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G. F. Unger Sonder-Edition 172

Die letzte Stadt | G. F. Unger

E-Book (EPUB)
2019 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
80 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-8500-7

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Die letzte Stadt
Von G.F. Unger

Seit einigen Jahren lebt Lincoln Donovan, einst der 'harte Donovan' genannt, auf seiner einsamen Pferderanch im Comanche Canyon. Nach vielen blutigen Kämpfen, rauchigen Fährten und gefahrvollen Wegen ist er hier zur Ruhe gekommen. Auch als sein ehemaliger Boss, Colonel Jack Grant, US-Marshal von Wyoming, ihn um Hilfe bittet, lässt Line Donovan sich nicht erweichen, noch einmal den Stern zu nehmen und einer wilden Goldgräberstadt das Gesetz zu bringen. Erst als er erfährt, dass sein bester Freund in Opal City unter den Kugeln eines gedungenen Meuchelmörders den Tod fand, geht er noch einmal auf den rauen Trail. Aber das hat Line Donovan sich geschworen: Opal City wird die letzte Stadt sein, die er bändigt, so oder so ...



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Von der Veranda seiner Ranch blickt Lincoln Donovan den Comanche Canyon hinunter. Es ist ein mächtiger Canyon, durch den sich ein Creek und eine kleine Straße winden. Diese Straße war früher ein Büffel- und Indianerpfad. Jetzt führt sie zu Lincoln Donovans Ranch.

Der große Mann auf der Veranda sieht die mächtigen Schultern, Rücken und Kuppen der Berge ringsum, er sieht seine Pferderudel unten im geschützten Canyon grasen, und er genießt die stille Stunde vor dem Sonnenuntergang.

Ja, das Land ist schön. Es ist ein Land für einen Mann wie Lincoln Donovan, den man den »harten« Donovan nannte und der der Held vieler Legenden wurde.

Dies hier ist seine Pferderanch. Und zu seinen Füßen liegt sein Land. Er ist hier König. Nach vielen Kämpfen, langen Fährten und rauen Wegen ist er hier zur Ruhe gekommen.

Lincoln Donovan beobachtet schon eine ganze Weile den Reiter unten im Canyon. Pferd und Mann sind noch winzig klein. Sie kriechen scheinbar im Schneckentempo aus den dunklen Schatten des Canyons hervor und arbeiten sich unendlich langsam höher. Dann kommen sie in den Sektor, der noch im letzten Schein der Sonne liegt. Und jetzt sieht Lincoln Donovan auch die Staubwolke, die der Reiter hinter sich lässt.

Er erkennt den Reiter nun.

Und weil er ihn erkennt, wird sein dunkles Gesicht noch härter und bewegungsloser. Es ist ein kühnes, fest gefügtes Gesicht, mit dunklen Linien und einigen Zeichen und Spuren, die als Erinnerung von harten Kämpfen zurückblieben.

Da ist die Narbe über dem linken Wangenknochen. Da ist das verstümmelte rechte Ohr. Die Nase wurde einmal geknickt und sitzt jetzt etwas schief. Über der rechten Schläfe zieht sich eine weiße Haarsträhne durch das blauschwarze Haar.

Lincoln Donovans Augen sind grau, sie sind so grau wie der Rauch eines Feuers - oder wie der Morgennebel über einem Fluss. Und sie sind scharf, kühl und fest.

Dies ist ein Mann.

Der Reiter dort unten nimmt jetzt das letzte Stück des Aufstiegs in Angriff. Er reitet schnell und schont sein Pferd nicht. Er reitet auf einem riesigen Rappen.

Und je näher er dem Ranchhaus kommt, umso mehr erkennt man, dass es sich um einen nur mittelgroßen, sehnigen, lederhäutigen und spitzbärtigen Mann handelt.

Es ist Colonel Jack Grant, der US-Marshal von Wyoming. Er kommt nun im Schritt auf den Hof geritten und wirft einen schnellen Blick zum Schlafhaus hinüber, vor dem die drei Reiter dieser Ranch auf den Ruf zum Abendbrot warten. Er reitet bis vor die Veranda des Ranchhauses und hält an.

Seine Falkenaugen betrachten den Rancher. Da er noch im Sattel sitzt, befinden sie sich ungefähr in gleicher Höhe. Und sie betrachten sich schweigend und prüfend. Sie haben sich mehr als ein Jahr nicht gesehen, aber es gab eine Zeit, da kämpften sie Seite an Seite in wilden Städten und verschafften dem Gesetz Geltung.

Colonel Jack Grant bewegt sich nur wenig im Sattel.

»Nun«, sagt er sanft, »du hast dir eine schöne Ranch aufgebaut, mein Junge. Und dies hier ist ein schönes Land - etwas wild und rau zwar, aber ein Land für Männer und Pferde. Es ist ein guter Ort, um auszuruhen, nicht wahr?«

Lincoln Donovan erhebt sich. Jetzt sieht man, dass er in den Stiefeln einsneunzig misst und sicherlich für jeden Zentimeter seiner Länge auch ein Pfund Gewicht auf die Waage bringt.

Er sagt: »Ich ahne etwas, Jack, und deshalb weiß ich nicht, ob ich über deinen Besuch erfreut sein kann. Aber steig ab, Colonel!«

Er hebt die Hand. Von drüben kommt einer seiner Cowboys herüber und übernimmt das Pferd des Besuchers. Der Colonel kommt auf die Veranda herauf. Als er vor Lincoln Donovan anhält, sieht man, dass er einen vollen Kopf kleiner ist als dieser.

Er setzt sich auf die Bank und holt den Tabaksbeutel und eine alte Pfeife hervor.

»Setz dich neben mich, Linc«, brummt er, »ich habe mit dir zu reden.«

Lincoln setzt sich neben ihn und lehnt se