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G. F. Unger Sonder-Edition 159

Stunde des Stolzes | G. F. Unger

E-Book (EPUB)
2019 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
80 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-7758-3

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G. F. Unger
Stunde des Stolzes

Nicht immer kann ein Mann allem Verdruss aus dem Wege gehen. Er kann nicht immer einen Bogen um alle Schwierigkeiten schlagen. Und er kann auch nicht immer Kompromisse schließen.
Irgendwann erkennt ein Mann, dass er sich entscheiden muss, ganz klar und eindeutig. Und wenn es dabei ums Leben geht, dann hängt diese endgültige Entscheidung vom Stolz des Mannes ab.
Kirby Wagoner war solch ein Mann, der sich entscheiden musste. Er entschied sich in einer einsamen Stunde, der Stunde des Stolzes. Denn Kirby Wagoners Stolz ließ es nicht zu, dass er sich damals anders entschied.
Es begann 1872 in Kansas, und Kirby Wagoner war Marshal der Treibherdenstadt 'Two Dance'...

Lesen Sie in der G.F. UNGER SONDER-EDITION erstmals die Leih- und Taschenbücher des großen Western-Autors in einer 80-seitigen, ungekürzten Romanheft-Fassung!



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Es begann 1872 in Kansas.

Kirby Wagoner war Marshal der Treibherdenstadt »Two Dance«.

Andy Scott und Morg Callaghan sitzen schon eine Weile traurig und verbittert auf der obersten Stufe der Saloon-Veranda, und so sehr sie auch ihre Blicke in die Runde schweifen lassen, es ist nichts zu sehen, was ihnen Hoffnungen machen könnte.

Nach einer Weile sagt Andy Scott hoffnungsvoll: »Der Barmann hatte gestern Zahnschmerzen und bewilligte uns sicherlich deshalb keinen Kredit mehr. Wenn wir es jedoch heute noch einmal versuchen würden ...«

Er verstummt seufzend.

Sein riesiger Freund Morg brummt zweifelnd, erhebt sich dann jedoch langsam. Andy aber springt wie ein behänder Terrier auf die Beine, und als er neben seinem Freund steht, muss er seinen Kopf weit in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können.

Morg blickt bitter auf ihn nieder. »Versuchern können wir es ja mal«, brummt er, wendet sich ab und stößt die Schwingtür des Two Dance Palace auf.

Da zurzeit keine Treibherden vor der Stadt auf die Verladung warten, ist die Stadt wie ausgestorben. Mike Brown, dem sonst ein halbes Dutzend Gehilfen hinter der Theke helfen, steht heute allein hinter dem fünfundzwanzig Yards langen Schanktisch und blättert in einem Katalog für Damenbekleidung. Als die beiden Männer eintreten, hebt er den Kopf und blickt sie grimmig an. Mike Brown ist ein starker und mit gewaltigen Muskeln bepackter Ex-Preiskämpfer.

»Oh, ihr beiden Strolche«, sagt er dann, »kommt ihr eure Schulden bezahlen? Ihr wisst genau, dass Mister Sheridan mir den Kopf abreißen wird, wenn er euer Schuldkonto sieht.«

Andy und Morg haben indes den Schanktisch erreicht, und sie tun ganz so, als hätte Mike Brown überhaupt nicht gesprochen.

»Ist der Zahn heraus?«, fragt Andy freundlich.

Mike Brown zuckt sofort zusammen und steht einige Sekunden wie versteinert da. Plötzlich geht ein deutliches Zittern durch seinen mächtigen Körper.

»Ouuuh!«, stöhnt er. Und dann starrt er Andy Scott an wie eine große Bulldogge einen kleinen Dackel. »Du verdammtes Eichhörnchen«, grollt er böse, »warum hast du mich an meinen Zahn erinnert? Ich hatte ihn vergessen, und er hatte sich gewissermaßen zur Ruhe gelegt und sich überhaupt nicht mehr gemuckt. Und just im selben Moment, da du mich nach meinem Zahn fragtest, war er wieder wach. Ouuuuh, ich hätte Lust, dir die Fledermausohren abzureißen, du Knilch!«

Er legt sich die Hand gegen die Wange und starrt Andy Scott dabei unentwegt böse an.

»Komm, Morg«, sagt Andy bitter, »dieser Barbulle wird nie begreifen, dass er seine Zahnschmerzen immer nur dann bekommt, wenn er uns einen Whisky abschlägt.«

Er grinst Mike Brown schadenfroh an und sagt mit falscher Freundlichkeit: »Der Zahn soll dich jucken, bis dein steinernes Herz so weich wie Pudding wird.«

Mit diesen Worten wendet sich Andy ab. Morg will ihm folgen. Doch Mike Brown knurrt: »Halt, Jungs!«

Sie wenden sich ihm wieder zu. »Wir können es mal ausprobieren«, sagt Mike Brown gepresst. »Ich spendiere euch einen Whisky auf meine Kosten. Wenn der Zahn sich dann wieder zur Ruhe legt, ist alles gut. Wenn er jedoch nicht aufhört mit dem Schmerz, dann ...«, er bricht ab und überlegt erst einmal drei Sekunden, » ... dann bekomme ich eure Hosen«, sagt er rau.

Andy und Morg blicken sich an und überlegen. Sie sehen ziemlich verwildert und heruntergekommen aus. Das ist kein Wunder, denn sie haben die letzten sechs Monate in der Wildnis verbracht und Wildpferde gejagt. Sie haben ein prächtiges Rudel gefangen, es eingebrochen und einigermaßen zugeritten. Vor drei Tagen haben sie dieses Pferde-Rudel nach Two Dance gebracht und für einen guten Preis verkauft.

Und gestern hatte Andy Scott beim Poker vier Asse und eine Zehn in der Hand. Auf dieses Blatt setzten sie dann alles, was sie besaßen, ihr ganzes Geld, ihre Pferde, ihre Sättel, ihre Waffen und sogar Andys versilberte