Rezensionen

Long Bright River
 

Manfred Fürst


Ergreifende Familiengeschichte und packender Thriller in einem

jetzt 2018. Stadtviertel Kensington in Philadelphia.

Das Cover zeigt die Benjamin Franklin Bridge über den Delaware River, den Long Bright River. Dort spielt sich eine Familiengeschichte ab, mit bedrückend erschütternden Rückblicken in die Kindheit zweier Schwestern - damals: von Mickey, der 32 Jahre alten Streifenpolizistin und ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Kacey und deren Entfremdung, weil Mickey Kacey mehrmals festgenommen hatte; sie sprechen seit fünf Jahren nicht mehr miteinander. Kacey ist verschwunden. Parallel zur Geschichte die gefährliche Jagd nach einem Frauenmörder.

Zutiefst verstörendes und zugleich trauriges Schlaglicht auf den Mikrokosmos Familie und das urbane kriminelle Philadelphia, spannend, geschickt konstruiert und einfühlsam erzählt mit einer psychologischen Studie der alleinerziehenden Mickey.

Geschliffenes Deutsch durch beste Übersetzung auf einem sehr hohen literarischen Niveau. Extraklasse.

Bernhard Gaishofer


Long Bright River

Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einem Stadtteil in Philadelphia, der als Drogenumschlagplatz Nummer eins gilt. Ihre täglichen Touren nutzt sie auch dazu, ihre kleine Schwester, die schon vor Jahren ins Drogenmilieu abgerutscht und nun verschwunden ist, zu suchen. In Rückblenden werden die tristen Familienverhältnisse geschildert, in denen die beiden Schwestern aufgewachsen sind. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und ermordet eine Prostituierte nach der anderen, Mickey, die das Zeug zu einer guten Ermittlerin hat, ist auch ihm auf der Spur und hat große Angst um ihre Schwester. Ist der Mörder vielleicht sogar in den eigenen Reihen zu suchen?

Unsere Magazin Redaktion


Liz Moore: Long Bright River

Kensington, das Drogenviertel Philadelphias, ist das Revier der Schwestern Mickey und Kacey. Während Mickey als Cop durch die Straßen patrouilliert, steht dort die drogensüchtige Kacey und wartet auf Freier. Doch dann werden Frauen ermordet und Kacey verschwindet. Mickeys Suche nach ihrer Schwester wird eine Reise in eine Vergangenheit voller Lügen und in die korrupte Welt der Polizei. Ein wunderbarer Roman, so trist und wunderschön zugleich wie Springsteens Ballade Streets of Philadelphia.

Stephan Lauf




Wahrscheinlich eines der fesselndsten Bücher, die dieses Bücherfrühjahr zu bieten hat. Es ist die Geschichte zweier Schwestern, die eine Polizistin, die andere Junkie, die anschaffen geht.

Hart, schmutzig, traurig aber letztlich doch voll Hoffnung. Darf man dazu "ein wunderschönes Buch" sagen? Keine Ahnung, ist auch egal, hätte ich es noch nicht gelesen, ich würde mich jedenfalls über alle Maßen darauf freuen.

Barbara Kumpitsch


Long Bright River

Dieser Roman erinnert stark an die legendäre Serie "The Wire", nur das Philadelphia (speziell der Stadtteil Kensington) im Mittelpunkt steht. Die junge Polizistin Mickey sucht ihre drogenabhängige Schwester, obwohl sie seit mehr als 5 Jahren nicht mehr mit ihr spricht. Aber als Streifenpolizistin hat sie alles im Blick: die Prostituierten, die, die an der Nadel hängen, die Straßen, in denen nur mehr Drogensüchtigen in den abbruchreifen Häusern rumhängen. Mickey wacht nicht nur über ihre Schwester Kacey, sondern über ganz Kensington. Doch als die Morde losgehen, kommt Mickeys Vergangenheit ihrer Suche in die Quere. Liz Moore entwirft ein spannendes Porträt einer Stadt!

