarzt; dort blieb ich dann drei Jahre und ein halbes und nahm an mehreren Fahrten nach der Levante und anderen Gegenden teil. Wieder daheim, fasste ich auf Zureden meines Lehrmeisters Mr. Bates, der überdies nicht wenige Patienten zu mir schickte, den Entschluss, mich in London niederzulassen. Ich mietete ein kleines Haus in der Old Jewry5, und weil man mir zu einer Änderung meines Familienstandes geraten hatte, heiratete ich Mrs. Mary Burton6, die zweite Tochter des Strumpfwarenhändlers Mr. Edmond Burton aus der Newgate Street, von dem ich eine Mitgift von vierhundert Pfund erhielt.

Allein, zwei Jahre später starb mein braver Meister Bates, und weil ich nur wenige Freunde besaß, so gingen meine Geschäfte allmählich immer schlechter, denn mein Gewissen wollte es nicht dulden, dass ich mich der üblen Gepflogenheiten allzu vieler meiner Zunftgenossen befleißigte. Nachdem ich mich also mit meinem Weibe und einigen Bekannten beratschlagt hatte, beschloss ich, abermals zur See zu gehen. Ich heuerte nacheinander auf zwei Schiffen als Wundarzt an und machte sechs Jahre lang mehrere Reisen nach den beiden Indien7, was mir zu einem gewissen Zuwachs meines Vermögens verhalf. Die freien Stunden brachte ich mit der Lektüre der besten Schriftsteller des Altertums sowie der Neuzeit zu, war ich doch allemal mit einer stattlichen Anzahl von Büchern versehen; weilte ich indes an Land, so unterhielt ich mich damit, die Sitten und die Wesenszüge der Menschen zu beobachten und ihre Sprachen zu erlernen, was mir dank meines ausgezeichneten Gedächtnisses mit Leichtigkeit gelang.

Doch meine letzte Reise stand unter keinem guten Stern, und darum verging mir die Lust an der Seefahrt, und ich beschloss, fortan daheim zu bleiben bei meinem Weibe und den Meinen. Ich gab das Haus in der Old Jewry auf und zog erst in die Fetter Lane und dann nach Wapping8, denn ich hoffte, dort unter den Seeleuten Patienten zu gewinnen, doch diese Rechnung ging nicht auf. Nachdem ich drei Jahre lang vergeblich darauf gehofft hatte, dass sich die Dinge zum Besseren wenden möchten, nahm ich ein vorteilhafte