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Sturm über WindhavenOverlay E-Book Reader

Sturm über Windhaven

Roman | George R.R. Martin; Lisa Tuttle

E-Book (EPUB)
2017 Penhaligon Verlag; Pocket Books/fantasy Productions 1981
448 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21890-4

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Die Menschheit hat ihre Wurzeln vergessen, nur an eines erinnert sie sich noch: das Fliegen.
Windhaven - eine wunderschöne Wasserwelt, doch geplagt von gewaltigen Stürmen. Die Menschen leben verstreut auf vielen kleinen Inseln, und es ist fast unmöglich, Kontakt zueinander aufzunehmen. Dennoch - oder deswegen - ist auf Windhaven ein alter Traum wahr geworden: Menschen können fliegen. Doch die Flügel sind kostbar, und die Gilde der Flieger ist eine streng abgeschottete Elite. Trotzdem will sich Maris von Amberly ihren Traum vom Fliegen nicht nehmen lassen ...

George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos »Das Lied von Eis und Feuer« wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie »Game of Thrones« verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster »House of the Dragon«, welcher auf dem Werk »Feuer und Blut« basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog

Der Sturm hatte nahezu die ganze Nacht gewütet. In dem breiten Bett, das es sich mit seiner Mutter teilte, lag das Kind unter einer kratzenden Wolldecke und lauschte. Gleichmäßig und unablässig prasselte der Regen auf die dünnen Zitronenholzbretter der Hütte. Manchmal hörte es das entfernte Grollen des Donners, und wenn der Blitz herabfuhr, drangen feine Lichtstrahlen durch die Fugen in den Fensterläden und erleuchteten den kleinen Raum. Wenn sie verschwanden, war es wieder dunkel.

Das Kind hörte, wie das Wasser auf den Fußboden tröpfelte. Das Dach war undicht, der Regen würde den fest gestampften Boden in Schlamm verwandeln - seine Mutter würde wütend sein, aber man konnte es nicht ändern. Die Mutter war im Ausbessern von Dächern nicht sehr geschickt, und sie konnten es sich nicht leisten, dass jemand diese Arbeit für sie übernahm. Eines Tages, hatte die Mutter gesagt, wird die alte Hütte unter der Gewalt des Sturms zusammenbrechen. »Dann werden wir deinen Vater wiedersehen.« Das Mädchen konnte sich kaum an den Vater erinnern, obwohl die Mutter oft von ihm sprach.

Ein heftiger Windstoß rüttelte an den Fensterläden, das Kind lauschte dem furchterregenden Geräusch brechenden Holzes und dem Trommeln des Regens auf dem Ölpapier, das ihnen als Fensterscheibe diente. Plötzlich hatte es Angst. Seine Mutter schlief ahnungslos weiter. Der Sturm dauerte an, aber die Mutter hatte von alldem nichts mitbekommen. Das Mädchen wagte nicht, sie zu wecken, denn die Mutter war leicht erregbar und mochte es nicht, wenn man sie wegen solcher Kleinigkeiten wie kindlicher Ängste aus dem Schlaf riss.

Die Wände knarrten und bewegten sich wieder. Blitz und Donner folgten unmittelbar aufeinander. Zitternd lag das Kind unter der Decke und überlegte, ob es vielleicht nicht schon heute Nacht seinen Vater wiedersehen würde.

Aber dem war nicht so.

Endlich ließ der Sturm nach, und der Regen hörte auf. Der Raum war dunkel und ruhig.

Das Mädchen rüttelte seine Mutter wach.

»Was?«, fragte sie. »Was ist los?«

»Der Sturm ist vorüber, Mutter«, sagte das Kind.

Die Frau nickte und stand auf. »Zieh dich an«, befahl sie dem Mädchen, während sie selbst im Dunkeln nach ihren Kleidern suchte. Es würde frühestens in einer Stunde zu dämmern beginnen, aber es war wichtig, so schnell wie möglich am Strand zu sein. Das Kind wusste, dass die Stürme Schiffe zerschmetterten; kleine Fischerboote, die zu lange draußen geblieben waren oder sich zu weit hinausgewagt hatten. Manchmal fielen ihnen sogar große Handelsschiffe zum Opfer. Wenn man nach einem Sturm hinausging, fand man oft an den Strand getriebene Dinge. Einmal hatten sie ein Messer mit einer gehärteten Metallklinge gefunden. Nachdem sie es verkauft hatten, konnten sie zwei Wochen gut essen. Wenn man etwas Wertvolles finden wollte, durfte man jedoch nicht faul sein. Ein fauler Mensch würde bis zur Dämmerung warten - und nichts finden.

Bevor sie nach draußen gingen, hängte sich seine Mutter einen leeren Leinensack für die Fundstücke über die Schulter. Das Kleid des Mädchens hatte große Taschen. Sie trugen beide Stiefel. Die Frau nahm auch eine lange Stange mit einem geschnitzten Holzhaken am Ende mit, falls sie etwas sahen, das außerhalb ihrer Reichweite im Wasser trieb. »Komm, Kind«, sagte sie. »Trödele nicht herum.«

Der Strand war kalt und dunkel. Ein frischer Wind blies beständig aus Westen. Sie waren nicht allein. Drei oder vier andere waren bereits auf und suchten den nassen Strand ab. In ihren Stiefelabdrücken sammelte sich sofort das Wasser. Gelegentlich bückte sich jemand, um irgendetwas genauer zu betrachten. Einer von ihnen trug eine Laterne. Früher, als ihr Vater noch lebte, hatten sie auch eine Laterne besessen, aber später hatten sie sie verkaufen müssen. Ihre Mutter hatte sich oft darüber beklagt. Nachts konnte sie nicht so gut sehen wie ihre Tochter. Manchmal stolperte sie in der Dunkelheit umher und über