Caro2929


Pageturner

Klappentext:



"Die Streifenpolizistin Mickey hat seit fünf Jahren nicht mehr mir ihrer Schwester Kacey gesprochen, über die sie dennoch wacht in ihrem Viertel in Philadelphia. Die drogenabhängige Kacey geht anschaffen auf den Straßen ihres Blocks, aber eines Tages ist sie verschwunden. Gleichzeitig häufen sich die Morde an jungen Prostituierten. Als sich Mickey auf die Suche nach hier Schwester macht, gerät sie selbst in große Gefahr."





Meine Meinung:



Bei diesem Buch handelt es sich nicht einfach nur um einen Kriminalroman, nein es ist Familiendrama und Gesellschaftsporträt zugleich.



Ich konnte das Buch schwerlich aus der Hand legen, es war ein richtiger Pageturner trotz dessen, dass der Schreibstil doch eher nüchtern ist. Nichtsdestotrotz gelingt es der Autorin mit ihrem eher ruhigem Schreibstil eine gewisse Spannung hervorzuheben, so dass man immer weiter lesen möchte.



Mich konnte die Geschichte um Mickey und Kacey schwer begeistern, aber auch schwer erschüttern. Ich möchte an dieser Stelle aber gar nicht zu viel verraten...



Die Geschichte wird aus Mickeys Sicht erzählt. Die Kapitel Wechsel sich kontinuierlich in einem "Jetzt" und ein "Damals" ab. Der Leser kann der Geschichte an sich sehr gut folgen und darf immer mehr darüber erfahren, warum Mickey zu der Person geworden ist, die sie heute ist. Aber auch ihre Schwester wird sehr gut dargestellt. Der Autorin gelingt es eins stimmiges Bild der kompletten Geschichte zu erzählen. Keine Frage bleibt am Ende offen. Auch sind überraschende Wendungen enthalten, die das Buch nicht langweilig werden lassen.



Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und würde es wärmstens empfehlen, da es einfach sehr facettenreich ist und für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.





Fazit:



Klare Leseempfehlung. Erschütternd authentisch.

dorli


Long Bright River

In ihrem Roman „Long Bright River“ nimmt Liz Moore den Leser mit nach Kensington, einem Stadtteil der US-Metropole Philadelphia. Kensington ist ein Problembezirk. Die Kriminalitätsrate ist hoch, Drogenhandel und Prostitution sind hier Alltag und prägen das Stadtbild.

Hintergrund für diesen genauso bewegenden wie spannenden Roman ist die Opioidkrise in den USA – eine gesellschaftliche Tragödie, die mittlerweile ein solches Ausmaß angenommen hat, dass sie als medizinischer Notstand gilt.

Die 33-jährige Streifenpolizistin Mickey ist in Kensington aufgewachsen. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Kacey wurde sie von ihrer Großmutter aufgezogen, einer verbitterten Frau, die nie über den Drogentod ihrer Tochter hinweggekommen ist und deshalb weder die Kraft noch den Willen hatte, ihren Enkelinnen die Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, die sie gebraucht hätten. Während die stille, fast schüchterne Mickey die Kurve kriegt, gerät die wilde, unternehmungslustige Kacey auf die schiefe Bahn. Sie nimmt Drogen, dealt und prostituiert sich.

Als Kinder und Jugendliche haben die Schwestern sich gegenseitig beschützt. Obwohl der Lebensweg der beiden so gänzlich unterschiedliche Richtungen eingeschlagen hat und sie seit Jahren nicht mehr miteinander reden, hat Mickey auch heute noch immer ein Auge auf Kacey, wenn sie auf Streife durch den Bezirk fährt. Als ein Serienmörder, der es auf Prostituierte abgesehen hat, in den Straßen Kensingtons sein Unwesen treibt und Kacey zeitgleich spurlos verschwindet, macht Mickey sich auf eine nicht ungefährliche Suche nach ihrer Schwester…

Liz Moore gewährt dem Leser durch die Augen der Streifenpolizistin und alleinerziehenden Mutter Mickey Einblick in eine Welt, die mit den verheerenden Auswirkungen von Drogenhandel und -konsum zu kämpfen hat und die Probleme nicht in den Griff kriegt. Die Autorin schildert dabei nicht nur die Trostlosigkeit des Viertels und die Perspektivlosigkeit und Resignation der Bevölkerung, sie vermittelt auch, woher die Probleme kommen und warum es für den Einzelnen so schwer ist, die ständige Abwärtsspirale zu stoppen und dem Elend zu entkommen.

