Rezensionen

Wenn ich jetzt nicht gehe
 

/rezension/kd/3d1ca65bf14f00e3bfa250d13e6f57c8?site=e531a34e44c60f04f3d9ddb46e3772f5


Wer das nicht liest

Das Cover, so blassrosa wie jemand der kurz vor einem Kreislaufzusammenbruch steht, zeigt ein sich schmalzig anschmachtendes Paar unter einem Regenschirm, dessen Rotton im erwähnt wässrigen rosa wie ein Ertrinkender um Hilfe zu schreien scheint. Dazu staksen die orange roten Buchstaben des Titels und Autors hervor und verkünden: "Wenn ich jetzt nicht gehe". Himmel hilf! Die Übersetzung des Originaltitels ist sowas von unglücklich gewählt, und die Gesamtheit dieses ersten schmerzlichen Anblicks von einem verunstalteten Buchgesicht, hätte mich diese wunderbare Geschichte fast verpassen lassen.

Mauro Larrea ist in Mexico Stadt in aller Munde. Attraktiv, verwitwet und wohlhabend steht er im Glanze der Gesellschaft. Bis ihn eine Nachricht ereilt, die seinen finanzielllen Ruin bedeutet. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, versucht er seine Situation zu verheimlichen. Die vertrakte Lage zwingt ihn dazu, Mexiko zu verlassen. Ein Neustart steht an. Und Soledad Montalvo kommt plötzlich aus dem Nichts.
Die spanische Bestsellerautorin Maria Duenas lässt ihrer Hauptfigur keine einzige ruhige Minute. Sie führt den unerschrockenen Mauro charmant und mit Überzeugung von einem ins nächste Abenteuer und lässt ihn dabei immer am Rande des Abgrundes balancieren. Da kann einem der arme Kerl schon einmal leid tun. Abstrus humorvolle Szenen, die im 18 Jahrhundert eine Welle der Entrüstung ausgelöst hätten, bedingen, dass man auch als Leser kaum zum Atmen kommt, geschweige denn das Buch aus der Hand legen möchte.
Eine wundervolle Geschichte in anspruchsvoll blumiger Sprache mit einem Protagonisten zum Verlieben, der zeigt, dass immer und überall alles möglich sein kann.

/rezension/kd/0e07290d365091bbe7e2f2b71790d890?site=e531a34e44c60f04f3d9ddb46e3772f5


Dieses Buch hat das Zeug ein Klassiker zu werden!

