Suche

Dorian Hunter 32 - Horror-SerieOverlay E-Book Reader

Dorian Hunter 32 - Horror-Serie

Die Todesmelodie | Neal Davenport

E-Book (EPUB)
2019 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
64 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-9019-3

Rezension verfassen

€ 1,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!

DIE TODESMELODIE

von Neal Davenport

Eine seltsame Melodie war zu hören. Es war mein Bruder Demian, der sang. Im Keller eines Hauses, dessen Fenster blind vor Schmutz waren, fand ich ihn schließlich. In ein Fass gesperrt, aus dem nur noch sein Gesicht ragte. Dünne Eisenstäbe durchbohrten das Fass und damit das Gesicht meines Bruders. Von den Spitzen tropfte das Blut.
»Demian!« Meine Stimme versagte.
Da öffnete er den Mund, und ohne dass er sichtbar die Lippen bewegte, vernahm ich die Melodie ...

Coco ist immer noch in Wien gefangen und versucht verzweifelt, über den Hermaphroditen Phillip Kontakt zu Dorian aufzunehmen. In der Zwischenzeit wird sie von weiteren Erinnerungen gequält: Monate nach dem Hexensabbat, dessen Ausgang Rupert Schwinger das Leben kostete, attackierte ein unheimlicher Gegner einzelne Mitglieder der Zamis-Sippe ... und fordert schließlich Michael Zamis offen zum Kampf heraus!



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1. Kapitel

Vor einer Stunde hatte ich unser Haus in der Ratmannsdorfgasse verlassen, um spazieren zugehen. Ich war durch den Hörndlwald marschiert und befand mich jetzt in der Jenbachgasse.

Sobald ich die Ausstrahlung meines Bruders lokalisiert hatte, rannte ich los. Mit jedem Meter, den ich zurücklegte, wurden die Schmerzen stärker, überfluteten mein Gehirn. Mein Bruder musste sich in tödlicher Gefahr befinden.

In der Schlägergasse blieb ich vor einem niedrigen, uralten Haus stehen. Die schmalen Fenster waren blind vor Schmutz; überall bröckelte der Verputz ab, und das Dach war an mehreren Stellen eingebrochen. In diesem Haus befand sich mein Bruder. Nur zu deutlich spürte ich seine Schmerzen und sein Entsetzen.

Ich zögerte, das Gebäude zu betreten, da ich sicher war, dass auch andere Familienmitglieder die Qualen meines Bruders gespürt hatten und bereits auf dem Weg waren, um ihm zu Hilfe zu kommen. Was, wenn ich nur aufgrund meiner Ungeduld in eine vorbereitete Falle lief? Doch Demians Qualen wurden immer größer. Ich musste ihm helfen.

Ich drückte die Klinke der verrosteten Eisentür nieder, ging die Einfahrt entlang und erreichte einen kleinen Hinterhof. Überall lag Unrat herum. Zwischen einigen halb zersplitterten Holzfässern huschten zwei graue Katzen hin und her, die sich von mir nicht stören ließen. Vorsichtig ging ich weiter. Auf der rechten Seite stand eine Tür halb offen. Sie pendelte knarrend in den Angeln und war mit Blut besudelt.

Plötzlich blieb ich stehen. Eine seltsame Melodie war zu hören. Es war Demian, der sang.

Blitzschnell trat ich in das Haus und durchquerte einen kleinen Vorraum, in dem Weinkisten bis zur Decke aufgestapelt waren. Eine breite Holztreppe führte in den Keller, die unter jedem meiner Schritte knarrte. Je tiefer ich hinunterstieg, umso dunkler wurde es um mich. Ich konnte nicht verstehen, was mein Bruder sang, doch die Melodie faszinierte mich. Demian hob und senkte die Stimme in einem seltsamen Rhythmus, der mir durch Mark und Bein ging.

Endlich erreichte ich den Keller, in dem ein unwirkliches Halbdunkel herrschte. Ich sah mich rasch um. Links und rechts standen große, bauchige Weinfässer, von denen die meisten morsch und leck waren. In einem Regal lagen ein paar leere Flaschen. Ich ging an einer Verkorkmaschine vorbei und blieb stehen. Der Gesang meines Bruders war in ein quälendes Geschrei übergegangen.

»Wo bist du, Demian?«, fragte ich aufgeregt.

Er gab mir keine Antwort, sondern schrie einfach weiter. Nach einigen Schritten hatte ich ihn entdeckt und blieb entsetzt stehen. Er war bis zum Hals in ein riesiges Fass gesperrt worden. Nur sein Kopf ragte aus dem Spund hervor. Sein Gesicht war bleich, das bronzefarbene Haar zerzaust. Sein Mund stand weit offen, ohne dass er sichtbar die Lippen bewegte.

»Demian!«, rief ich mit versagender Stimme und ging näher heran. Entsetzt hob ich die Arme, als ich sah, dass kreuz und quer durch das Fass lange Eisenstäbe gesteckt waren. Ich hatte einmal im Fernsehen einen Zauberer gesehen, der seine Partnerin in eine Kiste gesetzt und dann von allen Seiten Säbel durch die Außenwände getrieben hatte. Aber hier hatte ich es nicht mit einem billigen Trick zu tun. Die dünnen Eisenstäbe hatten sich durch den Körper meines Bruders gebohrt; von den Spitzen tropfte das Blut.

Der Gesang des Gemarterten wurde immer schriller. Ich presste mir die Hände über die Ohren, doch die Melodie war weiter zu hören; sie fraß sich in mein Hirn und ließ sich nicht vertreiben. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und glaubte, inmitten eines gewaltigen Chors zu stehen. Die Melodie war so schrill und grausig geworden, dass ich den Eindruck gewann, mein Kopf würde sich auflösen. Meine Hände zitterten, und ich krümmte mich vor Schmerzen und wimmerte.

Bevor ich einen Versuch machen konnte, Demian zu helfen, war ein lautes Knarren zu hören. Das riesige Fass wurde auseinande