Suche

G. F. Unger Tom Prox & Pete -38Overlay E-Book Reader

G. F. Unger Tom Prox & Pete -38

Die Hammer-Boys | G. F. Unger

E-Book (EPUB)
2019 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
64 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-9005-6

Rezension verfassen

€ 1,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!

Die Hammer-Boys

Die Herzass-Boys sitzen auf den obersten Stangen eines Korrals und blicken auf den tobenden Hengst, der sich nicht einfangen lassen will. Der herrliche Schwarzfalbe weiß, was ihm blüht, doch er kann es nicht verhindern, dass ihm die Lassoschlinge über den Kopf fliegt. Nun wird das Tier in die Korralecke gezogen, und drei Reiter machen sich daran, es zu satteln. Während sie den Contest-Sattel auflegen und die Hackamore am Kopf des Tieres befestigen, drängt Phil Morel sein Pferd näher heran, um in den Sattel des Hengstes übersteigen zu können.
Die sonnenverbrannten, hageren Zuschauer auf den Korralstangen wirken in ihrer gesammelten Ruhe fast gleichgültig. Lässig rauchen sie ihre Zigaretten oder Pfeifen und tauschen karge Bemerkungen aus.
'Heiliger Rauch! Phil wird's auch nicht schaffen!', sagt der kleine krummbeinige Shorty und legt noch ein paar Falten in sein runzliges Baumrindengesicht.
Blinky, ein hübscher, schlanker Bursche, wirft seinen Zigarettenrest in den Korral und knurrt: 'Phil wird auch in die Sonne sausen ... das is'n klarer Fall!'



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Der lange Charly zieht etwas stärker an seiner Shag-Pfeife und brummt zwischen den Zügen: »Mistvieh, verdammtes ... Nicht zu brechen ist dieser Killer!« Vorsichtig tastet er über seine linke Schulter, in der er schmerzhafte Stiche spürt. Gestern erst hat ihn dieser Teufelshengst auf die Schulter geworfen.

»Weil, nun ha'm wir's bald alle versucht!«, sagt Len, dessen von Narben zerschnittenes Gesicht einen müden Ausdruck trägt. »Dick war noch nich dran ... und Jim.«

Der athletische Dick Hanson wendet den massigen Kopf und brummt: »Und der Boss, Len! Well, wenn der Schwarze Phil abgeworfen wird, versuch ich's gar nicht erst. Phil is'n besserer Reiter als ich. Schätze, dass auch Panther-Jim in die Sonne saust. Wenn's 'nen Menschen gibt, der diese Bestie reiten kann, dann is' es der Boss, sag ich!«

Die anderen Boys nicken zustimmend und beobachten weiter. In ihren Herzen brennt die Scham der Niederlage.

Der kleine Shorty spuckt aus und krächzt: »Jetzt murksen wir schon 'n paar Wochen mit diesem Vieh rum ... aber keiner von uns bringt's fertig, 'Sonnenfischer' zu reiten!«

Blinky nickt und meint: »Well, er schlägt die ganze Mannschaft! Er is' 'ne Idee besser als wir! Vielleicht können wir nicht reiten und sollten uns 'n paar Schaukelpferde besorgen zum Üben. Vielleicht aber is' es ein Sohn des Teufels! Ich habe mal was von 'ner Prinzessin gelesen, die der Teufel in 'ne Erbse verwandelt hat. Warum sollte der Teufel seinen Sohn nicht in einen Gaul verwandeln können - nur, um die Herzass-Mannschaft auf die Palme zu bringen? Ich ...«

»Hört euch diesen Quatsch an!«, knurrt Charly. »Die Prinzessin schlief auf 'ner Erbse, aber sie wurde nicht ...«

Der lange Charly bricht ab, denn Phil Morel sitzt jetzt auf dem Teufelspferd. Der Hengst ist noch von zwei Reitern eingekeilt und kann sich vorerst nicht bewegen. Man sieht es dem »Schwarzen Phil« an, dass jeder Muskel an ihm gespannt ist.

Phil Morel schiebt seine Füße in die großen Stahlringe, die als Steigbügel dienen, und nimmt die Hackamore in die Linke. Mit der Rechten zieht er seinen Sombrero, um damit auf die Hinterhand des Schwarzfalben schlagen zu können.

Jetzt reißen die beiden Helfer ihre Pferde zur Seite, und Phil ist mit dem Wildling allein. Er schlägt mit dem Hut zu.

Der Schwarzfalbe ist ein prächtiges Tier. Vor vier Wochen haben die Herzass-Boys diesen König der Wildnis mitsamt seiner Stuten-Herde eingefangen. Wie ein Denkmal steht der Hengst, völlig bewegungslos. Plötzlich beginnen die herrlich modellierten Muskeln zu zittern. Es sieht aus, als würde das Tier von Kälteschauern geschüttelt.

Jetzt biegt der Hengst, der zweifellos Araberblut in seinen Adern hat, den langen Hals und wendet den kleinen Kopf dem Reiter zu. Seine Augen leuchten rötlich gelb. Hass und Wut zugleich drücken diese Augen aus.

»Guck mich nur an!«, sagt Phil Morel grinsend. »Mich wirst du nicht so leicht abwerfen, mein Junge!« Wieder schlägt er mit dem Hut.

Unter diesem Schlag schnaubt »Sonnenfischer«, dann setzt er sich in Bewegung. Er tut das ganz langsam und leicht, fast graziös. Er geht so leicht und zierlich wie ein Reh. Es ist eine Freude, das Spiel der prächtigen Muskeln dabei zu sehen. Der lange, schwarze Schweif reicht bis zum Erdboden, und die schwarze, üppige Mähne streicht über Phils Schenkel.

»Sieh dich vor, Phil!«, ruft der lange Charly. »Der Teufel bockt nicht - er will sich werfen!«

Jedes andere Wildpferd wäre beim ersten Schlag des Reiters »explodiert«, hätte mit wilden Bocksprüngen versucht, die verhasste Last abzuwerfen. Nicht so der Hengst. Er hat alle Cowboys, die ihn zu brechen versuchten, bisher abgeworfen und fühlt sich stärker als die Menschen.

Keinesfalls erkennt er ihre Herrschaft an, und seine Siege über die Reiter haben ihn zum »Killer« gemacht, zum verschlagenen Mörder, der die Zweibeiner mit seinem Hass verfolgt und zu töt