Rezensionen

Weißer Tod
 

Marion Dalvit




Endlich der 4. Band aus der Reihe mit den Detektiven Cormoran Strike und Robin Ellacott.
Nachdem die Beiden einen Serienmörder zur Strecke bringen konnten, ergattern sie jede Menge gute Aufträge.
Der Neueste kommt sogar von einem Minister, der zwar erpresst wird, allerdings auch nicht preisgeben will, womit.
Robin muss wieder verdeckt ermitteln, obwohl sie unter Panikattacken und einer unglücklichen Ehe leidet.
Eine toll gesponnene Geschichte, die uns in die Kreise der englischer Upper Class führt, für die das Wohlergehen eines Pferdes mehr zu bedeuten scheint als das eines Menschen.

Bibliomarie


Cormoran Strike ermittelt

Zum vierten Mal lässt Robert Galbraith ( J.K. Rowlings) ihren Privatdetektiv Cormoran Strike ermitteln. Neben seinen üblichen Aufträgen weckt der Besuch eines jungen Mannes sein besonderes Interesse, Billy ist offensichtlich schwer psychisch gestört und ist sich sicher, dass er als Jugendlicher einen Mord an einem Kind mitangesehen hat. Bevor Cormoran mehr Details erfahren kann, flüchtet der junge Mann in Panik.
Nach einigen spektakulären Erfolgen hat Strikes Detektei eine gewisse Berühmtheit erlangt und so erreicht ihn auch der Auftrag des konservativen Ministers Chiswell. Der wird erpresst und Strike und seine Assistentin Robin nehmen den Auftrag an, besonders da der Name des Ministers auch in Billys Dunstkreis fällt.
Die Ermittlungen führen Cormoran in verschiedene Kreise, in die exklusive englische Oberschicht ebenso wie ins Umfeld des britischen Parlaments und in die Welt der Hardcore-Sozialisten. Dabei verblüfft mich die genaue Beschreibung der jeweiligen Milieus. Absolut stimmig ist die Darstellung der abgeranzten WG Zimmer in Londons armen Vierteln, wie auch das schäbige Büro Strikes und seiner ebenso schäbigen Zwei-Zimmer-Absteige im Stockwerk darüber. Genauso stimmig auch die Welt der Oberschicht in ihren schön restaurierten kleinen Häusern mit hübschen Vorgärten in den angesagten Stadtteilen.
Auch bei der Charakterzeichnung einzelner Personen hatte ich gleich sehr realistische Bilder vor Augen. So erinnerte mich die Beschreibung von Chiswell sofort an die Fernsehbilder von Boris Johnson. Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist.
In dem bisher umfangreichsten Band dieser Reihe (857 Seiten) setzt die eigentlich Krimihandlung sehr spät ein. Tatsächlich lässt sich die Autorin viel Zeit für ihre Figuren und ihre gesellschaftlichen Verflechtungen. Aber sie schreibt so faszinierend und fesselnd, dass mir die langsam einsetzende Spannung nie als Manko erschien. Im Gegenteil, mir gefielen die Beziehungsspannungen zwischen Robin und Cormoran. Der Roman beginnt mit Robins Hochzeit und der daraus resultierenden Zurückhaltung Cormorans. aber sehr schnell erkennt Robin ihren Fehler. Aber beide sind einfach zu stolz und zu kompliziert gestrickt um auf einander zuzugehen. Auch das macht für mich einen großen Teil des Reizes aus.
Das Ende ist absolut schlüssig, aber so überraschend, dass ich auch nie einen Hauch von Verdacht oder Ahnung hatte und das passiert mir als passionierter Krimileserin selten. Erst in der Rückschau wurde mir die Bedeutung der kleinen, immer wieder eingestreuten Hinweise und Bemerkungen klar. Genau wie die Ibsen-Zitate, die jedem Kapitel vorangestellt werden und deren Bezug sich am Ende enthüllt.
Ich freue mich auf den nächsten Band und auf die weitere Entwicklung zwischen Robin und Cormoran.

Maxie Bantleon


Weißer Tod

Es ist ja meistens so, dass ein dickes Buch mehr kostet als ein dünnes, so dass der Autor umso mehr verdient, je umfangreicher das Buch. Jetzt möchte man ja meinen, dass Galbraith alias J.K. Rowling das nicht so nötig hat. Jedenfalls muss ich -- als bekennender Cormoran-Strike-Fan! -- ganz ehrlich sagen, dass es statt über 850 Seiten die Hälfte auch getan hätte. Zu zerfranst und verworren ist dieses Mal die Handlung; immer wieder musste ich, obwohl ich die Schwarte innerhalb von drei Tagen gelesen habe, hunderte von Seiten zurückblättern, um irgendwelchen Ungereimtheiten nachzuspüren. Auch der Titel hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen. Meiner Ansicht nach ist "Weißer Tod" der bisher schwächste Band der Reihe. Aber allein wegen der Querelen zwischen Detektei-Partnerin Robin und ihrem grässlichen Ehemann Matthew und der Frage, wann sie ihn endlich in den Wind schießt, ist das Buch durchaus lesenswert. Und wie die snobistische britische Oberschicht vorgeführt wird, ist wirklich lustig.