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Das KarmagotchiOverlay E-Book Reader

Das Karmagotchi

Lea Melcher

E-Book (EPUB)
2019 Mira Taschenbuch
Auflage: 1. Auflage
350 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7457-5074-4

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Was sich liebt, das neckt sich.
Als Louisas Freund sie verlässt, wirbelt das ihre WG gehörig durcheinander. Gemeinsam mit ihren besten Freundinnen muss sie sich nun auf die Suche nach einem neuen Untermieter machen - und dabei alles vor der Hausverwaltung geheim halten. Zu allem Überfluss hat ihr Exfreund auch noch ihre kreativste Start-up-Idee, das Karmagotchi, geklaut, und der feindselige, aber irgendwie auch ganz süße Nachbar scheint ihr immer wieder Steine in den Weg zu legen. Dabei hat Louisa ihm nie etwas getan ... oder?
Der große WG-Casting-Marathon kann beginnen!



Lea Melcher hat ihren ersten Roman im Alter von vierzehn Jahren veröffentlicht - und schreibt seitdem Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher. Mit der richtigen Geschichte kann sie sich für jedes Genre begeistern. Nach einer Zwischenstation beim Fernsehen arbeitet sie mittlerweile neben ihrem Studium der Mediendramaturgie als Autorin sowie als Illustratorin. Gemeinsam mit ihrem Freund und Co-Autor bringt sie ihre kleine Katze Dino in einer Mainzer Altbauwohnung zum Schnurren.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

KAPITEL 1

Als Erstes frage ich ihn nach dem Geräusch seiner Schritte.

"In unserer WG legen wir sehr viel Wert auf einen sanften Gang", erkläre ich und schreite im Wohnzimmer auf und ab. "So in der Art, verstehst du?"

"W-wie bitte?"

Nicht nur der bleichgesichtige Mann vor mir starrt mich verwirrt an, sondern auch meine beiden Mitbewohnerinnen auf dem Sofa.

"Du musst es nicht vormachen", flüstert Audrey ihm zu. Sie wird ganz rot unter ihrer Sonnenbrille.

Der Mann gegenüber schluckt und steht auf. "Kein Problem."

Er schlurft mir hinterher durchs Zimmer, und zum Glück klingt sein Gang nicht wirklich nach Schritten.

Ich schließe die Augen, lausche auf das Geräusch seiner Schuhe auf dem Parkett. Könnte es uns verraten und preisgeben, dass eine vierte Person in diese WG einzieht? Oder klingt es mehr danach, als würden wir eine Leiche durch die Wohnung schleifen, in einen Teppich gerollt? Das wäre ja nicht so tragisch.

Ich öffne die Augen wieder und lächle. "Herzlich Willkommen, das Zimmer gehört dir!"

Erleichterung glättet das Gesicht unseres Bewerbers.

Ich strecke ihm die Hand hin. "Wie heißt du eigentlich?"

Seine Finger sind weich und feucht. Er räuspert sich, bevor er sagt: "Björn. Ich studiere Kommunikationswissenschaften im zehnten Semester." Er kann mir nicht in die Augen sehen, sein Blick huscht durch den ganzen Raum.

"Louisa, auf ein Wort?"

Kati erhebt sich vom Sofa und gestikuliert mit ihren bunt tätowierten Armen in Richtung meines Zimmers.

Ich seufze. "Du entschuldigst uns für einen Moment, ja?"

"Wenn du was klauen willst, nimm nicht die Mikrowelle, die funktioniert eh nicht mehr richtig", wirft Audrey ein.

Björn starrt sie mit großen Augen an.

"War nur ein Witz", flüstert Audrey und folgt uns beiden in mein Zimmer.

Kati schließt die Tür hinter uns.

"Was denkst du, was du gerade machst?"

Ich zucke die Achseln. "Was meinst du damit?"

"Er ist abscheulich!", ruft Audrey aus und schwenkt ihren Zigarettenhalter. Audrey benutzt ihn immer zum Rauchen, es gehört zu dem Image, das sie für sich konstruiert hat.

"Nicht in meinem Zimmer, Audrey", huste ich.

Sie lässt sich auf dem Fenstersims nieder und pafft durch die offene Scheibe nach draußen.

"Wir können ihn unmöglich hier einziehen lassen." Kati stemmt die Hände in die Hüfte.

"Da muss ich Kati leider recht geben", sagt Audrey.

"Der Typ ist echt creepy", bekräftigt Kati noch einmal.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen. "Ach, Leute, ihr habt doch nur Vorurteile. Björn ist bestimmt ein anständiger junger Mann." Ich nicke Audrey zu. "Außerdem haben wir keine Alternativen. Bei allen anderen Bewerbern heute hat euch entweder die Nase nicht gepasst, oder die Person spielt jeden Tag fünf Stunden Schlagzeug. Oder denk doch nur an den Typen, der auf WG-Castings geht, damit er nicht so einsam ist." Ich schaudere. "Björn sieht sogar fast aus wie mein Ex und wird deswegen garantiert nicht auffallen!"

Audrey räuspert sich. "Naja."

Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. "Zumindest was Größe und Haarfarbe betrifft. Das konnten wir von den anderen Bewerbern nun wirklich nicht behaupten."

Die beiden scheinen immer noch nicht überzeugt. Also fahre ich fort: "Ich meine, Björn ist so unauffällig, den würde die Vermieterin nicht einmal bemerken, wenn sie sein Zimmer betritt und er auf dem Bett masturbiert."

"Louisa!"

"Tschuldigung, Audrey. Aber so ist es doch: Wir müssen das vierte Zimmer noch heute vermieten, weil morgen der neue Monat beginnt. Und die Vermieterin darf auf keinen Fall bemerken, dass hier jemand anderes wohnt, als es im Vertrag steht. Dafür ist Björn der perfekte Kandidat. Außerdem ist es schon fast zehn Uhr abends. Heute kommt garantiert keiner mehr."

"Ja, oder wir teilen uns die Miete für das vierte Zimmer, bis wir jemand Besseren finde