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Erotika Biblion

Neu bearbeitete Ausgabe (Klassiker der ofd edition) | Honoré Gabriel de Riqueti

E-Book (EPUB)
2016 Books On Demand
Auflage: Neu bearbeitete Ausgabe
158 Seiten; ab 18 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7412-6540-2

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Bei der "Erotika Biblion" von Honoré Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau, die erstmals 1783 erschienen ist, handelt es sich um eine Geschichte der sexuellen Abartigkeiten und Ausschweifungen der Menschheit - mit besonderem Augenmerk auf biblische Quellen. Kapitel um Kapitel widmet sich Mirabeau Themen, die - nicht nur zu seiner Zeit - für viele Zeitgenossen ein Tabu darstellten, etwa sexuelle Maßlosigkeit, Masturbation, gleichgeschlechtliche Liebe oder Prostitution. Hier liegt das Werk über die Perversitäten der alten Völker, das seinerzeit einen Sturm der Entrüstung auslöste, in einer neu bearbeiteten Fassung vor. Wie bei allen Werken der ofd edition wurde die ursprüngliche Druckfassung nicht automatisiert kopiert, sondern sorgfältig editiert und der aktuellen Rechtschreibung angepasst.

Honoré Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau (1749 - 1791) war Publizist und ein bedeutender französischer Politiker. Er galt als begnadeter Redner, der den Verlauf der Französischen Revolution entscheidend beeinflusste. Neben Schriften politischen Inhalts verfasste Mirabeau auch erotische Literatur. Da er mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten und auch inhaftiert wurde, befürchtete er, weitere Schwierigkeiten zu bekommen. Er veröffentlichte diese Schriften daher nicht unter seinem eigenen Namen.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

I. Anagogie


Bekanntlich1 haben unter den zahllosen Ausgrabungen der Altertümer von Herkulanum die Handschriften die Geduld und den Scharfsinn der Künstler und Gelehrten erschöpft. Die Schwierigkeit besteht in dem Aufrollen der seit zweitausend Jahren durch die Lava des Vesuvs halbvernichteten Schriften. Sowie man sie berührt, zerfällt alles in Staub.


Indessen haben ungarische Mineralogen, die geduldiger und gewandter als die Italiener sind, Vorteile aus den Erzeugnissen zu ziehen, die der Mutterschoß der Erde darbietet, der Königin von Neapel ihre Dienste angeboten. Die Fürstin, eine Freundin aller Künste, die den Wetteifer geschickt anzufeuern versteht, hat die Künstler liebenswürdig aufgenommen. Sie aber stürzten sich auf diese unsäglich schwierige Arbeit.


Zuerst kleben sie eine dünne Leinwand über eine dieser Rollen. Wenn das Leinen trocken ist, hängt man es auf und legt gleichzeitig die Rolle auf einen beweglichen Rahmen, um ihn unmerklich zu senken, je nachdem die Abwicklung vor sich geht. Um sie zu erleichtern, streicht man mit einem Federbart einen Faden Gummiwassers auf die Rolle, und allmählich lösen sich Teile davon ab, um sich unverzüglich auf die ausgespannte Leinwand zu leimen.


Diese mühselige Arbeit nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass man im Laufe eines Jahres kaum einige Blätter abrollen kann. Die Unannehmlichkeit, nur allzu oft Handschriften zu finden, die nichts enthalten, hätte auf dieses schwierige und mühselige Unternehmen verzichten lassen, wenn so viele Anstrengungen nicht schließlich durch die Entdeckung eines Werkes belohnt worden wären, das bald den Scharfsinn von einhundertfünfzig Akademien Italiens herausgefordert hat2.


Es handelte sich um eine mozarabische Handschrift, die geschrieben ist in den fernen Zeiten, in denen Philippus von der Seite des Eunuchen von Candacia fortgeraubt wurde3; wo Habacuc, an den Haaren4emporgetragen, Daniel das Mittagbrot fünfhundert Meilen weit trug, ohne dass es kalt wurde, wo die beschnittenen Philister sich Vorhäute machten5, wo Hintern von Gold Hämorrhoiden heilten6 ..... Ein gewisser Jeremias Shackerley, ein Rechtgläubiger laut der Handschrift, nutzte die Gelegenheit für sich aus.


Er war gereist, und von Vater auf Sohn war nichts in der Familie, einer der ältesten auf der Welt, verlorengegangen, da sie nicht unzuverlässige Überlieferungen aus dem Zeitabschnitt aufbewahrte, in denen die Elefanten die kältesten Teile Russlands bevölkerten, Spitzbergen wundervolle Orangen hervorbrachte, England nicht von Frankreich getrennt war, und in denen Spanien noch am Festland von Kanada hing durch das große, Atlantis geheißene Land, dessen Namen man kaum bei den Alten wiederfindet, das uns aber der scharfsinnige Herr Bailly so gut zu schildern weiß.


Shackerley wollte auf einen der entferntesten Planeten, die unser System bilden, gebracht werden7, doch setzte man ihn nicht auf dem Planeten selber nieder, sondern lud ihn auf dem Ring des Saturn ab. Dieser ungeheure Himmelskörper war noch nicht in Ruhe. Auf seinen niedrig gelegenen Teilen gab es tiefe und stürmische Meere, reißende Sturzbäche, strudelnde Gewässer, beinahe immerwährende Erdbeben, die durch das Einsinken von Höhlen und häufige Vulkanausbrüche hervorgerufen wurden, wirbelnde Dampf- und Rauchsäulen, Stürme, die unaufhörlich durch die Erschütterungen der Erde und ihren wütenden Anprall gegen die Gewässer der Meere erregt wurden, Überschwemmungen, Austreten der Flüsse, Sintfluten Lava-, Erdpech-, Schwefelströme, die die Gebirge verheerten und sich in die Ebenen stürzten, wo sie die Gewässer vergifteten; das Licht aber war durch Wasserwolken, durch Aschenmassen, durch glühende Steine, die die Vulkane auswarfen, verdunkelt .... Also sah es auf diesem noch ungestalten Planeten aus. Einzig der Ring war bewohnbar. Sehr viel dünner und mehr abgekühlt erfreute er sich bereits seit