Rezensionen

Leichte Böden
 

Ulrike Weinhäupl


Leichte Böden

Eigentlich wollte Daniel nur seine Verwandten auf dem Land besuchen. Mit seinem dementen Onkel Alfred konfrontiert, wird schnell klar, dass sein Besuch länger dauern wird.
Eine Geschichte über das Leben in einer Alters-WG - feinfühlig, humorvoll und dabei äußerst realistisch.

rewareni


Alt und krank

Der Lehrer Daniel kehrt nach vielen Jahren wieder aufs Land zurück. Eigentlich wollte er nur sein altes Auto holen, das er bei seinen Verwandten Klara und Alfred abgestellt hatte. Doch schon bald muss er erkennen, dass sich vieles geändert hat. Nicht nur, dass Alfred dement ist und auf ständige Hilfe seiner Frau Klara angewiesen ist, wohnt auch der Nachbar Heinz bei ihnen, der nur mit Hilfe eines Sprachcomputers kommunizieren kann. Daniel trifft auch auf seine Kindheitsfreundin Maria wieder mit der er gerne seine Zeit verbringen würde, doch sein ehrgeiziges Ziel ist,seinen Angehörigen um jeden Preis zu helfen. Dass das nicht so leicht ist, wie er es sich vorgestellt hat und auf wie viele Widerstände er dabei stoßen würde, hätte er zu Beginn nie gedacht. Und schon bald muss Daniel erkennen, dass seine Hilfe bei einigen gar nicht erwünscht ist.
Der Autor David Fuchs greift in seinem Roman ,,Leichte Böden“ ein sehr wichtiges Thema auf. Was passiert, wenn man alt wird und man nicht mehr für sich selbst sorgen kann und ein Angehöriger bis zur Selbstaufopferung sich um diese Person kümmern will? Die Geschichte rund um Klara, Alfred und Heinz zeigt, wie schwierig es sein kann, wenn eine Person für alles zuständig ist. Klara wirkt zwar manchmal stur und hart und will sich nicht immer helfen lassen, aber sie ist eine Frau, die genau weiß was sie will. Dabei zeigt der Autor sehr schön und auch emotional, wie die Verbindung zwischen ihr und ihrem schwer dement kranken Mann Alfred ist. Hautnah erlebt der Leser dabei mit, wie sie psychisch und physisch immer wieder an ihre Grenzen gerät. Auch wenn Daniel helfen will und mit guten Ratschlägen kommt, möchte Klara selbst bestimmen, was sie für richtig hält. Auch wenn es ein ernstes Thema ist hat es der Autor geschafft selbst in berührenden Szenen einen feinen Humor hinein zu bringen, sodass man einfach schmunzeln musste und die Tragik leichter zu ertragen war. Nach und nach erfährt man auch, was in der Vergangenheit passiert ist und warum das Verhältnis zwischen Heinz und seiner Tochter Maria so unterkühlt ist. Besonders witzig und sympathisch beschreibt der Autor immer wieder die Szenen zwischen Daniel und Maria, wenn sie sie ihre Kindheitserinnerungen auffrischen oder sich gegenseitig necken. Da steckt so viel Lebensfreude darinnen, dass diese Momente eine willkommenen Abwechslung sind. Eine spannende Geschichte, wo man als Leser selber nicht weiß, was richtig und was falsch ist. Wie weit kann und soll man sich in ein anderes Leben einmischen? Wann ist der richtige Zeitpunkt um Hilfe anzunehmen? Viele Fragen also, die nicht leicht zu beantworten sind. ,,Leichte Böden“ ist ein wunderschöner, berührender Roman der zu Herzen geht.

Jassi Etter


olles Buch, tolle Geschichte und sehr interessant Charaktere

Die Handlung ist schnell erzählt: Daniel ist ein Lehrer, der nicht unbedingt einer sein will und hat ungewollt ein Jahr frei. Er besucht seine Tante, deren dementen Mann und den ehemaligen Nachbarn und jetzt Mitbewohner der beiden, der ebenfalls Unterstützung im Alltag braucht. Eine Jugendfreundin von Daniel gibt es in der Konstellation auch noch. Er fühlt sich sehr schnell verantwortlich und macht sich daran, das Leben der Alten umzukrempeln und aus seiner Sicht zu verbessern...mit verheerenden Folgen.

Soviel zur Handlung, aber was sich dazwischen abspielt, ist viel mehr.

Das Buch lässt sich in einem Ruck durchlesen, wobei es empfehlenswert ist, hin und wieder innezuhalten und die ganzen Gefühle zwischen den Zeilen bewusst wahrzunehmen. David Fuchs hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und schafft es, kurz und knapp in Worten zu beschreiben, was sich zwischenmenschlich abspielt.

Elisabeth Wallinger




Neues vom amüsantesten Onkologen des Landes. Nach dem letztjährigen Debütroman, der immer noch eine große Leseempfehlung ist, geht diese Geschichte in eine andere Richtung. Sie spielt nicht mehr im Krankenhausmilleu, sondern in der tiefsten österreichischen Provinz, in der Heimat des einjährig sabbaticalisierten Lehres, der erstens nicht so recht weiß, was er mit dieser vielen Zeit anfangen soll, und auch nicht mit seiner allesamt pflegebedürftigen Restverwandtschaft.

Zum Lachen, Weinen, Mitfiebern, Mitfühlen. Ein wunderschönes Buch!