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Frankenstein oder Der moderne PrometheusOverlay E-Book Reader

Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Roman − Penguin Edition (Deutsche Ausgabe) | Mary Shelley

E-Book (EPUB)
2021 Penguin Verlag
384 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-28268-4

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€ 7,99

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Der berühmteste Schauerroman aller Zeiten
Nach Jahren des Experimentierens ist es dem ehrgeizigen Forscher Victor Frankenstein gelungen, einen künstlichen Menschen zu erschaffen. Doch das Ergebnis seiner alchemistischen Versuche erschüttert ihn bis ins Mark, und entsetzt überlässt er das Wesen seinem Schicksal. Während dieses verzweifelt nach Nähe und Akzeptanz sucht, hinterlässt es Chaos und Verwüstung ...

Darf künstliche Schöpfung über die natürliche gestellt werden? Welcher moralischen Verantwortung unterliegen wir Menschen? Mit ihrem Erstlingswerk griff die 19-jährige Mary Shelley bereits 1818 grundlegende Fragen auf, die uns heute im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz, Algorithmen und Genforschung so aktuell erscheinen wie nie.

PENGUIN EDITION. Zeitlos, kultig, bunt. - Ausgezeichnet mit dem German Brand Award 2022

Mary Wollstonecraft Shelley (1797-1851) wurde im englischen Somers Town geboren. 1814 folgte sie dem Dichter Percy Bysshe Shelley auf den Kontinent und lebte dort mit ihm zusammen. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete sie ihn 1816. Gemeinsam mit Lord Byron unternahmen beide eine Schweizreise, während der der Roman »Frankenstein« entstand. Percy Shelley starb bereits 1822; daraufhin kehrte Mary Shelley nach England zurück und widmete sich ganz der Herausgabe der Werke ihres Mannes.



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Erster Brief:
an Mrs. Saville, England

St. Petersburg, 11. Dezember 17**

Du wirst Dich über die Nachricht freuen, dass einem Unternehmen, hinsichtlich dessen Du so böse Vorahnungen hattest, bislang kein Unglück widerfahren ist. Ich bin gestern hier eingetroffen, und meine erste Pflicht besteht darin, meiner lieben Schwester zu versichern, dass es mir gut geht und dass mein Vertrauen in den Erfolg meines Vorhabens wächst.

Ich bin bereits weit nördlich von London. Während ich durch die Straßen von St. Petersburg spaziere, fühle ich den kalten Nordwind meine Wangen streicheln, der meine Sinne belebt und mich mit Entzücken erfüllt. Kannst Du dieses Gefühl nachempfinden? Diese Brise, die aus Regionen kommt, in die ich selbst vorstoßen werde, gibt mir einen Vorgeschmack auf jene eisigen Gefilde. Von diesem vielversprechenden Wind inspiriert, werden meine Tagträume ungestümer und lebhafter. Vergeblich versuche ich mir einzureden, der Pol sei ein Ort des Eises und der Einsamkeit. Ich stelle ihn mir immer als schöne und freudvolle Region vor. Dort, Margaret, scheint die Sonne immerzu, ihre volle Scheibe steht knapp über dem Horizont und verbreitet einen fortwährenden Glanz. Dort herrschen weder Schnee noch Eis, meine Schwester, wenn Du mir erlaubst, den Berichten früherer Seefahrer ein wenig Vertrauen zu schenken. Und nach einer Fahrt über ein ruhiges Meer könnten wir ein Land erreichen, dessen Wunder und Schönheiten alle Gegenden übertreffen, die bislang auf dem bewohnbaren Erdkreis entdeckt wurden.6 Seine Früchte und Eigenheiten sind womöglich so unvergleichlich wie die wohlbekannten Himmelserscheinungen und ähnliche Phänomene in jener unerforschten Einöde. Was darf man nicht alles von einem Land erwarten, in dem das Licht nie erlischt? Vielleicht entdecke ich dort jene geheimnisvolle Macht, die die Kompassnadel anzieht, und kann tausenderlei Himmelsbeobachtungen überprüfen, die nur dieser einen Reise bedürfen, damit sich aus angeblichen Ausnahmeerscheinungen feste Regeln ableiten lassen. Ich werde meine brennende Neugier durch die Erkundung eines Erdteils stillen, der nie zuvor besucht wurde, und Land betreten, auf das nie zuvor Menschen ihren Fuß setzten. Das ist es, was mich reizt, und hierfür werde ich jeglicher Furcht vor Gefahr und Tod trotzen und die mühselige Reise mit derselben Vorfreude auf mich nehmen, die ein Kind empfindet, wenn es mit seinen Sommergefährten in einem kleinen Boot zu einer Entdeckungsfahrt auf dem heimischen Fluss aufbricht. Sollten sich all diese Vermutungen hingegen als falsch erweisen, kann dennoch niemand bestreiten, dass ich der gesamten Menschheit bis hin zur letzten Generation einen unschätzbaren Dienst erweise, indem ich in der Nähe des Pols eine Durchfahrt zu jenen Ländern entdecke, die zu erreichen man gegenwärtig so viele Monate benötigt, oder indem ich das Geheimnis des Magneten lüfte; was, wenn überhaupt, nur durch ein Unternehmen wie das meine gelingen kann.

Diese Überlegungen haben die Unruhe vertrieben, in der ich meinen Brief begann, und ich fühle in meinem Herzen eine brennende Leidenschaft, die mich nach den Sternen greifen lässt; denn nichts vermag das Gemüt so sehr zu beruhigen wie ein fester Entschluss, ein Fixpunkt, an den die Seele ihr geistiges Auge heften kann. Die Expedition war der innigste Traum meiner Jugendjahre. Mit Begeisterung habe ich die Berichte der verschiedenen Reisen gelesen, die unternommen wurden, um den Nordpazifik über jene Meere zu erreichen, die den Pol umgeben. Vielleicht erinnerst Du Dich, dass die Bibliothek unseres guten Onkels Thomas einzig und allein aus einer mehrbändigen Geschichte sämtlicher Entdeckungsreisen bestand.7 Man hat meine Bildung vernachlässigt, doch ein leidenschaftlicher Leser war ich trotzdem. Tag und Nacht studierte ich diese Bände, und meine Vertrautheit mit ihnen verstärkte das Bedauern, das ich als Kind empfand,