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Der Ruf des WolfmädchensOverlay E-Book Reader

Der Ruf des Wolfmädchens

Fantasy Shorts | Lazarus Engel

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
CLIX Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7438-9513-3

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In diesem Band veröffentlicht Lazarus Engel Kurzgeschichten aus dem Fantasy-Bereich. Sie künden von seinem Einfallsreichtum, geheimnisvolle und mystische Welten zu schaffen, in denen seine Protagonisten fest gegen das Böse zusammenhalten. Seine beiden Adern des High- und des Dark-Fantasy sind ein guter Einstieg, sich mit dem Autor vertraut zu machen, der auch in seinen erotischen Werken an der einen oder anderen Stelle Mystery mit einfließen lässt. Lassen Sie sich entführen in die Anderswelt Luthalyen, dem Land, das unter den Seen und unter den Teichen liegt, in dem das junge Wolfmädchen Sarah zu einer Kriegerin heranwächst. Oder genießen Sie die Verstrickungen, in die sich die Dämonenjäger Landulf und Achill verirren, weil die grausamen Wesen, die sie jagen, sich als wunderschöne Frauen entpuppen. Wenn sie denn mal nicht als Tenebricosa oder Arbocusta Unheil über die Welt bringen wollen. Nicht zuletzt gibt es da noch Raija, die in die Villa eines geheimnisvollen Grafen gelockt wird, um sein Vermächtnis zu empfangen. Mit dem kleinen Beigeschmack, fortan des Nachts als Vampirin auf Jagd gehen zu müssen. Unter anderem enthält das Buch die Geschichten: - Der Ruf des Wolfmädchens, - Überfall der Xanwasken, - Das Licht im Wald (Märchen), - Die Tenebricosas von Monschau, - Das Vermächtnis des Grafen,I

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Der Rußbuttenmann


Es war später Nachmittag. Die Zeit der langen Nächte war schon angebrochen. In der Küche der alten Kräuterfrau saßen die drei Krieger und ihre zehn Befreiten um den offenen Herd. Der Eintopf köchelte vor sich hin, nebenan briet Fleisch in der Pfanne. Die Pfadfinderin Varinda hatte einen großen Rothirsch geschossen, lange noch würde dieser sie alle ernähren.

Plötzlich horchte Varinda auf.

Jetzt hörten es auch die anderen.

Angst kroch in die gerade aufgewärmten Glieder der jungen Frauen und Männer.

Wer war bereit, hinaus in den Regen zu gehen?

Die Kräuterfrau huschte mit ihrer Armbrust zum Fenster. Varinda und ihre beiden Gefährten Erendila und Merander griffen zu ihren Waffen und verteilten sich in den umliegenden Büschen.

Das Scheppern kam näher. Es klang, als würden die Blechsoldaten der Augsburger Puppenkiste den Berg hinab rollen. Sarah wehte ein Gestank von Pech und Schwefel um die Nase. Anscheinend war der Leibhaftige auferstanden, sie alle zu holen. Gebannt schauten ihre Augen in den wolkenverhangenen Nachmittag hinaus.

Da platze das Grauen aus dem Tann.

Schwarz und übermächtig groß.

War es ein Mensch? Ein armer Tropf gar?

Sarahs scharfe Augen erfassten das Wesen: Es sah aus wie das Elend selbst: Blass, abgemagert, mit zerschlissenen, schäbigen, schwarzen Leinwandkleidern bedeckt. Die nackten Knie schimmerten durch die Hosen, die Stiefel waren vielfach geflickt und dennoch lugte der große Zeh heraus, von Dreck und Blut verschmiert. Unmöglich, von ihm ginge Gefahr aus, sagte sie sich und lehnte sich entspannt an den Fensterrahmen. In Ruhe schaute sie sich das Ungetüm näher an.

Das Holzreff auf dem Rücken des fremden Mannes überragte bei weitem seinen Kopf, als würde ein Wehrturm auf dem Rumpf aufsitzen. In seinem Mund qualmte eine Pfeife; riesige Wolken hüllten sein Gesicht ein. Fürwahr, von weitem eine gruselige Erscheinung. Das Geklappere kam aus seiner Kraxe. Schwer musste die Last auf seinen Schultern drücken und hatte in den vielen Jahren den Oberkörper des Mannes nach vorne gebeugt. Schwerlich nur konnte ein großer Krückstock ihm Halt gebieten. In der anderen Hand hielt er ein Behältnis: "Frischer Ruß, zum Färben für Leinöl, als Lederfarbe oder mit Schweineschmalz zu Schuhwichse angerührt. Meine werte Dame, drei Pfennig für die kleine Butte. Erst in einem Jahr komme ich wieder vorbei."

Amüsiert traten die drei Krieger aus dem Tann und nahmen den Hausierer in ihr Geleit. Ein freudiges Raunen war aus der Hütte zu hören.

"Hein, musst Du immer so schreckliche Auftritte inszenieren?" Mit ausgebreiteten Armen kam die Kräuterfrau auf den Mann zu, gab ihm ein Küsschen auf die rußgefärbte Wange und zog ihn flink ins Trockene.

Merander ging ihm zur Hand, das Holzreff abzulegen, Erendila schlug das Wasser aus seinem vollgesogenen Filzhut, Varinda half ihm aus der Schlieren durchzogenen Joppe. Einstmals war diese blau gewesen.

Wie die Pfadfinderin die Waldhütte betrat, hielt sie Sarah den Lappen namens Jacke hin. Mit spitzen Fingern hängte die junge, blonde Frau das Ding an einen rostigen Nagel.

Varinda schmunzelte. Dieses Zieren hatte sie dem Blondschopf mit seinen hellblauen Augen, die in einer gelben Lederhaut schwammen, gar nicht zugetraut. Bei den jeden Tag am Nachmittag stattfindenden Schwertübungen war Sarah nicht zimperlich. Wie ein Derwisch flitzte sie über die Wiese, rollte durch den Matsch, sprang übers Geäst und forderte allzu gerne den Lehrmeister Merander heraus, ungeachtet der Tatsache, von ihm ordentlich ihr Fell gebläut zu bekommen.

Im Stillen war Varinda von diesem kraftstrotzenden Mädchen sehr angetan. Gerade sechszehn Mal hatte Sarah die Zeit des Blätterfalls erlebt, vor zwei Wochen das erste Mal ein Schwert in der Hand gehalten, und schon schien es der Pfadfinderin, das Mädchen mit den Augen eines Wolfes wäre mit der Waffe verschmolz