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Der Bergdoktor 1929

Das Wunder von St. Christoph | Andreas Kufsteiner

E-Book (EPUB)
2018 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
64 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-6568-9

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Das Wunder von St. Christoph - Das Lachen ihres Kindes holte Marie ins Leben zurück


Ehrfürchtig und mitleidig zugleich schaut Daniel Helmberger auf die schlafende Frau vor ihm. Wie schön sie ist - und wie blass!, denkt er. Schon seit Monaten liegt Marie, die Bäuerin auf dem Erler-Hof, im Wachkoma. Eigentlich glaubt kaum jemand, dass sie noch einmal aufwachen wird. Doch der junge Zimmermann auf der Walz mag das nicht hinnehmen. Irgendetwas muss man doch für Marie tun können!

'Du solltest ihr was vorlesen', schlägt der Bergdoktor Daniel vor, als der ihn um Rat fragt. 'Vielleicht dringst du so zu ihr durch.'
Und so sitzt Daniel nach Feierabend Stunde um Stunde an Maries Bett und liest der schlafenden Bäuerin ihre Lieblingsbücher vor. Doch leider scheint sich an ihrem Zustand nichts zu ändern - bis durch das geöffnete Fenster das Lachen ihrer fünfjährigen Tochter zu ihnen hereindringt ...



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

»Mistwetter, elendes!«

Grimmig rückte Ludwig Sirch seinen Stuhl näher an die Heizung heran. In seinem Büro war es so kalt, dass er mit Mütze und Handschuhen am Schreibtisch saß und trotzdem fror. Durch die Fensterritzen pfiff der Wind herein, und die Heizung brachte kaum mehr Wärme als der Gletscher droben am Feldkopf. In den Rohren klopfte und rumorte es.

Ausgerechnet jetzt musste die einzige Wärmequelle der Dienststelle ihren Geist aufgeben! Draußen war es sicher nicht »wärmer« als zehn oder fünfzehn Grad unter null! Der Monteur war bestellt, hatte jedoch erst am nächsten Vormittag Zeit.

Hoffentlich halten die Rohre noch so lange durch, ohne einzufrieren, sorgte sich der Gendarm. In Sibirien kann es momentan kaum kälter sein als hier bei uns.

Er beugte sich tiefer über seinen Schreibtisch und tippte den Bericht ein, den er an diesem Abend zu Ende bringen wollte. Der Kaffee in seinem Becher war längst kalt geworden. Er überlegte, ob er sich einen zweiten zubereiten sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Zu viel Koffein würde nur dazu führen, dass er die ganze Nacht schlaflos durch seine Wohnung tigerte.

Nein, besser, er sputete sich und machte Feierabend für heute. Schließlich wartete daheim nicht nur seine Badewanne auf ihn, sondern auch ein Hörspiel im Radio. Im warmen knisternden Badeschaum einem Abenteuer lauschen - darauf freute er sich schon den ganzen Tag.

Flink wirbelten seine Finger über die Tasten des Computers. Dann drückte er auf die Speichertaste. Das Symbol drehte und drehte sich, ohne dass etwas geschah. Sein Rechner war ein bisschen schwach auf der Brust und brauchte immer ewig, um ein Dokument abzuspeichern.

Bei den Großkopferten in der Zentrale war der Posten von St. Christoph nicht mehr als eine Fußnote. Finanzielle Mittel tröpfelten immer nur zu ihnen durch. Vermutlich lag das auch daran, dass hier im Zillertal kaum jemals ein Verbrechen verübt wurde.

Ludwig war stolz darauf, dass er selten mehr zu tun hatte, als einen Zank unter Bauern zu schlichten oder ein verschwundenes Huhn zu suchen, das dann meistens vom Fuchs geholt worden war. Als Gendarm fühlte er sich für die Sicherheit der Dorfbewohner verantwortlich, und diese Aufgabe nahm er sehr ernst. Er hatte ein Herz aus Gold, konnte aber kräftig wettern, wenn er es für notwendig hielt.

Sein Büro war sehr aufgeräumt, jede Akte hatte ihren festen Platz. Auf dem Fensterbrett staubten einige Kakteen vor sich hin.

Vor den Fenstern des Gendarmerie-Postens war es bereits dunkel. Schneeflocken trieben vorbei. In dem Wirbel waren die Berge nicht einmal mehr auszumachen. Lediglich einige Lichter des Dorfes schimmerten durch die Dunkelheit herüber wie einsame Schiffe auf einem sturmgepeitschten Meer.

St. Christoph war eine kleine Gemeinde in einem hoch gelegenen Seitenarm des Zillertals. Hier herauf führte nur eine einzige Straße, und die war schmal und steil genug, um im Winter öfter von Schneeverwehungen und umgestürzten Bäumen versperrt zu sein.

Die Gebirgler waren daran gewöhnt und trugen es mit Fassung. Warum sich auch darüber aufregen? Das änderte schließlich nichts.

Ludwig Sirch war hier aufgewachsen und liebte seine Heimat. Auch wenn das Wetter und die Berge im Alltag häufig eine Herausforderung darstellten, hätte er nirgendwo anders leben wollen.

Er war schon seit vielen Jahren Gendarm. Während der warmen Jahreszeit fuhr er mit seinem Motorrad auf Streife, doch im Winter musste er notgedrungen auf den Dienstwagen umsteigen, auch wenn es ihm schwerfiel. Sein »Maschinerl« fehlte ihm. Er zählte schon die Wochen im Kalender, bis er es wieder hervorholen konnte.

Auf dem Schreibtisch seines Assistenten lag eine angebrochene Packung Kekse. Ludwig knurrte der Magen. Er zögerte kurz, dann langte er zu und nahm sich einen Keks.

Bäh, das süße Teilchen fühlte sich nicht nur an wie Pappe, es schmeckte auch so! Hastig spülte