Ich muss gestehen, dass ich von Maria Duenas als Schriftstellerin bisher nichts mitbekommen habe, obwohl sie schon mehrere Bücher veröffentlicht hat und in Spanien eine gefeierte Bestseller-Autorin ist. Im Jahr 2015 war dort ?Wenn ich jetzt nicht gehe? sogar das meistverkaufte Buch.
Wie das bei mir oft der Fall ist, wurde ich auf das Buch durch das schöne Cover aufmerksam. Es ist schlicht gestaltet und lässt eine Liebesgeschichte erahnen, die nicht kitschig anmutet.
Bekommen habe ich sogar viel mehr als eine Liebesgeschichte, denn der Roman ist das reinste Abenteuer!
Die Geschichte beginnt in Mexiko-Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dort lebt Mauro Larrea, ein 50-jähriger reicher Unternehmer. Seine Frau ist schon vor längerer Zeit verstorben und hat ihn und die zwei Kinder Mariana und Nico zurückgelassen. Mauro war schon immer ehrgeizig und hat keine Mühen und Risiken gescheut um an sein Ziel zu kommen. So hat er es auch geschafft seine Armut zu überwinden und wohlhabend und angesehen zu werden. Doch nun hat ihn sein Glück verlassen, denn er ist ein zu großes Risiko eingegangen. Er hat all sein Geld in neue Maschinen aus den USA investiert, doch der dort herrschende Bürgerkrieg hat im einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn ruiniert. Jetzt heißt es schnell handeln um zu verhindern dass diese Neuigkeit die Runde macht. Mit Hilfe seine treuen und langjährigen Freundes Andrade erkennt er, dass ihm nichts anderes übrigbleibt, als nach Kuba zu gehen und dort Geschäfte abzuschließen um ihn aus der Misere zu befreien. Denn es steht nicht nur sein Leben auf der Kippe, sondern auch das seiner Kinder. Seine Tochter hat er aufgrund seines Vermögens in eine angesehene alte Familie verheiraten können und sein Sohn ist verlobt und die Hochzeit gerät in Gefahr. Doch um Geschäfte in Kuba tätigen zu wollen, braucht er Startkapital. Er verkauft fast seinen ganzen Besitz und schließt ein Geschäft mit dem Halsabschneider ab, der der ihn schon zu Beginn seiner Karriere ausgenommen hat, und das Ganze zu einem Wucherpreis. Er setzt seine Villa, das einzig kostbare was ihm noch geblieben ist als Pfand ein und hat nur vier Monate Zeit einen Drittel plus horrende Zinsen zurückzuzahlen, sonst steht er vor dem Nichts. Als sich herumspricht, dass Mauro nach Kuba geht, bekommt er noch Geld von der Schwiegermutter seiner Tochter mit. Das soll er gewinnbringend investieren. Vom zukünftigen Schwiegervater seines Sohnes bekommt er auch Geld mit. Es handelt sich um das Erbe seiner Schwester, die er jahrelang nicht gesehen hat. Mauro soll das Geld der Schwester überbringen. Nun hat Mauro genug Geld um etwas daraus zu machen. Wird es ihm gelingen?
Der Schreibstil von Maria Duenas ist ganz hervorragend! Sie beschreibt die Umgebung und die Charaktere so detailreich und genau, dass sie lebendig wirken. Sie bedient sich einer Sprache, die zeitlos wirkt und ich oft das Gefühl hatte einen altbewährten Klassiker zu lesen!
Mit Mauro Larrea hat sie einen ganz ausgezeichneten Charakter geschaffen. Er ist stark und seine Moral hat mir gut gefallen. Er hat oft anders gehandelt als ich es erwartet hatte, hat die Situationen oder Personen nicht ausgenutzt, auch wenn es ihm förmlich in den Schoß gefallen ist, wie z.B. das Geld der Schwiegereltern seiner Kinder. Mauros Freund Andrade und sein Diener Santo waren Mauro eine große Stützte und Menschen, die jeder gern in seinem Leben hätte. Und dann haben wir natürlich noch die sinnliche Soledad, die eine wichtige Rolle in Mauros Leben einnehmen wird.
Die Geschichte spielt an mehreren Schauorten, was mir sehr gut gefallen hat. Wir erleben förmlich wie es in Mexiko-Stadt, Kuba und Spanien zur damaligen Zeit aussieht und zugeht. So wird das Gefühl die Abenteuer von Mauro mitzuerleben noch verstärkt! Außerdem erwarten einen viele Wendungen, die man nicht erahnt und so die Spannung bis zum Schluss des relativ dicken Buches halten. Ich bin von Maria Duenas' Buch ?Wenn ich jetzt nicht gehe?, dessen Titel übrigens ganz hervorragend zum Inhalt passt, restlos begeistert und möchte unbedingt noch weitere Bücher der Autorin lesen!

Nepomurks


Ein großartiger Roman.. Vielschichtig, emotional und sehr authentisch!

Wie ein Abbild vergangener Zeiten scheint der Roman der spanischen Schriftstellerin Maria Duenas ?Wenn ich jetzt nicht gehe?. Hierzulande noch eher unbekannt, wurden die bisher erschienen Bücher Duenas? bereits in über 35 Sprachen übersetzt, millionenfach verkauft und z.T. verfilmt. Und nicht zu Unrecht: Der aktuelle Roman liest sich wahnsinnig flüssig, ist sprachlich sehr stark und versetzt den Leser gefühlt in eine von Stolz und Arbeit geprägte Ära der südamerikanischen Besiedelung durch die Spanier. Wahrlich ein großes Familien-Epos, das Maria Duenas mit ?Wenn ich jetzt nicht gehe? geschaffen hat!

