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Stadt der TürmeOverlay E-Book Reader

Stadt der Türme

Die Garde | Sandra Berger

E-Book (EPUB)
2020 Bookrix
CCCLXV Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7487-2716-3

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Ihr 19. Geburtstag verändert Kiras gesamtes Leben. Nicht nur, dass sie genau an diesem Tag ihre einzige noch lebende Verwandte verliert, sondern auch, dass ihre einzige Überlebenschance darin besteht, der verhassten Garde beizutreten. Die Garde - die Menschen, die ihre Eltern auf dem Gewissen haben. Kira sieht in ihrem Unglück die Möglichkeit, sich endlich für ihre Familie zu rächen. Doch kann sie es als einfache Dienerin mit den besten Kämpfern der Stadt aufnehmen? Kira verwickelt sich in ein Spiel aus Macht, Intrigen und Liebe.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Kiras Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Zitternd drückte sie sich in ihrem schlichten grauen Kleid gegen die Wand und versuchte, die beruhigende Frische des Morgens tief in ihre Lungen zu ziehen. Das Geräusch zweier Giganten, die sich bekämpften, löste in ihr eine altbekannte Angst aus. Es lag schon etliche Jahre zurück, doch sie sah vor ihrem inneren Auge jedes Mal, wie die mächtige Pranke in das Dach ihres Hauses schlug.

Die Nebelschwaden lösten sich allmählich auf und nahmen den leichten Schleier des Morgens mit. Bald wird hier alles unter einer weißen Schneedecke liegen, dachte Kira, als ihr Puls wieder unter Kontrolle war und der Blick über den kleinen Kräutergarten schweifte. Während die Adligen die letzten Sonnentage vor dem Wintereinbruch genossen, musste sie mit den anderen Dienern die Vorbereitungen für das große Festmahl erledigen. Kira hasste dieses halbjährliche Fest, an dem die gutsituierten Adligen im Überfluss aßen und tranken. Niemand von denen verlor auch nur einen Gedanken an die Armen in der Stadt, die von der Hand in den Mund lebten. Für sie waren Bettler nur Abschaum, und Abschaum wurde nicht beachtet.

 Kira nahm einen tiefen Atemzug und bückte sich zu den Kräutern zu ihren Füßen. Der liebliche Geruch von Basilikum drang in ihre Nase. Vorsichtig zupfte sie ein Blatt ab und verrieb es in ihren Fingern. Sie liebte das Aroma seines ätherischen Öles. Im Geheimen hatte sie einmal von diesem wundervollen Kraut probiert. Der unverwechselbare Geschmack hatte sie seit dem Tag nicht mehr losgelassen.

»Bist du immer noch nicht fertig?« Marianne - der Hausdrache, wie sie unter dem jüngeren Personal genannt wurde - stand in der Tür und warf ihr einen griesgrämigen Blick zu. »Nicht einmal die einfachste Aufgabe kannst du gewissenhaft ausführen!« Ihre Haare waren wie bei allen Dienern zu einem Dutt hochgesteckt. Doch im Gegensatz zu Kira trug sie an ihrem schlichten grauen Kleid schwarze Applikationen, welche sie als höhergestellte Haushälterin kennzeichnete.

Marianne schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich habe es deiner Tante mehrmals gesagt; sie ist viel zu nett zu dir! Was du brauchst, ist eine härtere Hand! Wärst du meine Nichte, wäre ich nicht so gütig zu dir! Bei mir würdest du das lernen, was solche Mädchen wie du brauchen - Disziplin!« Kira blieb stumm, wie immer, wenn Marianne ihr vor Augen führen wollte, wie schlecht sie sich benahm. Dabei war es offensichtlich, dass der Hausdrache sie hasste. Was der Grund dafür war, wusste Kira allerdings nicht. Womöglich lag es daran, dass ihre Tante als gleichhohe Hausangestellte die Erlaubnis der Baronin erhielt, die verwaiste Nichte zu sich zu holen. Obschon das neun Jahre zurücklag, war ihr Marianne die ganze Zeit nur mit Argwohn gegenübergetreten.

»Du hast genau noch eine Minute, um deine Arbeit zu erledigen. Danach wirst du mit Mimi auf den Markt gehen, um die bereitstehenden Äpfel zu holen.« Ohne ein weiteres Wort drehte sich Marianne auf dem Absatz um und rauschte wieder ins Innere. Kira verzog grimmig das Gesicht, machte sich aber eilends daran, die Kräuter für die Köchin zu sammeln. Nicht, dass der Hausdrache auf die Idee kam, ihr wieder mal das Abendessen zu streichen. Mimi und sie waren Kandidaten dafür. Sie konnten sich noch so anstrengen - wenn Marianne einen schlechten Tag hatte, erfand sie einen x-beliebigen Grund und strich ihnen kurzerhand die Mahlzeit.

Die junge Madlen, welche von allen nur Mimi genannt wurde, war erst seit zwei Wochen im Haus der Baronin tätig. Mit ihren 12 Jahren erinnerte sie Kira an ihre Anfänge. Sie war etwas jünger gewesen, als sie das erste Mal dieses pompöse Haus betrat und keine Ahnung davon hatte, was es hieß, eine Dienerin zu sein. In den darauffolgenden Wochen musste sie lernen, wie man Adlige bediente, einen Hofknicks ausführte und sich möglichst unsichtbar machte. Obwohl sie, im Gegensatz zu Mimi, über eine schnelle Auffas