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ZaraOverlay E-Book Reader

Zara

Peter Uhlmann

E-Book (EPUB)
2019 Books On Demand
Auflage: 4. Aufl.
288 Seiten; ab 12 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7528-4393-4

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€ 6,99

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Heile Welt in einer Kleinstadt? Weit gefehlt! Ein Mädchen - viele Probleme. Die 17-jährige magersüchtige Zara stürzt als Neue am kleinstädtischen Gymnasium in einen Strudel von Mobbing, Erpressung, Freundschaft, Erwartungen, Enttäuschungen und Ängsten. Sie kämpft mit sich selbst, mit ihrer Mutter, ihren Lehrern und Mitschülern. Nur ihr toter Vater steht ihr bei. Und die Liebe?

Als Dozent in der sozialpädagogischen Ausbildung habe ich viele Jahre das Fach 'Kinder- und Jugendliteratur' unterrichtet. Nach der Theorie nun die Praxis. Ich habe zwei Romane geschrieben: Zara Zara - So habe ich es mir nicht vorgestellt.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Donnerstagnachmittag

Sie hatten sich nach der Schule verabredet gemeinsam zur Bibliothek zu gehen, weil Zara den Weg dorthin nicht kannte. Sie wollten zusammen für den Vortrag in Deutsch arbeiten. Beide trauten sich nicht, den anderen nachhause einzuladen. Mein Zimmer ist nicht aufgeräumt, war Zaras Ausrede. Ich habe nur wenig Platz, log Lia. Also blieb nur die Bibliothek. Vielleicht war es auch besser so. Hier konnte man in Ruhe arbeiten und auch etwas nachschlagen.

"Du solltest dir gleich einen Ausleihausweis geben lassen. Das kostet nur zehn Euro im Jahr. Ich gehe oft in die Bücherei. Dort ist es schön ruhig. Und außerdem haben sie tolle Bücher, du wirst sehen."

Die Bibliothek lag im ersten Stock; sie nahmen den Fahrstuhl. In den verspiegelten Wänden sahen sie ihre Körper. Sie ist wirklich ziemlich dick, dachte Zara. Und dieses weite Hemd hängt so schlaff an ihrem Körper herab. Kein Wunder, dass sie den Fahrstuhl nehmen wollte. So dünn möchte ich nicht sein, dachte Lia. Und das Männerhemd sieht scheiße aus.

"Hier sitze ich immer." Lia zeigte auf einen abseits stehenden Tisch mit zwei Stühlen. Sie stellten ihre Taschen auf den Boden, setzten sich gegenüber und schwiegen einen Moment.

"Okay", begann Zara, streckte sich und legte ihre Hände flach auf den Tisch. "Vortrag Deutsch, Präsentation des Buches in zwei Wochen, Thema Adoleszenzroman."

"Adol... was für ein Roman", fragte Lia. "Adoleszenzroman oder auch Jugendroman", sagte Zara. Ihre linke Hand klopfte auf die Tischplatte. "Was für ein Thema." Die rechte Hand klopfte ebenfalls. "Wer sich so was nur ausdenkt." Sie trommelte mit den Fingerspitzen. "Ich glaube, sie will etwas Theorie, Merkmale und so was und ein Beispiel aus ihrer Vorschlagsliste. Was meinst du?" Lia meinte nichts. "Also fangen wir mit der Theorie an." Zara kramte den Hefter aus ihrer Tasche und blätterte kurz darin. "Hier, das stand so an der Tafel: Wirklichkeitserkundung und Wahrheitssuche. Das Lebensgefühl, die Lebenslage, die Lebenssicht, die Lebensprobleme heutiger Jugendlicher sollen literarisch erfasst werden." Lia schaute Zara fragend an. Sie hatte auch ihren Hefter vor sich liegen, sie hatte diese Wörter ebenfalls von der Tafel abgeschrieben, aber sie hatte nichts verstanden. Sie las ihre Notizen wie ägyptische Hieroglyphen: Figurenroman, Raumroman, Bildungsroman, Utopie und Anti-Utopie, postmoderner Adoleszenzroman ... Sie sah auf, ihr Blick ging an den Bücherregalen entlang, wanderte über andere Tische und landete zielgerichtet in der Café-Ecke.

"Ich brauch was zu essen. Kommst du mit?"

"Jetzt schon? Wir haben doch noch gar nicht richtig angefangen." Zara mochte Literatur. Sie las, was sie in die Finger bekommen konnte. Das hast du von deinem Vater, hatte Irene vor Kurzem gesagt. Sie war froh über Zaras derzeitigen Lesehunger. Der machte ihre Tochter wenigstens im Kopf satt. Und Zaras sonstige Unruhe war beim Lesen auch verschwunden.

Sie gingen beide zur Café-Bar und blieben vor dem Tresen stehen. Lias Blick streifte über das Angebot belegter Brötchen, Zara schaute die Schälchen mit unterschiedlichen Salaten an.

"Sie wünschen?", fragte die junge Frau hinter dem Tresen und sah die beiden Mädchen aufmunternd an.

"Ich möchte bitte ein Mettbrötchen und eine Cola", sagte Lia.

"Und ich, ich möchte gern diesen Salat dort." Zara zeigte auf ein Schälchen mit Rucola, Mais, Radicchio, Sonnenblumenkernen und Sprossen.

"Mit welchem Dressing, bitte?"

"Joghurt, bitte."

"Und zu trinken?"

"Einen grünen Tee, bitte."

Sie setzten sich mit ihrem Essen und den Getränken an einen Tisch.

"Reicht dir denn so ein kleiner Salat?", wollte Lia wissen. "Hast du denn keinen Hunger um diese Zeit? Es ist doch gleich drei Uhr. Ich sterbe fast vor Hunger."

Du wirst noch sterben, wenn du weiter so hungerst! blitzte es Zara durch den Kopf.

Es war kurz nach Rolfs Unfall. Zara und ih