Rezensionen

Fünf Tage im Mai
 

Bibliomarie


Fünf Tage

Illy und ihr Urgroßvater, liebevoll Tat’ka genannt, sind einander ganz nah. Bei ihm findet sie Verständnis für all die Dinge, die sie nicht mit den Eltern besprechen kann, Unterstützung und grenzenloses Vertrauen. Als Kind bei den kleinen Kümmernissen des Lebens, später dann hilft ihr seine Lebenserfahrung, seine Abgeklärtheit.

Das schmale Buch beschreibt 5 Tage im Mai, in einem Zeitraum von ca 20 Jahren. Es sind Tage, an denen sich Illys Leben verändert. Der Tag an dem sie im neuen Schulatlas zum ersten Mal den Namen Tristan Unger liest, Jahre später der Tag, an dem sie ihn trifft und dann wieder verliert keinen. In ihrer klaren Sprache schafft es die Autorin, das Leben dieser Menschen zu verdichten und so entsteht auf knapp 200 Seiten eine ganze Welt. Diesem Text kann man sich nicht entziehen. Es gibt Bücher, bei denen man meint, sie wären für einen ganz persönlich geschrieben. So sehr kann man sich mit ihnen identifizieren. So ist es mir hier ergangen.

Ihre Figuren, allen voran Tat’ka und Illy schleichen sich beim Lesen sofort ins Herz, man möchte gleich Teil ihres Kosmos werden. In Tat’kas Fassbinder Werkstatt den Geruch des Holzes riechen, in den gleichmäßigen Hobelspänen wühlen und auf der Werkbank zuzusehen, wie ein neues Werkstück entsteht, so wie es Illy macht und dabei viel von der Weisheit des Urgroßvaters spürt. Die kann sie auch brauchen, denn das Leben hält viele Brüche für sie bereit.

Das Buch ist auch schon von der äußeren Gestaltung ein kleines Kunstwerk, die zarten Farben des Schutzumschlags und als liebevolle Besonderheit der Einband, der mit der Maserung eines geschliffenes Holzbretts geprägt ist.

Ich habe eine Autorin entdeckt von der ich mehr lesen möchte. Die „Fünf Tage im Mai“ kann ich nur empfehlen.

Barbara Kumpitsch


Fünf Tage im Mai

2018 hat Elisabeth T. Hager das Hilde-Zach Literaturstipendium für diesen Roman erhalten. Dieser Roman ist eine Meisterleistung. Die Beziehung der jungen Frau zum Urgroßvater ist außergewöhnlich und sie hat mich sehr berührt. Er ist der älteste Mann im Dorf, er hat zwei Kriege erlebt, er ist der letzte Faßbinder Tirols. Tatkas Arbeit mit Holz ist eine Wissenschaft für sich, und Illy lernt so viel von ihm. Die tiefe und innige Liebe zu ihm zeigt ihr den Weg, wie sie den Verlust einer großen Liebe überwinden kann. Die große Überraschung habe ich am Ende der Lektüre erlebt: Wenn man das Cover entfernt und den Leineneinband genau betrachtet, sieht man, dass er wie ein Stück Holz aussieht. Und genau wie auch Holz weiterlebt und sich verändert, genauso lebt die Wärme weiter, die uns dieses Buch vermittelt!

Elisabeth Wallinger




Ein Tiroler Touristenort. Schlechte Landdiscos, Lagerfeuer und lauwarmes Bier, die erste große Liebe und ganz viele Dinge, die so richtig danebengehen können in einem jungen Leben.

Unsere Protagonistin heißt Illy, ist ein wildes Mädel und hat einen großen Vertrauten, ihren Urgroßvater Tatka und der ist zweifellos anders als andere Großväter. Die zweite prägende Person ist ihr Freund Tristan, und auch er passt definitiv nicht in die Tiroler Scheinidylle.

Elisabeth Hager erzählt auf ungemein feinfühlige Weise von 5 Tagen im Mai über einen Zeitraum von 18 Jahren. Sie ist eine Autorin, der wir viel zutrauen, die uns mit diesem Buch große Freude bereitet hat und von der wir noch sehr viel mehr lesen möchten.

Reinhard Atzl


Fünf Tage im Mai

Roman, der soeben im Klett-Cotta Verlag erschienen ist und mich nicht nur begeistert, sondern auch zutiefst berührt hat. Ein zarter funkelnder Diamant, zart, weil Illys „erster Tag im Mai 1986“ als acht jähriges Mädchen erzählt wird, und funkelnd, weil dieser Roman viel Aufsehen im österreichischen Literaturbetrieb erregen wird. Nach ihrem ersten Roman „Kometen“, 2012 erschienen, der auch schon die erfrischende Geschichte einer jugendlichen Häutung erzählte, kommt jetzt, sieben Jahre später, ein echtes kleines Epos. Ein Leben in fünf Tages-Ereignissen, tiefe Gefühle, reife Gedanken und eine wahre Liebe, die selten so wahrhaftig, ehrlich und verletzlich geschildert wurde. Das berührt und bewegt die Seele des Lesers.
Auf Preise wird Frau Hager nicht lange warten müssen und LeserInnen von Taschler, Melandri und Seethaler können sich freuen, eine weitere neue Lieblingsautorin entdeckt zu haben ...