Hauptprotagonist ist in diesem Buch der Spanier Mauro Larrea, ein Mann mittleren Alters der vor vor vielen Jahren nach Mexiko übersetzte, um dort sein Glück zu versuchen. Ein Emporkömmling, der nach schweren Jahren des arbeitsreichen Aufstiegs tatsächlich einen beachtlichen Reichtum angehäuft hat und sich nun doch vor den Trümmern seines Erfolges wiederfindet. Die Zeiten sind schwierig. Spanien führt noch Kolonien, befindet sich aber bereits in kriegsähnlichen Zuständen mit seinen Exklaven. Die Geschäfte lahmen, sind risikoreich geworden. In Mexiko und Kuba bekommen die spanischen Übersiedler die Umschwünge und Umbrüche bereits am eigenen Leib zu spüren. Unsicherheiten, der Wandel in der Sklavenhaltung, die schwindenden Gewinne aus Minenbau und Import- / Export.. Das alles lässt sich hier in einem wunderbaren Fluss nachlesen. Mauro ist ein durch und durch stolzer Mann, zudem Vater zweier bereits erwachsener Kinder und Eigentümer einer imposanten Villa. Doch spürt man im Verlauf der Erzählung seine Herkunft, sein Geschick ? aber auch die Notwendigkeit der Unterstützung seiner Weggefährten. Man erhascht einen tiefen Einblick in die Figur und glaubt manches Mal, mit dem Protagonisten zu verschmelzen. Atmosphärisch bleibt der Roman durchweg unglaublich dicht. Die Zeit lebt auf und es entsteht ein glaubwürdiges Konstrukt. Dabei verliert die Autorin sich nie zu sehr in Details, geht nur genauer auf die wichtigsten Inhalte ein. Doch sprachlich entfaltet sich ein intensives Szenario und der Roman strotzt nur so vor spannenden Entwicklungen. Es warten einige große Herausforderungen auf Mauro und man kann kaum absehen, wie die jeweilige Entscheidung fällt - wohin es den Mann treibt. Mich hat der Roman mit all seinen reichen Facetten und den durchweg interessanten Charakteren unglaublich fesseln können. Ich fand die Umschreibungen der Szenen, der Umgebungen und Menschen der damaligen Zeit einfach sehr eindrücklich. Das Buch hat mich wohl letztlich durch den tollen Schreibstil in vielerlei Hinsicht emotional angesprochen und somit von Anfang bis Ende mit auf eine spannende Reise nehmen können..

Maria Duenas hat meiner Meinung nach mit ?Wenn ich jetzt nicht gehe? einen unglaublich vielschichtigen, intensiven und sehr authentischen Roman vorgelegt. Sicherlich nicht der letzte Roman, den ich von dieser sehr einfühlsam schreibenden Autorin gelesen haben werde! Großartig, 5 Sterne.

Barbara Kumpitsch


Wenn ich jetzt nicht gehe

Im Klappentext steht, dass Duenas dermaßen mitreißend schreibt, dass man atemlos weiterlesen muss. Kann ich bestätigen: bis nach Mitternacht gelesen, weil ich nicht mehr aufhören konnte. Es ist das außergewöhnliche Setting (Mexiko-Stadt, Kuba, Andalusien) und die außergewöhnliche Zeit (1860), die packend und in schillernsten Farben wiedergegeben wird. Mauro hat sich sein Vermögen schwer erarbeitet, und mit einem Schlag, mit einer Fehlentscheidung, verliert er alles. Mit fünfzig Jahren einen Neubeginn zu wagen, kann nur ihm gelingen. Fasziniert haben mich die neuen Geschäftsideen, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen sind. Es war eine Zeit des Umbruchs, als Spanien viele Kolonien verloren hat und Unanbhängigkeitskriege den Markt beeinflusst haben. Lehrreich und fesselnd ist dieser Roman, niemals wird es kitschig oder unglaubwürdig!

yellowdog


Abenteuerroman auf hohen Niveau

Maria Duenas Roman ist passend in dritter Person erzählt und gut gestaltet, sie baut mit den interessanten Figuren und den vielen Beschreibungen über Mexiko-Stadt und später Havana und Jerez in Spanien Atmosphäre auf. Das verführt zum googeln von Fotos der Schauplätze, da der Text neugierig macht.
Ich bin begeistert, einen Roman zu lesen, der an interessanten Schauplätzen handelt.
Dabei war es für mich zuerst wie ein Bruch, als die Handlung von Mexiko verlegt wurde. Der Roman fällt dann für kurze Zeit etwas ab.

Der Plot ist fast ein klassischer Abenteuerroman mit einem draufgängerischen Protagonisten. Der Spanier Mauro hat viel erreicht. Einst war er Bergarbeiter, schaffte es zum Unternehmer. Als sein Ruin droht, ist er bereit einige Risiken einzugehen.
Mauro ist kein Mann, der alleine steht. Er hat zwei inzwischen erwachsene Kinder. Die Tochter Mariana verheiratet, der 20jährige Sohn noch ziellos.
Mauro ist ein eindrucksvoller Protagonist. Auch manche der Nebenfiguren, wie Andrande oder Mariana und Nicola sind sehr gelungen.

