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Die BlutköniginOverlay E-Book Reader

Die Blutkönigin

Roman | Sarah Beth Durst

E-Book (EPUB)
2017 Penhaligon Verlag; Harpervoyager, New York 2016
544 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21468-5

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Sie ist die größte Königin aller Zeiten - doch zu welchem Preis?
Daleina gehört zu den wenigen Frauen, die über die Gabe verfügen, die Elementargeister zu kontrollieren, die das Königreich Renthia terrorisieren. Diese Frauen werden Königin - oder sterben bei dem Versuch, zerfetzt von den Klauen und Zähnen der Elementare. Daleina ist bei weitem nicht die mächtigste der potentiellen Erbinnen der Königin. Doch dann wird ausgerechnet jener Mann ihr Mentor, der die amtierende Königin liebt - und von ihr verraten wurde ...

Sarah Beth Durst hat an der Princeton University Anglistik studiert. Sie verbrachte dort vier Jahre damit, über Drachen zu schreiben und sich zu fragen, was die Campus-Gargoyles wohl erzählen würden, wenn sie sprechen könnten. Seit über 10 Jahren schreibt sie sehr erfolgreich Fantasy für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. von der American Library Association). Mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie in Stony Brook, New York.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Vertrau nicht dem Feuer, denn es wird dich verbrennen.

Vertrau nicht dem Eis, denn es wird dich erfrieren.

Vertrau nicht dem Wasser, denn es wird dich ertränken.

Vertrau nicht der Luft, denn sie wird dich ersticken.

Vertrau nicht der Erde, denn sie wird dich begraben.

Vertrau nicht den Bäumen, denn sie werden dich zerfetzen, zerreißen, zerfleischen, bis du tot bist.

Es ist ein Kinderlied. Du springst über ein Seil, schneller und immer schneller, und zählst dabei die Geister auf, einen nach dem anderen. Wenn du über das Seil stolperst, dann ist es der zuletzt Genannte, der dich eines Tages töten wird: Feuer, Eis, Wasser, Luft, Erde oder Holz.

Die sechsjährige Daleina schnappte sich ihr Seil, schlüpfte aus dem Fenster des Baumhauses und lief über die Äste auf den Hain zu, angelockt vom Fackellicht. Ihre Eltern hatten Nein gesagt, auf gar keinen Fall, geh ins Bett und bleib dort, aber trotzdem, obwohl sie noch so jung war und auch unbedingt ein gutes, gehorsames Kind sein wollte, ließ sich Daleina nicht von ihrem Schicksal fernhalten. Sie würde mit ausgebreiteten Armen darauf zulaufen und ihm ins Gesicht schlagen.

Alle anderen Kinder hatten sich bereits unter der Aufsicht der Dorfhexe auf dem Waldboden unter den Bäumen versammelt. Daleina ließ sich von den Ästen hinunter aufs Moos fallen und gesellte sich zu ihnen. Ihre Wangen waren vom Laufen gerötet, und ihr Haar vom Wind zerzaust. Sie schwenkte ihr Seil und stimmte in den Gesang ein. »Vertrau nicht dem Feuer ...«

Bänder in leuchtenden Farben flatterten um sie herum, sie stellten jeden der sechs Elementargeister dar. Unter den Pfosten, an denen man die Bänder befestigt hatte, waren Amulette vergraben, und weitere Amulette baumelten im Schein der Fackeln zwischen den Pfosten um sie herum. Das Kinderlied und die Bänder würden die Elementargeister anlocken, und die Amulette hielten sie auf Abstand. Das war so sicher, wie es die Dorfhexe nur hinbekommen konnte, und sie lächelte die Kinder an, während sie gegen den Uhrzeigersinn im Kreis herumging und die Schutzworte sprach, so wie sie es gelernt hatte.

Die Kinder sprangen schneller und schneller und wiederholten dabei das Lied. Mindestens zwei Dutzend Mädchen und Jungen, das jüngste Kind sechs Jahre alt und das älteste zwölf, waren in den Hain gekommen, um sich ihre Zukunft prophezeien zu lassen. Einige waren mit der Zustimmung ihrer Eltern hier, sie trugen ihre besten Kleider, hatten Bänder in den Haaren und ihre Hemden waren frisch gestärkt. Andere, wie Daleina, steckten in Nachthemden, hatten ungekämmtes Haar und nackte Füße.

Während Daleina hüpfte, sah sie, wie der erste Holzgeist seine spitze Nase zwischen den Blättern hindurchschob. Er huschte über die Zweige und baumelte dann mit dem Kopf nach unten, um die Kinder zu beobachten, sein Schatten riesig im Fackellicht. »Vertrau nicht dem Wasser ...« Ein weiterer Holzgeist löste sich vom Stamm eines Baums, sein knorriger Körper war mit einer dicken Schicht aus Moos und Blättern überzogen. Ein Erdgeist, unbehaart und braun, strich aufreizend nahe an den Rändern der Amulette vorbei und bleckte dabei die Zähne, die wie kleine Felsen aussahen. »Vertrau nicht der Luft ...«

Ein Kind strauchelte.

Ein anderes stürzte.

Wie Daleina hatten auch sie gesehen, dass die Geister aus dem dunklen Wald auftauchten und den Hain einkreisten. »Vertrau nicht der Erde ...« Ihre nackten Füße patschten über den weichen Boden. Es hatte vor einigen Stunden geregnet, und zwischen Daleinas Zehen klebte Schlamm. Sie stellte sich vor, wie ein Erdgeist seine Hände durch den Morast streckte, um ihren Knöchel zu packen, und wie ein Luftgeist sie emporriss und sie von weit oben hinabfallen ließ. Sie kniff die Augen zusammen und hüpfte weite