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Jerry Cotton Sonder-Edition 87

Tödlicher Donnerstag | Jerry Cotton

E-Book (EPUB)
2018 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
80 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-6847-5

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Die Sache ließ sich eigentlich gut an. Phil und ich führten im Sequoia, einem Skihotel der internationalen Spitzenklasse im Squaw Valley, das Leben amüsierwütiger, sorgenfreier Playboys - undercover selbstverständlich. Doch plötzlich änderte sich alles. Seltsame Gestalten tauchten im Hotel auf. Ein Mann wurde erschossen, eine Gangstertruppe überfiel das Sequoia. Und dann passierte noch etwas. An jenem Donnerstag, dem tödlichen Donnerstag.



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1

Wir waren an der Reihe. Er trat in die Spur, sah sich um und machte eine einladende Geste. Ich nahm die Stöcke in die rechte Hand und trat rasch neben ihn. Der Liftwart holte den Bügel herunter. Gleichzeitig griffen wir nach dem Mittelträger. Unsere Hände in den dicken Handschuhen berührten sich. Mit leisem Zischen setzten sich unsere Skier in Bewegung. Der doppelarmige Bügel des Skilifts zog uns nebeneinander nach oben.

»Wunderbares Wetter, nicht wahr?«, meinte er.

»Erstklassig. Sind Sie schon lange hier?«

Ich wusste genau, wie lange er hier war: sieben Tage. Ich kannte seine Zimmernummer. Ich hatte die Zahl seiner Drinks an der Bar mitgezählt. Ich wusste, dass er die dritte und die vierte Nacht seines Aufenthalts mit der rothaarigen Stenotypistin aus Detroit verbracht hatte, die gestern abgereist war. Seinen richtigen Namen kannte ich nicht, aber den kannte wahrscheinlich niemand.

»Seit sieben Tagen«, beantwortete er meine Frage. »Wohnen Sie auch im Sequoia Hotel?«

»Gibt es überhaupt eine andere Möglichkeit hier oben?«

»Nein, aber Sie hätten von unten heraufkommen können.«

Die Liftspur führte an der Squaw-Peak-Hütte vorbei. Auf der Terrasse lagen die Frauen in Doppelreihen in der Sonne, cremeglänzend und zu achtzig Prozent in strandknappen Bikinis, aber alle mit schweren Skistiefeln an den Füßen. Bunte Pullover, Anoraks, Stretchhosen garnierten die Balustrade.

»An Wochenenden kommen sogar die Nightclub Girls aus Reno herauf«, sagte mein Liftpartner. »Skilaufen können die wenigsten. Sie wollen braun werden.«

Über unsere Köpfe glitten die Gondelkabinen der Seilbahn, die die Läufer von der Talstation bis zur Hütte brachten. Von dort aus führten die Schlepplifte zum Gipfel des Peak.

»Laufen Sie gut?«, fragte er.

»Mäßig. New York ist ein schlechtes Pflaster für die Aufzucht von Skiläufern. Ich bin New Yorker.«

Er lachte. »Ich habe es im alten Europa gelernt, in der Schweiz. Man sagt, dort kommen die Kinder mit Skiern an den Füßen zur Welt.«

Er log nicht. In der Schweiz hatte er vor rund zwanzig Jahren die Schmuckschatullen alleinstehender und meistens ältlicher Ladys erleichtert. Vermutlich waren die Damen dutzendweise unter dem Blick seiner schwarzen Augen hingeschmolzen. Er sah immer noch erstklassig aus.

Obwohl er ungefähr fünfundvierzig Jahre alt sein musste, hatte sein Körper nichts an Straffheit verloren. Er war so groß wie ich, hielt sich ein wenig vornübergebeugt und bewegte sich mit nachlässiger Geschmeidigkeit. Sein pechschwarzes Haar zeigte silberne Fäden an den Schläfen. Unter dem linken Wangenknochen zeichnete sich eine zolllange Narbe weißlich in der sonnengebräunten Haut ab.

Ein Skiläufer in rotem Anorak kam in Schussfahrt aus der Einschnürung zwischen zwei Felsblöcken hervor, verfehlte den Abschwung und wurde von der eigenen Geschwindigkeit aus der Piste getragen. Er verlor das Gleichgewicht, überschlug sich und verschwand im tiefen Schnee, der beim Sturz des Mannes aufstäubte wie unter einem Granateinschlag. Wir blickten uns nach dem Gestürzten um.

Er tauchte aus dem lockeren Schnee auf und schickte sich an, sich wieder auf seine Bretter zu kämpfen. Es war nichts passiert.

»Er hat einen Kantenfehler gemacht«, stellte mein Nachbar fest. »Er verkantete seine Skier nach der falschen Seite ungefähr so.« Er zeigte es mir, knickte leicht in den Hüften ein und stellte die schweren Schnallenstiefel schräg.

Vom Skilaufen verstand er zweifellos mehr als ich. Er verstand viel von vielen Dingen. Wer war er? Südamerika, Europa, Afrika und die Staaten waren die Schauplätze seiner immer irgendwie anrüchigen Aktivität. Er hatte ein Dutzend Mal den Namen gewechselt. Jetzt trug er den Pass eines südamerikanischen Staats in der Tasche. Dieser Pass war zweifelsfrei echt, denn es gab viele Möglichkeiten, an einen echten Pass dieses Staats zu gelangen, ohne innerhalb seiner