Die im Klappentext angekündigte Frau, die für Mauro wohl die Frau seines Lebens wird, taucht erst nach fast 300 Seiten in Jerez de la Frontera auf. Sie ist eine ihm ebenwürdige Persönlichkeit. Ihre erste Begegnung ist ein bemerkenswertes Kapitel! Mit ihr erlebt der Roman wieder einen Aufschwung.

Wie ich bei Wikipedia gelesen habe, soll dieser erfolgreiche Roman als Fernsehserie verfilmt werden. Das kann ich mir bei der bildhaften Sprache der Autorin gut vorstellen. Insbesondere beeindruckt mich der sorgfältige Stil der Autorin, der Beschreibungen der Umgebung deutlich umfasst und das passende Tempo, nicht zu schnell, nicht zu langsam.
Ausgewogenheit ist überhaupt eine Stärke des Buches.

Für mich ist Maria Duenas eine großartige Neuentdeckung und ich werde bei Gelegenheit auch künftige Romane von ihr lesen.

cosmea


Zu wenig Mäßigung

Mauro Larrea kam einst als Witwer mit zwei Kindern aus Spanien nach Mexiko und hat es in 25 Jahren vom einfachen Bergmann zu Ansehen und Wohlstand gebracht. Er besitzt mehrere Silberminen, Ländereien und einen Stadtpalast in Mexiko Stadt und verkehrt in den besten Kreisen. Dann trifft er gegen den Rat seines besten Freundes und Prokuristen Elías Andrade eine Fehlentscheidung. Er hat alles auf eine Karte gesetzt Der Roman beginnt mit der Nachricht, dass er sein gesamtes Vermögen bis auf sein Haus verloren hat. Keiner darf wissen, dass er ruiniert ist. Er trifft eine weitere riskante Entscheidung, indem er seinen Stadtpalast an einen Kredithai verpfändet, der ihn nur zu gern untergehen sehen möchte.
An dieser Stelle beginnt für Larrea eine abenteuerliche Reise, die ihn zuerst nach Havanna, dann nach Jerez in Spanien führt, wo er durch einen Sieg beim Billard die Ländereien der Familie Montalvo gewonnen hat. Schon in Havanna hat die skrupellose Carola Gorostiza, Ehefrau seines Herausforderers, ein Netz von Intrigen gesponnen, das er lange nicht durchschaut. In Jerez begegnet er Sol Claydon, Enkelin des legendären Weingutbesitzers Matias Montalvo, in deren Bann er sofort gerät. Er wird immer tiefer in die Probleme der Montalvos verstrickt, gerät selbst in große Gefahr und hört nicht auf die Stimme der Vernunft, wenn er sich in illegale Machenschaften verwickeln lässt, um der schönen Soledad zu helfen.
Es gibt immer wieder überraschende Wendungen, immer neue Komplikationen. Die Charaktere in diesem in der 2. Hälfte des 19.Jahrhunderts spielenden Abenteuerroman sind sorgfältig gezeichnet, vor allem Mauro und Soledad, aber auch die Nebenfiguren. Mauro gewinnt beim Billard einen Weinberg mit Namen La Templanza, und templanza (Mäßigung) ist genau die Eigenschaft, die ihm die meiste Zeit fehlt. Er muss lernen, besonnener zu werden, um seine Existenz und sein Leben nicht immer wieder aufs Spiel zu setzen. In diesem gut lesbaren, spannenden Abenteuerroman kommen auch die großen Gefühle nicht zu kurz. Durch harte Arbeit schafft der geläuterte Mauro den Neuanfang. Wird er auch auf der Suche nach Glück erfolgreich sein? Ein sehr empfehlenswerter Roman!

Barbara Pernter




Lassen Sie sich nicht vom Cover täuschen: "Wenn ich jetzt nicht gehe" ist keine kitschige Liebesgeschichte sondern ein toller, spannender Abenteurerroman vor historischer Kullise. Von der ersten Seite an war ich gefangen vom Schicksal Mauro Larreas, der durch eine Fehlinvestition sein gesamtes Vermögen verspielt hat. Mit Geld aus einem Wucherkredit macht er sich von Mexiko aus auf den Weg nach Kuba. Ein Jahr hat er Zeit sich wieder ein Vermögen aufzubauen, sonst verliert er auch noch den letzten ihm verbliebenen Besitz.
Dieses Buch war monatelang auf den spanischen Bestsellerlisten und hat unzählige Leser begeistert. Auch ich habe es geradezu verschlungen.