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Geschichten aus Wichtelby

M. C. Hermann

E-Book (EPUB)
2019 Twentysix
124 Seiten; ab 8 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7407-0940-2

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Die Wichtel von Wichtelby lieben Ruhe und Ordnung. Ausgenommen Lionel Fliegenbein, Tunichtgut und eingefleischter Faulenzer. Immer auf der Flucht vor drohender Arbeit, stiftet er Chaos, streitet sich mit seinem Lieblingsfeind Janne Weberknecht oder träumt von seinem Schwarm, dem Wichtelfräulein Thomasin Silbermond. Dabei schlittert er von einer Katastrophe zu nächsten, was nicht selten peinlich für ihn endet. Doch wer weiß: Wer zuletzt lacht ...

M.C. Hermann lebt in Kiel und schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene. Außerdem Texte für Rundfunksendungen der ARD.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Das Teekränzchen

Eine der vornehmsten und wichtigsten Damen von Wichtelby war Madame Mondschein. Das kam nicht nur daher, dass sie - obwohl nicht mehr jung - sehr gut aussah mit ihrer Stupsnase und ihrem vollen, lockigen Haar und sich immer sehr auffällig und schick kleidete - manche Leute behaupteten, sie würde es übertreiben und sich in ihrem Alter fast ein wenig lächerlich machen -, nein, es lag vor allem daran, dass sie sehr klug war. Viele Wichtel suchten ihren Rat, wenn sie ein Problem hatten, egal, ob es um die Erziehung der Wichtelkinder, Gartengestaltung oder Angelegenheiten, die das ganze Dorf betrafen, ging. Immer wurde sie um ihre Meinung gebeten, und sie hatte eine Menge zu sagen, in doppeltem Sinne. Im Laufe der Zeit war sie fast so etwas wie die Bürgermeisterin von Wichtelby geworden, obwohl alle Wichtel abgestritten hätten, dass es solch ein Amt überhaupt gab.

Für alle Wichtelkinder war Madame Mondschein eine Respektsperson, denn sie unterrichtete sie in ihrem Garten, brachte ihnen Lesen, Schreiben, Rechnen und all das bei, was man nicht so einfach im täglichen Leben lernt. Woher Madame Mondschein so viel wusste, war unbekannt. Es hieß, sie sei früher viel herumgekommen, bevor sie sich in Wichtelby niedergelassen hatte und kurz darauf Mutter geworden war. Ihre Tochter, Thomasin Silbermond, hatte keinen Vater, und darüber wurde viel gemunkelt im Dorf, aber auf ihr Ansehen hatte das keinen Einfluss. Madame Mondschein war der Mittelpunkt des dörflichen Gesellschaftslebens, und niemand stellte diese Tatsache infrage.

Von Zeit zu Zeit, genauer gesagt, jede Woche, lud sie einige Damen von Wichtelby zu sich ein, um mit ihnen in ihrem Garten Tee zu trinken und zu schwatzen. Nicht immer alle Damen des Dorfes auf einmal, denn so groß war der Garten nicht, sondern abwechselnd, sodass sich niemand benachteiligt fühlen musste. Sie wusste genau, wie wichtig es war, auf alle zu achten und auf jeden einzugehen, und danach handelte sie auch. Und die Damen von Wichtelby achteten eifersüchtig darauf, dass keine bevorzugt und öfter eingeladen wurde als andere oder womöglich gar nicht. Von Madame Mondschein übergangen zu werden, galt als Katastrophe.

Diese Teekränzchen machten viel Arbeit, daher bat Madame Mondschein meistens ihre Tochter oder das eine oder andere Wichtelfräulein aus der Nachbarschaft um Hilfe. Eines Tage jedoch waren alle jungen Wichteldamen, die infrage kamen, verhindert. Nicht einmal ihre eigene Tochter Thomasin konnte Madame Mondschein auftreiben, denn diese war sehr unabhängig, lebte für sich und entzog sich gern den Pflichten des gesellschaftlichen Lebens.

In ihrer Verzweiflung dachte Madame Mondschein schon daran, das Teekränzchen diesmal ausfallen zu lassen - was sehr unangenehm gewesen wäre, weil es den festgefügten und sorgfältig ausgeklügelten Einladungsplan in Gefahr gebracht hätte -, da klopfte Lionel Fliegenbein an ihre Tür. Er hatte Hunger und hoffte auf ein paar nahrhafte Gaben, auch wenn er dafür irgendeine Arbeit erledigen müsste. Daran konnte man sehen, wie hungrig er war.

"Lionel!", rief Madame Mondschein, nachdem sie bei seinem Anblick kurz überlegt hatte. "Du kommst mir gerade recht. Du kannst mir dabei helfen, die Damen bei meinem Teekränzchen zu bedienen." Daran kann man sehen, wie verzweifelt sie war, denn die Vorstellung, den angesehenen Damen von Wichtelby von Lionel Fliegenbein Tee und Kuchen servieren zu lassen, war, nun ja, kurios. Aber sie hatte keine große Wahl und sie entschied sich für das kleinere Übel.

Das kleine Übel war entrüstet. "Ich soll ein Teekränzchen bedienen? Verzeihung, aber das geht nicht. Was würden die anderen Wichtel dazu sagen, wenn sie das erführen?"

"Papperlapapp!", sagte Madame Mondschein. "Sie werden dich um deine gesellschaftlichen Beziehungen beneiden, Lionel, denn dadurch verkehrst du in den höchsten Kreisen von Wichtelby."

Lionel überlegte. Etwas Ansehen