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We were eight years in powerOverlay E-Book Reader

We were eight years in power

Eine amerikanische Tragödie | Ta-Nehisi Coates

E-Book (EPUB)
2018 Carl Hanser Verlag Gmbh & Co. Kg
416 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-446-25980-5

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George Floyds Tod erschüttert die USA und löst Proteste gegen rassistische Polizeigewalt aus. Ta-Nehisi Coates, 'die Stimme des schwarzen Amerika' (Tobias Rüther, F.A.S.), über die Ära Obama und Donald Trump.
Mit Barack Obama sollte die amerikanische Gesellschaft ihren jahrhundertealten Rassismus überwinden. Am Ende seiner Amtszeit zerschlugen sich die Reste dieser Hoffnung mit der Machtübernahme Donald Trumps, den Ta-Nehisi Coates als 'Amerikas ersten weißen Präsidenten' bezeichnet: ein Mann, dessen politische Existenz in der Abgrenzung zu Obama besteht. Coates zeichnet ein bestechend kluges und leidenschaftliches Porträt der Obama-Ära und ihres Vermächtnisses - ein essenzielles Werk zum Verständnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der USA, von einem Autor, dessen eigene Geschichte jener acht Jahre von einem Arbeitsamt in Harlem bis ins Oval Office führte, wo er den Präsidenten interviewte.

Ta-Nehisi Coates ist einer der angesehensten Intellektuellen der USA. Mit seinem Essay 'Plädoyer für Reparationen' stieß er eine landesweite Diskussion zur Aufarbeitung der Sklaverei an. 'Zwischen mir und der Welt', für das er 2015 den National Book Award erhielt, ist in den USA eines der meistverkauften Bücher der vergangenen Jahre. Coates lebt mit seiner Familie in New York.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

 

 

EINLEITUNG

 

WE WERE EIGHT YEARS IN POWER

 

1895, ZWEI JAHRZEHNTE nachdem sein Bundesstaat den Weg von der egalitären Erneuerung der Reconstruction-Ära hin zu einer unterdrückerischen Politik der »Wiedergutmachung« gegangen war, wandte sich der Kongressabgeordnete Thomas Miller aus South Carolina an die verfassunggebende Versammlung des Staates:

 

Wir waren acht Jahre an der Macht. Wir haben Schulen gebaut, Wohltätigkeitseinrichtungen gegründet, das Strafvollzugssystem errichtet und unterhalten, für die Bildung von Taubstummen gesorgt, die Fähren wieder in Betrieb genommen. Kurzum, wir haben den Staat wiederaufgebaut und den Weg zu neuer Blüte bereitet.

 

Mit Beginn der 1890er Jahre war das vorherrschende Bild der Reconstruction das einer durch und durch korrupten Ära der »Negerherrschaft«. Es hieß, South Carolina laufe Gefahr, »afrikanisiert« zu werden und in Barbarei und Unrecht zu versinken. Miller hoffte, dass er, indem er die schwarzen Regierungsleistungen herausstellte und auf überzeugende Weise von schwarzer Rechtschaffenheit berichtete, die zweifellos unvoreingenommenen Einwohner South Carolinas davon überzeugen könnte, die Bürgerrechte der Afroamerikaner unangetastet zu lassen. Sein Plädoyer fand kein Gehör. Die Verfassung von 1895 verlangte schließlich sowohl einen Nachweis über die Lese- und Schreibfähigkeit als auch Grundbesitz als Voraussetzung für die Wahlberechtigung. Als sich diese Maßnahmen als unzureichend erwiesen, um die white supremacy - die weiße Vorherrschaft - zu sichern, wurden schwarze Bürger erschossen, gefoltert, verprügelt und verstümmelt.

Im Zuge seiner Bewertung von Millers Einspruch und der Versammlung von 1895 machte W. E. B. Du Bois eine ernüchternde Beobachtung. Aus Du Bois' Perspektive ging es der verfassunggebenden Versammlung von 1895 nicht um moralische Reform oder den Versuch, den Staat von der Korruption zu befreien. Dies war nur der Deckmantel für das wahre Ziel der Versammlung - eine weiße Willkürherrschaft wieder einzusetzen. Das Problem war nicht, dass South Carolinas Regierung während der Reconstruction-Ära von einer nie dagewesenen Bestechlichkeit verzehrt worden wäre. In Wahrheit war genau das Gegenteil der Fall. Die Erfolge, die Miller herausstellte, die tatsächliche Bilanz der Reconstruction in South Carolina, untergruben die weiße Vorherrschaft. Um sie wiederherzustellen, wurde die Bilanz verdreht, verhöhnt und verzerrt, bis sie den Vorurteilen des weißen South Carolina besser entsprach. »Wenn es etwas gab, das South Carolina mehr fürchtete als eine schlechte Negerregierung«, schrieb Du Bois, »dann war es eine gute Negerregierung.«

Die Furcht hatte einen Vorläufer. Gegen Ende des Bürgerkriegs, nachdem sie Zeuge der Effektivität der »farbigen Truppen« der Union geworden waren, zogen die in hilflosen Aktionismus verfallenden Konföderierten Staaten in Erwägung, Schwarze für ihre Armee zu rekrutieren. Doch im 19. Jahrhundert war das Bild des Soldaten eng mit Vorstellungen von Männlichkeit und Staatsbürgerschaft verknüpft. Wie konnte eine Armee, die gebildet worden war, um die Sklaverei mit allen damit einhergehenden Annahmen über schwarze Minderwertigkeit zu verteidigen, eine Kehrtwende machen und erklären, dass Schwarze es wert seien, in die Ränge der Konföderierten aufgenommen zu werden? Und tatsächlich konnte sie es nicht. »Der Tag, an dem wir sie zu Soldaten machen, ist der Anfang vom Ende unserer Revolution«, bemerkte Howell Cobb, Politiker aus Georgia. »Und wenn sich Sklaven als gute Soldaten erweisen, dann ist unsere ganze Theorie der Sklaverei falsch.« Für die weiße Vorherrschaft gab es hier nichts zu gewinnen. Wenn Schwarze sich als die Feiglinge herausstellten, die sie jener »ganzen Theorie der Sklaverei« zufolge waren, dann würde die tatsäch