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Das Gefühl von SommerblauOverlay E-Book Reader

Das Gefühl von Sommerblau

Roman | Hannah Tunnicliffe

E-Book (EPUB)
2018 Diana Verlag; Panmacmillan Australia
336 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21096-0

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Max wird vierzig und lädt seine Freunde in sein Haus in der Bretagne ein. Mit ihnen möchte er ein Wochenende lang tanzen, trinken und lachen. Und er will ihnen sein Geheimnis verraten ... Juliette hat für ihre pflegebedürftigen Eltern ihr gefeiertes Restaurant in Paris aufgegeben. Ihre große Leidenschaft ist das Kochen und Backen. Zurück in der bretonischen Heimat braucht sie einen Neuanfang - und Max eine Köchin für seinen Geburtstag. Sie ahnen beide nicht, was das Schicksal an diesem Wochenende für sie bereithält.

Hannah Tunnicliffe wurde in Neuseeland geboren. Sie studierte Sozialwissenschaften und lebte danach in Australien, England, Macao und Kanada. Sie arbeitete zunächst in der Personalwirtschaft und als Karriere-Coach und wandte sich dann ihrem Traum, dem Schreiben, zu. Mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie heute in Sydney, Australien. Nach Der Duft von Tee ist Der Geschmack von Salz und Honig der zweite Roman der Autorin im Diana Verlag.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Zwei Jahre früher - Deux ans plus tôt

Juliette

Als Juliette erwacht, riecht sie den Duft welkender Rosen. Sie waren rosa, als sie sie bekommen hat, doch jetzt haben sie die Farbe gebräunter Sommerhaut angenommen, und die Blütenblätter fallen von den Stängeln. Sie ist spät dran. Zu spät. Ausgerechnet an diesem Tag der Tage. Sie wirft einen Blick auf die Wanduhr, springt aus dem Bett und flucht: Merde, merde, merde. Sie hastet an den Blumen mit den herabhängenden Köpfen vorbei, sodass sich noch mehr Blütenblätter auf dem ungemachten Bett und dem Boden verteilen wie Hochzeitskonfetti.

Sie duscht rasch, das Haar zu einem losen Knoten gebunden. Sie trocknet sich schnell und notdürftig ab. Das Handtuch ist dünn und könnte mal ersetzt werden. Putzt sich die Zähne. Runzelt die Stirn beim Anblick ihres Gesichts, das von den vielen Abenden in der Küche blass und ganz zerknittert ist. Verteilt mit schneller, leichter Hand Make-up, zu viel, es wird sich in der Landkarte ihrer Haut - Flüsse und andere Grenzlinien - festsetzen. Mascara. Rouge, um nicht so müde auszusehen. Sie kämmt ihr Haar aus. Es ist bis über die Schultern gewachsen. Die Enden sind nicht in Topform, genau wie ihre Nerven, doch wenn sie es hochsteckt, sieht man es nicht.

Juliette bleibt mit dem Daumen in der ersten Strumpfhose hängen. Sie flucht erneut und inspiziert den Nagel, der kurz und rissig ist. Mit dem zweiten Paar ist sie vorsichtiger, lässt sich Zeit, obwohl ihr Herz vor Ungeduld in ihrer Brust rumpelt und drängelt. Zieht Kleid und Stiefel an und ist aus der Tür. Die Handtasche über der Schulter schwingt wie ein Pendel. Das Handy in der Hand. Sie schickt Louis eine SMS, entschuldigt sich, während sie durch das Treppenhaus nach unten eilt: Pardon! Arrive bientôt. J.

Ihre Stiefel machen klack!, klack!, klack! auf den Stufen. Als wollten sie sie ausschimpfen.

Madame Deschamps öffnet ihre Tür, als Juliette vorbeieilt. Sie zieht ihren Morgenmantel enger um sich und tritt einen Schritt zurück. Juliette hat keine Zeit, stehen zu bleiben und Nettigkeiten auszutauschen. Ihre Stiefel führen sie die Treppe hinunter, diese altehrwürdige sich kringelnde Wirbelsäule, und aus der Haustür hinaus auf die Straße.

Draußen ist das Morgenlicht grau und kontrastlos, und die Welt riecht nach Beton und Hundepisse und gebackenem Teig aus dem Block nebenan, und Juliette schnuppert unwillkürlich. Sie weiß, dass Henri in der boulangerie ist, bedeckt mit Schweiß und Mehl, weiß, dass er die Hintertür geöffnet hat, um etwas Luft hereinzulassen, ganz gleich, wie sie riecht, und die kühle Liebkosung auf seiner geröteten kribbelnden Haut zu spüren. Juliette weiß, dass er einen Espresso trinkt, schwarz und ohne Zucker, dass er ihn genießt wie einen Kuss und jedem von der Belegschaft, der sich ihm nähert, ein foutre le camp! an den Kopf wirft, bis er fertig ist, bis er sich neu belebt fühlt. Juliette ist natürlich willkommen. Sie sprechen über Mehl und Backhefe und über ein Dasein ohne Zigaretten und über Henris Hund, der alles für ihn ist und ein schlimmes Bein hat. Wenn sie nicht so spät dran wäre, könnte sie ihm jetzt Gesellschaft leisten und den Zigaretten nachtrauern und den Hund loben. Aber heute geht das nicht.

Juliette eilt an den Männern vorbei, die ihre Stände für den Markt aufbauen. Manche rufen ihr etwas zu, andere nicken mit den Köpfen. Kisten werden geöffnet und Lastwagen stehen mit Ladungen von Fisch und Krabben herum, mit frühen Beeren, Bündeln von süßem, zitronigem Sauerampfer, mit Schokolade, Käse, Öl und Essig in schlanken grünen Flaschen, Blumen mit lieblich duftenden Köpfen in den Farben von Süßwaren. Juliette weicht einem erschöpft aussehenden Touristen mit einer Kamera aus, die an einem Riemen um seinen Hals hängt.

Es ist nur ein kurzer Gang bis zur Metro-Station Place Monge, anderthalb Blocks.