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»Ein Sommer wie seither kein anderer«Overlay E-Book Reader

»Ein Sommer wie seither kein anderer«

Wie in Deutschland 1945 der Frieden begann – Zeitzeugen berichten - Ein SPIEGEL-BUCH | Hauke Goos; Alexander Smoltczyk

E-Book (EPUB)
2021 Deutsche Verlags-anstalt
240 Seiten; mit zahlreichen Abbildungen
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-27586-0

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Prominente Zeitzeugen erinnern sich an das Ende des Zweiten Weltkriegs: Wie Deutsche den Friedenssommer 1945 erlebten
Der 9. Mai 1945 war, nach fast sechs Jahren Krieg, der erste Friedenstag in Europa - und der Beginn eines Sommers, der bestimmt war von Aufbruch, Trauer und Lebensgier. Die Bombenangriffe waren vorbei, die Väter und Ehemänner häufig tot oder in Gefangenschaft, die Kinder und Jugendlichen sich selbst überlassen, die Zukunft war ungewiss. Für alle waren es Wochen der Not, für die meisten auch der Scham: Zu Massenvergewaltigungen und Vertreibungen kam die Erkenntnis, dass die besiegten Deutschen nicht nur Opfer waren, sondern eine historische Schuld auf sich geladen hatten. Aus bewegenden Dokumenten und Erinnerungen heute noch lebender Zeitzeugen wie Klaus von Dohnanyi, Martin Walser, Theo Sommer u.a. zeichnen Hauke Goos und Alexander Smoltczyk ein Bild dieses Sommers. In den vielen Stimmen dieses Buches wird nicht nur der Beginn des Friedens noch einmal hautnah erlebbar, es wird auch deutlich, wie prägend er war für all das, was später kam. Aufwändig gestaltet und vierfarbig bebildert.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Georg Stefan Troller

Zur Person: Georg Stefan Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien geboren. Sein Vater hatte in Brünn ein Pelzgeschäft besessen, war dann aber mit der Familie nach Wien gezogen. Troller machte zunächst eine Lehre als Buchbinder. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich floh er im Alter von 16 Jahren in die Tschechoslowakei und von dort nach Frankreich, wo er bei Kriegsausbruch interniert wurde. Als er 1941 das dafür erforderliche Visum bekam, ging er in die USA. 1943 wurde Troller zum Kriegsdienst eingezogen, er war an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und der Stadt München beteiligt. Weil er Deutsch sprach, wurde er von der U. S. Army zur Vernehmung deutscher Kriegsgefangener eingesetzt. Nach Kriegsende studierte Troller in den USA Anglistik und Theaterwissenschaft, kehrte dann aber nach Europa zurück. Für den WDR produzierte er von 1962 an jahrelang das »Pariser Journal« und, nach seinem Wechsel zum ZDF, von 1971 an die Sendung »Personenbeschreibung«: subjektive, einfühlsame, sehr persönliche Interviews. Er schrieb Bücher und drehte Dokumentarfilme. Seit 1949 lebt Troller in Paris, in einer bescheidenen Dachwohnung im 7. Arrondissement. Sein Tonfall verrät ihn gleich als Wiener, er freut sich über das mitgebrachte Gebäck aus einer Heimat, die einmal glaubte, auf diesen Menschen verzichten zu können. Troller erinnert sich an jedes Detail, es ist der Blick eines Jahrhundertjournalisten.

Herr Troller, Sie waren, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, in Deutschland.

Am 1. Mai 1945, kurz nach der Befreiung von Dachau. Da war ich da. Und das war für mich das Kriegsende. Am gleichen Tag erfuhren wir, dass Hitler »im Felde gefallen« war. Für uns war das der entscheidende Tag.

Sie sind mit Ihrer Truppe nach München eingezogen, wann war das?

München wurde etwa am 28. April erobert. Und am 1. Mai bin ich nach Dachau gefahren mit unserem Team von Kriegsgefangenenvernehmern, in unserem Jeep.

Hatten Sie eine Ahnung, was Sie in Dachau erwartete?

Nicht auf diese Art, nicht in diesem Ausmaß. Diese Hunderte von Skeletten, mit gelber Haut überzogen, die da herumlagen. Ich glaube auch, ich habe hier das Wort »Auschwitz« zum ersten Mal gehört. Ich bin ziemlich sicher, dass mein Vater nach der Reichskristallnacht eine Woche in Dachau verbrachte, nur hat er nie ein Wort darüber verloren. Aber natürlich kannte jeder damals den Reim: »Lieber Herrgott, mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm.«

Den Spruch kannten auch die Münchner?

Er kam ja wohl von da. Und man konnte zu der Zeit von allen Seiten ins Lager hineinschauen. Auch jetzt gibt es noch ein Waldstück, von dem man direkt den Appellplatz einsehen kann. Das war allen gegenwärtig. Das wusste jeder.

Wer traf die Entscheidung, gleich nach Dachau hinauszufahren?

Das gehörte dazu. Erst einmal die Hitler-Wohnung, dann die Eva-Braun-Wohnung, dann Dachau. Und das war schon schockierend für unsere Boys. Die Amerikaner wussten ja von nichts. Wir hatten die Tschermans bekämpft, die Jerries, sogar manchmal die Nazis. Aber was da eigentlich los war mit dem »Dritten Reich«, das hat die Army erst in Nürnberg auf dem Parteitagsgelände begriffen und dann in Dachau. Das war für die G.I.s eine totale Überraschung. Das stand auch nicht in unserer Zeitung und war auch nicht Teil unserer Propaganda. Das galt als Nebensache. Unter anderem, weil es ja auch einen gewissen Antisemitismus gab in Amerika. Man wollte nicht, dass dies ein Juden-Befreiungskrieg wäre.

Wie äußerte sich der Antisemitismus in Amerika?

Na ja, die großen Universitäten hatten eine zwei- oder dreiprozentige Quote für Juden, das galt als selbstverständlich. Die angesehensten Klubs ließen keine Juden herein. Die fraternitie