Emmmbeee


Requiem für Tat'ka, in Dankbarkeit

Requiem für Tat'ka, in Dankbarkeit
Man ist versucht, die Beschreibung des vorliegenden Romans mit "Alles neu macht der Mai" zu beginnen, denn jeweils fünf Tage im Mai, verteilt über mehrere Jahre, verändern nachhaltig das Leben von Illy. Angefangen mit der verunglückten Erstkommunion über markante Stationen der ersten Liebe bis hin zum seelischen Neubeginn nach dem Tod des geliebten Urgrossvaters muss und darf sie sich in ihrem jungen Leben neu orientieren.
Dieser Urgrossvater Korbinian, von ihr zärtlich Tat'ka genannt, war von jeher die aufrechte, starke Säule der Familie und ganz besonders in ihrem eigenen Leben. Ein knorriger Tiroler Fassbinder, unbeugsam und lebensklug, stirbt kurz vor seinem 100. Geburtstag. Doch zuvor gibt er seiner Urenkelin aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit, was sie braucht, um den eigenen Schmerz bezwingen zu können. "Das Glück is a Vogerl, gar liab, aber scheu. Es lasst si schwer fangen, aber fortg'flogn is glei."
In "Fünf Tage im Mai" geht es um Entscheidung und Verantwortung, um Verlust und Schuld über Generationen hinaus, aber vor allem um eins: um bedingungslose Liebe. Es ist ein Requiem, wie es nur von einer Seelenverwandten angestimmt werden kann, mit einem dankbaren, leuchtenden Lächeln. Man schliesst Illy und ihren Tat'ka sofort ins Herz und ist tief betroffen, wenn das Unglück sie trifft. Mit dem hoffnungsvollen letzten Satz aber schliesst man lächelnd das Buch.
Geschrieben in einer frischen, sehr farbigen Sprache, die zusätzlich durch Dialektteile in der wörtlichen Rede belebt wird, ist das Werk ein reines Lesevergnügen. Mich erinnert es ein wenig an Vea Kaisers "Blasmusikpop". Mit Tempo führt Elisabeth R. Hager durch die einzelnen Maitage und die Zeit dazwischen. Gut gefallen hat mir die zarte Holzstruktur der Buchdeckel, ein Hinweis auf Tat'ka, einen der letzten Fassbinder Tirols.
Alles in allem: einfach hervorragend! Ich hoffe, noch viele Werke von dieser jungen Autorin lesen zu können.

/rezension/kd/89c9105afe1820cd2aa2577ef2a82551?site=e531a34e44c60f04f3d9ddb46e3772f5


Requiem für Tat'ka, in Dankbarkeit

Man ist versucht, die Beschreibung des vorliegenden Romans mit "Alles neu macht der Mai" zu beginnen, denn jeweils fünf Tage im Mai, verteilt über mehrere Jahre, verändern nachhaltig das Leben von Illy. Angefangen mit der verunglückten Erstkommunion über markante Stationen der ersten Liebe bis hin zum seelischen Neubeginn nach dem Tod des geliebten Urgrossvaters muss und darf sie sich in ihrem jungen Leben neu orientieren.
Dieser Urgrossvater Korbinian, von ihr zärtlich Tat'ka genannt, war von jeher die aufrechte, starke Säule der Familie und ganz besonders in ihrem eigenen Leben. Ein knorriger Tiroler Fassbinder, unbeugsam und lebensklug, stirbt kurz vor seinem 100. Geburtstag. Doch zuvor gibt er seiner Urenkelin aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit, was sie braucht, um den eigenen Schmerz bezwingen zu können. "Das Glück is a Vogerl, gar liab, aber scheu. Es lasst si schwer fangen, aber fortg'flogn is glei."
In "Fünf Tage im Mai" geht es um Entscheidung und Verantwortung, um Verlust und Schuld über Generationen hinaus, aber vor allem um eins: um bedingungslose Liebe. Es ist ein Requiem, wie es nur von einer Seelenverwandten angestimmt werden kann, mit einem dankbaren, leuchtenden Lächeln. Man schliesst Illy und ihren Tat'ka sofort ins Herz und ist tief betroffen, wenn das Unglück sie trifft. Mit dem hoffnungsvollen letzten Satz aber schliesst man lächelnd das Buch.
Geschrieben in einer frischen, sehr farbigen Sprache, die zusätzlich durch Dialektteile in der wörtlichen Rede belebt wird, ist das Werk ein reines Lesevergnügen. Mich erinnert es ein wenig an Vea Kaisers "Blasmusikpop". Mit Tempo führt Elisabeth R. Hager durch die einzelnen Maitage und die Zeit dazwischen. Gut gefallen hat mir die zarte Holzstruktur der Buchdeckel, ein Hinweis auf Tat'ka, einen der letzten Fassbinder Tirols.
Alles in allem: einfach hervorragend! Ich hoffe, noch viele Werke von dieser jungen Autorin lesen zu können.