Rezensionen

Der Wintersoldat
 

Bellis-Perennis


Ein beeindruckender hist. Roman

Lucius Krzelewski, Sohn vermögender Industrielle, steckt mitten im Medizinstudium, als der Erste Weltkrieg Europa überrollt. Obwohl die Eltern, vor allem die Mutter, versucht, ihren Sohn in der Etappe unter zu bringen, wird Lucius als Arzt verpflichtet, auch wenn er keine praktische Erfahrung hat. Ihn, den Idealisten, verschlägt es nach Lemnowice, einem kleinen Ort in den Karpaten. Dort hat das k. und k. Kriegsministerium ein provisorisches Kriegslazarett aufschlagen lassen.

Statt eines erfahrenen Kollegen findet Lucius lediglich eine Krankenschwester vor, die weitaus mehr von Chirurgie und Amputationen versteht als der studierte Mediziner. Gemeinsam nehmen sie Herausforderung an. Sie kämpfen gegen Läsue, Typhus und den viel zu knappen Medikamenten. Hier und da verzeichnen sie den einen oder anderen Genesungserfolg, wissen aber doch, dass sie Verwundeten nur schnell zusammengeflickt werden sollen, um möglich schnell wieder zur kämpfenden Truppe zurückzukehren. So soll auch der als „Wintersoldat“ bezeichnete Mann unverzüglich wieder zu seiner Einheit einrücken, denn offensichtlich ist er körperlich unversehrt, sondern hat ein schweres Trauma und Depressionen. Schwester Margarete und Lucius können den Mann nicht vor der barbarischen Strafe des „Anbindens“, nämlich nackt an einen Baum gefesselt zu werden, schützen. So müssen die beiden zusehen, wie er zwar gerade noch überlebt.
Wenig später kommt die Front immer näher und eines abends verschwindet Margarete. Als sich Lucius auf die Suche nach ihr macht, verirrt er sich und überlebt nur mit Mühe.

Meine Meinung:

Daniel Mason ist hier ein einfühlsamer und bildgewaltiger historischer Roman gelungen, der uns die Schrecken des Ersten Weltkriegs plastisch vor Augen führt. Dieser realitätsnahe Roman hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.

Der idealistische Medizinstudent macht nicht nur durch seine Erlebnisse im Kriegslazarett eine Entwicklung zum Mann durch, sondern auch durch seine Verbundenheit mit Schwester Margarete. Er wird sie jahrelang suchen. Lucius hat es, wie vieler seiner Zeitgenossen und Kriegskameraden nicht leicht, in seiner Heimatstadt Wien wieder Fuß zu fassen. So muss er, der mit unzureichenden Mitteln Krankheiten bekämpft hat und sogar ein Kind zur Welt gebracht hat, wieder die Schulbank der Universität drücken. Kein einziger Tag seines Frontarztlebens wird ihm angerechnet.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der peniblen Recherche. Damit sich der Leser eine Vorstellung der genannten Örtlichkeiten vor Augen hat, ist im Vorsatzblatt eine Landkarte zu finden. Überhaupt ist die Aufmachung gediegen, mit Schutzumschlag und Lesebändchen.

Der Schreibstil ist sehr realistisch und ohne Sentimentalitäten oder Sensationslust. Manchmal wirkt er beinahe distanziert sachlich, um die Kriegsgräuel ein wenig auf Abstand zu halten.

Fazit:

Ein beeindruckender historischer Roman, den ich in kürzester Zeit gelesen habe. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Barbara Kumpitsch


Der Wintersoldat

Man merkt sofort, dass dieser Autor etwas von der menschlichen Psyche versteht, ist er unter anderem ja auch Assistenzprofessor für Psychiatrie. Was macht der Krieg mit der Psyche der Soldaten, damit beschäftigt sich der junge Medizinstudent Lucius, als er sich nach nur 6 Semestern freiwillig in den Kriegsdienst begibt. Er ist sehr unerfahren, als er schlussendlich in einem Dorf in den Karpaten landet und wäre da nicht die Nonne Margarete, die ihn unter ihre Fittiche nimmt, so wäre seine Sehnsucht, den Menschen zu helfen, schnell im Keim erstickt. Er will nur das Beste für seine Patienten, doch das bringt ihn, Margarete und seine Patienten wirklich in Gefahr. Die Schrecken des Krieges erlebt man als Leser hautnah, doch so düster auch das Szenario ist, so wundersam ist auch die Heilung durch die Liebe. Ich bin immer noch sehr aufgewühlt nach der Lektüre!

Unsere Magazin Redaktion


Der Wintersoldat

Ein ehrgeiziger Medizinstudent landet im Winter 2014 in einem Lazarett nahe der Ostfront. Der junge Theoretiker, der noch nie ein Skapell benutzt hat, muss sich dort an zwei Fronten schlagen –  an der medizinischen und an der Liebesfront. Kranken-schwester Margarete lehrt in gleich beides. Ein Roman, der inhaltlich an den Medicus und an den englischen Patienten und in Eindringlichkeit und Drastik an die „Wassermusik“ von T.C. Boyle erinnert. Dieses Buch legt man nicht weg, es fällt einem aus der Hand.

Alexander Kornell


Großes Lesekino!

Der aus besten Kreisen stammende junge Lucius ist einer der talentiertesten Medizinstudenten Wiens. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, sieht er seine Chance in einem Feldlazarett endlich „richtige“ Operationen durchführen zu können. Schlussendlich landet er im tiefsten Winter in einem winzigen Dorf in den Karpaten, wo die Kirche zum Notlazarett umfunktioniert wurde, das von der resoluten Klosterschwester Margarete geleitet wird. Jetzt hat Lucius das Kommando und muss lernen, dass der Krieg sich nicht an Lehrbücher hält…

Ein bildgewaltiger, atmosphärischer Roman, so packend erzählt, dass man nur allzu gerne darin versinkt. Masons großartiger Erzählstil beschwört das zerstörte Wien ebenso wirklichkeitsgetreu herauf, wie die eisigen Kriegsschauplätze in den Karpaten.

Mit soviel Genuss habe ich mich schon lange auf kein Buch mehr eingelassen, ein echter Schmöker zum Eintauchen – schwere Empfehlung!