Suche

Fünf WinterOverlay E-Book Reader

Fünf Winter

Thriller | »Eine höllisch gute Geschichte. ›Fünf Winter‹ hat mich umgehauen.« Stephen King | Deutscher Krimipreis 2023 | James Kestrel

E-Book (EPUB)
2023 Suhrkamp Verlag
Auflage: 1. Auflage
501 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-518-77586-8

Rezension verfassen

€ 16,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Hardcover erhältlich
  • Als Taschenbuch erhältlich

Honolulu, 1946: Vor fünf Jahren untersuchte Detective Joe McGrady den Mord an einem jungen Mann und dessen Freundin, einer Japanerin. Die Spur führte nach Hong Kong, wo McGrady in Kriegswirren geriet, verhaftet und verschleppt wurde und schließlich in Japan untertauchen musste. Nach nunmehr fünf Wintern kehrt McGrady als Privatdetektiv nach Hawaii zurück, fest entschlossen, den Fall, der ihn nie losließ, endlich abzuschließen ...

Fünf Winter ist ein gewaltiges Epos im Cinemascope-Format, das einem für immer im Gedächtnis bleiben wird: ein fesselnder Thriller, eine Geschichte des Überlebens trotz aller Widrigkeiten, ein erschütterndes Porträt des Krieges und eine herzzerreißende Liebesgeschichte in einem.



James Kestrel ist ein Pseudonym von Jonathan Moore, Anwalt und Romancier. Bevor er sein Jurastudium in New Orleans abschloss, war er Englischlehrer, Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Besitzer von Taiwans erstem mexikanischen Restaurant, Betreuer in einem texanischen Wildniscamp für jugendliche Straftäter und Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C. Er lebt mit seiner Familie auf Hawaii. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt. Für Fünf Winter wurde er mit dem Edgar Award 2022 für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet. Im Suhrkamp Verlag erschien zuletzt Poison Artist (2022), das im August 2022 auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur stand.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Der Straßenbelag endete, sobald er von der Küstenstraße ins Kaaawa Valley abbog. Anfangs war das Tal breit, beiderseits des Flusses erstreckten sich Weiden. Er roch feuchtes Gras, Rinder und aus dem Dschungel kommendes Wasser, das aus den Bergen ins Tal hinabfloss. Aber je weiter er fuhr und je näher die Berghänge an den Fluss rückten, desto enger wurde das Tal, desto schmaler die Weiden. Sie fuhren durch einen Bestand von Mangobäumen und kamen dann auf eine feuchte Wiese, auf der nur Ingwer wuchs.

»Es ist gleich hinter der Kurve«, sagte Faithful. »Einen knappen halben Kilometer noch.«

McGrady warf einen Blick nach hinten. Miguel war wieder eingeschlafen.

»Wo wohnt er, wenn er nicht im Schuppen schläft?«

»Seine ganze Familie lebt draußen in Nanakuli.«

»So weit weg?«

»Er fährt ein- oder zweimal im Monat hin.«

»Dann lebt er also in dem Schuppen.«

Faithful zuckte die Achseln.

»Er hat dort alles, was er braucht.«

McGrady bog um die letzte Kurve und sah die Hütte. Sie schmiegte sich an den Hang, rechts von ihr bildete der aus den Bergen kommende Bach einen kleinen Wasserfall. Die Hütte bestand aus unlackierten Hartholzschindeln, die von innen nach außen verrotteten, aber die Bretter waren so dick, dass sie wahrscheinlich noch hundert Jahre hielten.

»Ich gehe rein«, sagte McGrady. »Bleiben Sie hier bei Silva. Rufen Sie, wenn er aufwacht oder abzuhauen versucht. Oder wenn er auf Sie losgeht.«

Er zog die Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Faithful sprang heraus und sprach ihn über das Dach hinweg an.

»Wenn er auf mich losgeht?«

»In der Hälfte der Fälle ist derjenige, der die Leiche findet, auch der Täter. Wenn er also auf Sie losgeht, tun Sie, was Sie tun müssen. Und rufen Sie mich. Dann komme ich sofort.«

McGrady trat ans Heck des Wagens, schloss den Kofferraum auf und nahm seine Taschenlampe heraus. Ein großes, sechs Batterien fassendes Gerät aus Walzstahl. Er drückte den Schalter. Nichts passierte. Als er mit der linken Handfläche dagegenschlug, flutete gelbes Licht in den Kofferraum. McGrady sah eine schwarze Ledertasche mit Ausrüstung. Er öffnete sie und fand zwischen Handschellen, den Blocks mit Formularen und dem Schlagstock aus Teak seine Ersatzwaffe, eine .45er ACP Automatic. Ein inoffizielles Überbleibsel aus seinen Tagen bei der Army. Sicher nichts, was er unbeaufsichtigt in einem Wagen lassen wollte, in dem ein Freund des Chiefs und ein potenzieller Mordverdächtiger saßen. Er lud die Waffe durch, steckte sie in seinen Gürtel und schlug den Kofferraumdeckel zu.

Reginald Faithful stand neben ihm, kniff die Augen zum Schutz vor dem Licht zusammen und schlug nach den Mücken, die sein Gesicht umschwirrten.

»Haben Sie auch eine für mich?«

»Nein.«

»Wie wäre es mit einer Taschenlampe?«

»Sie haben die Innenbeleuchtung des Wagens.«

»Wollen Sie mich wirklich hier draußen lassen?«

»Es ist doch Ihr Land.«

Er ging über den von Hufen plattgetretenen Erdboden zur Hütte, drückte die Tür mit der Schulter auf und setzte einen Fuß hinein. Noch bevor er die Taschenlampe einschaltete, war ihm klar, dass der alte Mann sich nicht alles ausgedacht hatte. Der Tod war gegenwärtig. Wenn der Geruch ihn nicht verraten hätte, dann auf jeden Fall die Fliegen.

Am Tag hatte die Temperatur dreißig Grad erreicht. Jetzt, nach mehreren Regengüssen, war es kühler. Aber die Hütte war dicht verschlossen gewesen, sodass sich die Hitze gehalten hatte. Sobald die Tür sich einen Spalt geöffnet hatte, erkannte McGrady den Geruch. Auf der Westseite der Insel gab es ein Schlachthaus, das er im letzten halben Jahr aus beruflichen Gründen zweimal besucht hatte. Daher war ihm der Geruch von Blutpfützen und aufgetürmten Innereien vertraut, was immerhin eine Art