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Abgetaucht

Thriller | Ein verschwundener Football-Star und ein Dorf in Angst | Ein neuer mysteriöser Fall für Alice Vega | Louisa Luna

E-Book (EPUB)
2024 Suhrkamp Verlag
Auflage: 1. Auflage
457 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-518-77777-0

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€ 15,99

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Sein mysteriöses Verschwinden hat Football-Star Zeb Williams zu einer Legende gemacht: 1984 schnappte er sich kurz vor Spielende den Ball und rannte damit einfach aus dem Stadion. Seitdem ist er verschollen. Wie Elvis wird er immer mal wieder gesichtet.

Alice Vega, Spezialistin im Auffinden verschwundener und entführter Personen, spürt Zebs letzten Aufenthaltsort auf: Die kleine Gemeinde Ilona, Oregon, wo die radikalen Liberty Boys das eigentliche Sagen haben. Als Vega beginnt, in der Vergangenheit des Ortes zu graben, deckt sie verstörende Geheimnisse auf, die nicht nur sie in Gefahr bringen ...



Von Louisa Luna, geboren in San Francisco, sind bislang die Romane Brave New Girl, Crooked, Serious As A Heart Attack und Two Girls Down erschienen. Sie lebt mit Ehemann und Tochter in Brooklyn.



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Zeb Williams trat mit der Spitze seines Stollenschuhs in den Kunstrasen und überlegte, was darunterlag. Das Spielfeld war einmal natürlich grün gewesen, aber als er 1981 an die UC Berkeley kam, wechselte die Uni zum Topfkratzerbelag. Er fand das ätzend, weil er das Spiel vorwiegend auf Rasen gelernt hatte. Allerdings hatte er auch Erfahrung mit Erde, Schlamm, Asphalt. Als Kind hatte er oft das Pflaster geküsst, war mit dem Gesicht auf den Bordstein geknallt. Die Italiener in der Nachbarschaft hatten sich über seine blauen Flecken lustig gemacht, aber die Klappe gehalten, als sie sahen, wie gut er mit dem Ball umgehen konnte. Fußball war nicht sein Ding, Basketball manchmal schon, aber richtig gut war er in jedem Spiel, bei dem man über ein Feld hinweg werfen und fangen musste. Er hatte an der Riordan High School in der City mit Football angefangen, wo die Trainer bald entdeckten, dass er auch kicken konnte. In seinem ersten Jahr hatte er sogar an Cross-Country-Rennen teilgenommen, weil sich herausstellte, dass er obendrein ein guter Läufer war.

Er atmete tief durch die Nase ein und wünschte, das Spielfeld wäre aus Naturrasen, damit er es riechen könnte. Das hätte ihm in diesem Moment das Gefühl gegeben, genau am richtigen Ort zu sein, kurz davor, einen Extrapunkt zu kicken.

»Bereit, Nummer zwei?«, fragte Bear Thomas, der Holder der California Golden Bears, und trabte auf der Stelle, während die letzten Sekunden des Time-Out tickten.

Bear wurde ständig mit Sprüchen aufgezogen wie: »Hey, Bear, was würdest du machen, wenn deine Mama dich Bruin genannt hätte?« Oder »Duck« oder »Trojan«, in Anspielung auf die UCLA Bruins, die Oregon Ducks und die USC Trojans. Wollten sie ihn richtig auf die Palme bringen, hieß es: »Sie hätte dich lieber Cardinal nennen sollen«, denn Stanford Cardinal war der Erzfeind.

Jetzt aber machte niemand Witze, und Bear war voll aufgedreht. Er sah ihn mit der flachen Hand gegen seinen Helm schlagen, dabei weiter auf der Stelle tänzeln.

Zeb hob ein wenig den Kopf und ließ den Blick noch höher wandern, bis hinauf zu den Rängen, und auf einmal konnte er die ganzen Leute hören. Fünfundsechzigtausend, hatten sie gesagt, damit wurde gerechnet. Die Geräuschkulisse versetzte ihn jedes Mal wieder in Erstaunen. Anhaltendes Raunen, das mal leiser wurde, mal zu einem Kreischen anstieg, immer wieder, wie ein hin und her fliegender Kampfjet.

Carmen war irgendwo dort oben. Sie schien zu kultiviert, um ihn mit Geschrei anzufeuern, aber seit sie miteinander gingen, hatte sie gesagt, fiele es ihr schwer zuzuschauen, weil sie sich immer so aufregte. Vorher hatte ihr offenbar nie viel am Ergebnis gelegen.

Zeb lächelte hinter seiner Maske, als er an sie dachte. Er mochte sie, weil sie so ehrlich war. Die anderen Mädchen sagten immer nur, was er ihrer Meinung nach hören wollte, redeten über Spielstatistiken, Gewinnquoten, neue Anwerbungen. Oder sie setzten alles daran, gleichgültig zu wirken, zu beschäftigt mit Modern Dance oder Politik oder was auch immer sie studierten. Carmen würde es nie einfallen, auf cool zu machen. Sie würde gut zurechtkommen im Leben.

Was ihn wieder zu der Frage brachte: Was war unter dem Kunstrasen? Eine dünne Gummischicht, hatte er gehört. Darunter Kies. Darunter Beton. Und darunter Erde. Und darunter und darunter ...

Das Time-out war zu Ende. Bear klatschte einmal in die Hände.

»Los«, sagte er und ging in die Hocke, wartete auf den Snap.

Zeb nickte, sah zur Anzeigetafel hinauf. 6:6. Viertes Quarter. Noch 7 Sekunden. Der Kicker von Stanford war bereits in Ungnade gefallen, weil er seinen Extrapunkt nicht gemacht hatte, alle Zuneigung der Fans in dem Moment verloren, als der Ball knapp am linken Torpfosten vorbeigeflogen war. Hätte ich sein können, dachte Zeb. Hätte jeder von uns sein können.

Er schüttelte seine Hände und Füße