Der Roman ist aber nicht nur ein mitreißendes Gesellschaftsporträt, sondern wird durch die verzweifelte Suche nach Kacey, den aufschlussreichen Rückblenden in die Kindheit und Jugend der Schwestern sowie Mickeys Spagat zwischen Berufsleben und dem Wunsch, ihrem kleinen Sohn ein liebevolles Zuhause zu bieten, gleichzeitig zu einer dramatischen Familiengeschichte.

Obwohl es sich bei diesem Roman nicht um einen Krimi handelt und die Ermittlungen in den Mordfällen nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist für reichlich Spannung gesorgt, weil es Liz Moore gelingt, beim Leser den Eindruck zu erwecken, dass der Täter aus Mickeys Umfeld stammt und sie sich deshalb in ständiger Gefahr befindet.

„Long Bright River“ hat mir sehr gut gefallen – ein fesselnder, sehr tiefgründiger Roman, der mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat. Absolute Leseempfehlung.



KimVi


Ein großartiger Roman, der zum Nachdenken anregt

Da die Schwestern Mickey und Kacey früh ihre Eltern verloren haben, mussten sie in der Obhut ihrer Großmutter aufwachsen. Diese hatte selten ein gutes Wort für die beiden und deshalb hat Mickey bereits als Kind Verantwortung für ihre jüngere Schwester übernommen. Mittlerweile sind beide erwachsen und haben sich sehr unterschiedlichen entwickelt. Mickey ist Streifenpolizistin und Kacey der Drogensucht verfallen. Um ihren Konsum zu finanzieren, geht sie anschaffen. Die beiden Schwestern, die früher unzerrtrennlich waren, sprechen seit ungefähr 5 Jahren kein Wort mehr miteinander. Dennoch hält Mickey bei ihren Streifenfahrten immer Ausschau nach Kacey und versucht insgeheim sie zu beschützen. Doch plötzlich ist Kacey verschwunden. Mickey setzt alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden, denn ausgerechnet jetzt scheint ein Serienmörder umzugehen, der es auf drogensüchtige Frauen abgesehen hat.....

Der Schauplatz dieses Romans ist die Stadt Philadelphia. Durch die schwierigen Familienverhältnisse der beiden Schwestern, Kaceys Sucht und Mickeys Arbeit als Streifenpolizistin, bekommt man einen ungeschönten Einblick hinter die Fassade dieser Stadt und beobachtet eine Gesellschaft, die von der Wirtschafts- und Opiod-Krise stark beeinflusst wird. Liz Moore versteht es von der ersten Seite an, die Atmosphäre dieser Stadt zu vermitteln und in die Handlung einzubeziehen. Diese wird aus der Sicht von Mickey geschildert und wechselt zeitlich zwischen "jetzt" und "damals".

Mickeys und Kaceys Leben steht, vor der Hintergrundkulisse Philadelphias, im Zentrum des Geschehens. Sowohl der aktuelle Handlungsstrang, als auch die Rückblicke in die Vergangenheit, werden einfühlsam und geradezu bildgewaltig beschrieben, sodass man bereits nach kurzer Zeit mitten im Geschehen ist und fasziniert Mickeys Schilderungen folgt. Man bekommt eine Familiengeschichte präsentiert, die zum Nachdenken anregt. Auch wenn der Serienmörder, der offensichtlich im Viertel umgeht, der Aufhänger dieses Romans ist, steht der Krimianteil nicht zu sehr im Vordergrund. Diese Handlungsfäden sorgen zwar für zusätzliche Spannung, dennoch hat das Buch viel mehr zu bieten, als eine einfache Kriminalgeschichte. Liz Moore versteht es hervorragend, sowohl im Krimi- als auch im Familienanteil der Handlung durchgehend zu überzeugen. Denn es kommt zu einigen Wendungen, die überraschen und dafür sorgen, dass man geradezu in den Sog der Handlung gerissen wird und das Buch deshalb schon bald nicht mehr aus der Hand legen mag.

"Long Bright River" ist ein ganz besonderes Leseerlebnis, das nicht nur fesselnd erzählt wird, sondern zum Nachdenken anregt.