Rezensionen

Die Sonnenschwester
 

Elisabeth Wallinger




"Rechteckig, verlässlich, gut", oder so ähnlich kennt manch einer von uns noch aus einer bekannten Werbekampagne (Wo wir wieder beim oben erwähnten Vorteil des Buches im Allgemeinen wären).

Beinahe so regelmäßig wie Weihnachten, erfreuen die Schwestern ihre mittlerweile riesige Fangemeinde. Und auch dieses Jahr gibt’s wieder was Neues.

Die Eckdaten: 832 Seiten, diesmal ist Elektra an der Reihe. Der Geschenktipp für die beste Ehefrau der Welt, zum Beispiel.

Auch als eBook und Hörbuch lieferbar.

Bücher in meiner Hand


832 fesselnde Seiten

Elektra kam bei ihren bisherigen Erwähnungen in den ersten fünf Büchern der Serie nicht sehr sympathisch rüber, deshalb war ich sehr gespannt, ob sie wirklich solch ein Biest ist. Als weltbekanntes Model ist sie die erfolgreichste der Schwestern, aber auch die unglücklichste. Elektra lässt niemand wirklich an sich ran, von ihren Schwestern am ehesten noch Maia.

Unter Pa Salts Tod leidet Elektra heftig, sie hat das Gefühl, ihn schwer enttäuscht zu haben. Auch ihn liess sie nicht nahekommen, als es noch möglich war. Ihr Leben ersäuft sie in Alkohol. Um wach zu sein konsumiert sie Kokain. Sie ist hochgradig süchtig, benimmt sich daneben, kein Wunder hält es weder ein Partner noch Angestellte bei ihr aus. Ihr Weg ist nicht leicht, doch Elektras Leben ändert sich, als ihre neue Assistentin Mariam in ihr Leben tritt und zeitgleich ihre Grossmutter Stella sich bei ihr meldet.

Letztere erzählt ihr, passend zu Elektras Leitspruch "Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, leben muss man es aber vorwärts" laufend die Geschichte ihrer Herkunft. Diese beginnt am Silvester 1938 und führt die Leser vom Grossstadtdschungel Manhattan in den Pflanzen- und Tierwelt-Dschungel Kenias. Die junge Amerikanerin Cecily Huntley-Morgan wurde von ihrem Verlobten verlassen. Nun nimmt sie sich eine Auszeit und reist zu ihrer Patentante Kiki Preston, die vorwiegend am Naivasha See in Kenia lebt.

Kiki ist eine historische Figur, die mit ihren Problemen hervorragend zu der Thematik in "Der Sonnenschwester" passt. Kiki ist für Cecily das Verbindungsglied und führt ihre Patentochter in die britische Gesellschaft im "Happy Valley" ein. Der Vergangenheitsstrang um Cecily ist nahe an die historische Vorlage verknüpft. Cecilys Geschichte fand ich total interessant und spannend.

Lucinda Riley bringt uns die englische Kolonialmacht in Kenia, die leider auch trotz grosser Entfernung vom zweiten Weltkrieg betroffen war, näher. Ebenso die Stammeskultur und damit herein, das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Herausragend beschreibt die Autorin auch die faszinierende Landschaft von diesem facettenreichen ostafrikanischen Staat.

In Elektras Geschichte geht es um Süchte, Abhängigkeiten und Menschenrechte. Ebenso ist die Rassentrennung ein grosses Thema, welches im Jahre 2008, in dem der Gegenwartsstrang spielt, in der Hoffnung eines möglichen ersten schwarzen Präsidenten gipfelt (und wie wir wissen, auch Realität wurde). Elektra öffnet sich langsam. Tief in ihr vergrabene Erlebnisse erklären, wieso sie so unausstehlich wurde. Ihre Entwicklung ist sehr positiv, sie findet endlich echte Freunde und ihren Platz im Leben.

"Die Sonnenschwester" ist auf keiner ihrer 832 Seiten langweilig, sondern durchgehend fesselnd, so dass ich ihn innert zweieinhalb Tagen ausgelesen hatte. Der Roman ist enorm intensiv und behandelt Themen, über die man ausgiebig diskutieren könnte. Meine Lieblingsfigur ist Mariam, die straight ihren Weg geht und sich nicht beeindrucken lässt.

Elektras Geschichte heizt die Vorfreude auf den letzten Band um die verlorene Schwester Merope enorm an. Ich bin wahnsinnig gespannt, was uns im siebten Band alles erwartet!

Fazit: Inhaltlich stark und berührend, erneut brillant geschrieben.
5 Punkte.

Heidi Haspinger




Elektra führt ein privilegiertes Leben in der mondänen Welt der Reichen und Berühmten. In Wahrheit jedoch ist sie innerlich zerrissen, voller Selbstzweifel und Wut und hat ein geheimes Suchtproblem. Ihr ist jedes Mittel recht, um den Tag zu überstehen und betäubt sich mit Sex, Alkohol und Aufputschmitteln. Erst als sie den absoluten Tiefpunkt erreicht, erkennt sie, dass sie Hilfe benötigt. Am Wendepunkt ihres Lebens wird ihr bewusst, dass sie nicht so allein und ungeliebt ist, wie sie glaubte. Es liegt ein langer Weg der Heilung vor ihr, doch am Ende wird Elektra ihre Bestimmung finden…
Der sechste Band aus Lucinda Rileys „Schwestern-Reihe“ behandelt das Thema Sucht und den Kampf gegen den Teufelskreis der Abhängigkeiten. Mit New York und Kenia wartet der Roman mit zwei Schauplätzen auf, die um einiges düsterer sind als das Ambiente seiner Vorgänger. Trotz des ernsten Themas vermag der Roman wie gewohnt zu fesseln und berührt seine Leser durch große Emotionen. Absolut empfehlenswert für alle, die Familiensagas mögen.