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Amaris

Mit dem Wind um die Wette | Maren Dammann

E-Book (EPUB)
2020 Planet! In Der Thienemann-esslinger Verlag Gmbh
288 Seiten; ab 12 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-522-65445-6

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€ 9,99

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Ein verwahrloster Araberhengst, ein düsteres Geheimnis und eine große Liebe - dieser Roman geht unter die Haut! Für alle Fans von 'Elena' Alice ersteigert spontan den verwahrlosten Araber-Jährling Amaris auf einer Auktion - denn eine unsichtbare Kraft scheint sie mit dem Pferd zu verbinden. Alices leiblicher Vater, auf dessen Reiterhof sie den Sommer verbringt, unterstützt sie nach Kräften. Doch das düstere Geheimnis, das der Hengst birgt, wird schon bald zur Gefahr für sie und ihre neuen Freunde. Zum Glück ist Ben an ihrer Seite, aber der Stallbursche aus Kalifornien bringt Alices Gefühlsleben ganz schön durcheinander.

Maren Dammann, geboren 1983 in Wermelskirchen, studierte Umweltmanagement und emigrierte nach Australien, wo sie unter anderem den Lebensraum der Koalas und Flughunde erforschte. Nun arbeitet sie in einer leitenden Position bei einem der größten Sprachdienstleister Australiens. Seit ihrer frühen Jugend im Journalismus tätig, entwickelte Maren Dammann eine Passion für das Schreiben. Sie hat ca. zehn Jahre als Freelance-Journalistin gearbeitet und unzählige Artikel veröffentlicht. Als Selfpublisherin hat sie bereits Erfahrung mit Kinder- und Jugendbüchern gesammelt. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Maren Dammann mit ihren Pferden, bei denen sie sich auch Inspiration für ihre Geschichten holt.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Der Duft der Kirschblüten umfing sie in ihrem Baumversteck auf dem verlassenen Obsthof, der direkt an das Haus in der Silberkampstraße 4 angrenzte. Alice lehnte sich seufzend an den Stamm und genoss die sanfte Brise, die durch die Äste wehte und ihr Gesicht streichelte. Tief sog sie den lieblichen Geruch der Blüten ein, der Erinnerungen an den Sommer weckte. Hier oben war es friedlich, alle Sorgen schienen weit weg und unbedeutend. Neben ihr rupfte eine Meise an ihrem Nest herum und ließ sich von ihrer Anwesenheit nicht stören.

Und doch konnte die Schönheit dieses Frühlingstages nicht von der schrecklichen Erkenntnis ablenken, die heute Morgen ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.

Das Wort »Familiensache« raste ihr durch den Kopf, hämmerte gegen die Innenseite ihres Schädels und bereitete ihr Kopfschmerzen. Sie war nicht die, die sie glaubte zu sein. Genau genommen war ihr ganzes bisheriges Leben eine Illusion gewesen.

Eine der rosafarbenen Kirschblüten segelte an ihr vorbei, leicht und unbeschwert, als wolle sie Trost spenden. Aber schon war sie außer Sicht und Alice wieder allein. Dabei hatte der Tag so gut angefangen ...

Kurz vor sechs erwischte sie den Wecker ein paar Sekunden vor dem Klingeln, etwas, das sie sonst nie schaffte. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Küche, kochte Kaffee und backte Brötchen auf. Prüfend betrachtete sie den gedeckten Tisch und entschied, dass alles gut aussah. Heute würde ihre Mutter vierzig werden, und Alice wollte ihren Ehrentag gebührend feiern. Vierzig - das war eine besondere Zahl: Man stand mitten im Leben, hatte seine Karriere gewählt und eine Familie gegründet. In ihrem Fall bestand die Familie allerdings nur aus ihnen beiden, denn Alice hatte keine Geschwister, und zu ihrem Vater äußerte sich ihre Mutter Tina nicht.

Etwas rumpelte im Zimmer über ihr. Alice beeilte sich, die verführerisch duftenden Brötchen aus dem Ofen zu holen.

Tinas wuscheliger Lockenkopf tauchte im Türrahmen auf.

»Mor'n«, murmelte sie und gähnte. Vor dem Genuss ihres ersten Kaffees war mit der ansonsten meist gut gelaunten Kleintierärztin nichts anzufangen.

In letzter Zeit hatte Tina viel gearbeitet. Sie war eine der Tierärztinnen, die immer für ihre Patienten da sind. Auch nachts um drei und am Wochenende. Aber der heutige Tag gehörte nur ihnen beiden, das hatten sie so vereinbart.

»Morgen, Mama«, rief Alice fröhlich, wischte sich ihre Hände an der Schürze ab und fiel ihrer Mutter um den Hals.

»Is' was?«, fragte sie schlaftrunken.

Alice grinste. »Ja, du Morgenmuffel, tu nicht so unschuldig. Ich weiß, älter werden ist nicht dein liebstes Hobby. Aber trotzdem: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« Sie schob ihrer Mutter ein Päckchen entgegen, liebevoll in glänzendes Papier eingeschlagen. »Für dich.«

Tina packte einen bunten Seidenschal und eine silberne Kette mit Medaillon aus. Behutsam ließ sie das Schloss aufschnappen und ein Babyfoto von Alice blitzte ihr entgegen. Ein frecher blonder Spatz mit hellblauen Augen, etwa ein Jahr alt.

»Das erste Foto, das es von mir gibt«, sagte Alice etwas wehmütig. »Schade, dass alle früheren Bilder von mir beim Wasserrohrbruch verloren gegangen sind. Aber ich dachte, dass du mich damit immer am Herzen tragen kannst, wenn du möchtest.«

Ihre Mutter zögerte einen Moment, als wolle sie etwas sagen, entschied sich aber anders. Sie nahm Alice in den Arm, drückte sie fest und Tränen standen in ihren Augen.

»Gefällt es dir?«, fragte Alice.

»Beides ist wunderschön, Schal und Kette. Vielen Dank, meine Süße. Womit habe ich dich nur verdient?«

Später spazierten sie mit Bobby am Mühlstädter See entlang.

Der junge Schäferhund tollte ausgelassen auf den sumpfigen Wiesen neben dem Weg herum.

Wild wehten ihnen die Haare ins Gesicht, als die Wolken schneller vorbeizogen und sich verdichteten. Lachend