Suche

Jerry Cotton Sonder-Edition 76Overlay E-Book Reader

Jerry Cotton Sonder-Edition 76

Die Hinrichtung | Jerry Cotton

E-Book (EPUB)
2018 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
80 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-6289-3

Rezension verfassen

€ 1,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!

Ich starrte in die Mündungen ihrer Revolver und in ihre gnadenlosen Gesichter. Sie wollten mich töten, die Männer in den Uniformen der New York City Police. Es war brutaler, eiskalter Mord. Aber sie nannten es Hinrichtung ...



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Sweet Terry hieß eigentlich Terry James und kam aus Hollywood. Jahrelang hatte er dort den Filmschönheiten die nötigen Masken geschminkt. Warum er es aufgegeben hatte und nach New York gekommen war, wusste nur er selbst. Mit seinen schwarzen Hippielocken und dem ihm ewig anhaftenden, aufdringlichen Parfümgeruch konnte er einem schon auf die Nerven gehen.

»In den Kleinigkeiten liegt das Entscheidende, sozusagen«, meckerte er, während er zufrieden meine vollen Wangen betrachtete, die er mit zwei Spritzen zu aufgeblasenen Rundungen gebracht hatte. »Finden Sie nicht auch, Agent Cotton?«

Ich betrachtete das fremde Gesicht, das mir aus dem Spiegel entgegenblickte. Blondes Haar! Ich war noch nie im Leben blond gewesen. Ich fand mich abscheulich. Wenn ich eine grelle Krawatte umgebunden hätte, wäre ich mir wie ein Zuhälter vorgekommen.

Der süße Terry strich noch einmal mit dem Kamm durch mein falsch gescheiteltes Haar.

»So wird Sie niemand wiedererkennen, Agent Cotton«, behauptete er stolz.

»Bestimmt nicht«, bestätigte ich. »Ich erkenne mich ja selbst nicht wieder. Ist das genug für heute?«

Terry dienerte um mich herum wie um einen Pascha. Ich musste mir im zweiten Spiegel unbedingt meinen Kopf von hinten betrachten. Mit dem blonden Stroh sah er da genauso widerlich aus wie die Vorderfront.

»Bis morgen Abend reicht es«, versicherte Terry. »Aber morgen Abend müssen Sie wieder hereinschauen, damit Sie die nächsten beiden Spritzen bekommen können. Ich finde, dass Ihnen die vollen Wangen ausgezeichnet stehen, Agent Cotton. Sie sehen richtig reizend aus, mein lieber, teurer Freund.«

Ich erhob mich aus seinem Frisierstuhl. Die Rechnung für meine Verschönerung bezahlte das FBI. Trotzdem war ich jedes Mal froh, wenn ich diesen Parfümladen wieder verlassen konnte. Der süße Terry war mir bei Weitem zu süß. Ich hatte immer das Bedürfnis, ganz heiß zu baden.

Auf der Straße rückte ich meine Schirmmütze zurecht. Ich war Stadtpolizist Nummer 3488, aber ich konnte mich einfach nicht an diese verdammte steife Mütze gewöhnen. Der zweireihige Uniformrock war schon unbequem genug. Aber die Mütze war das Letzte. Sie drückte und verlieh mir das Gefühl, als hätte jemand ein Stahlband um meinen Kopf geschmiedet.

Über der Tür zum Revier brannte Licht in einem Glaskasten. Auf der Scheibe, von innen beleuchtet, stand 72. Revier.

Ich stapfte die Stufen hinauf. Im Wachraum versammelten sich die Cops der Nachtschicht, während sich der Nachmittagsdienst für den Feierabend fertig machte. Mein Streifenkollege war Sergeant Sam Watkins, und er stand schon bei den beiden Vorgängern, deren Route und Streifengebiet wir übernehmen mussten.

»Hallo«, sagte ich. »Na, was macht das Geschäft?«

Dick und Marty, deren Ablösung wir waren, winkten ab.

»Nichts los«, antwortete Marty. »Zweimal eine Messerstecherei, natürlich in der Kneipe vom alten Tinario, eine stockbesoffene Oma, die unbedingt mitten auf der Kreuzung der Thirty-eighth Street mit der Third Avenue übernachten wollte; ein paar krakeelende Burschen, ein Amokläufer in der Second - das Übliche.«

Sam Watkins zeichnete die Übernahme der Schicht ab. Er war erst sechsundzwanzig und hatte es bereits zum Sergeant gebracht. Ich kannte ihn erst seit gestern, aber er schien ein netter Kerl zu sein.

»Wie spät haben wir denn?«, fragte Dick und sah kopfschüttelnd auf seine Armbanduhr. »Echt Gold! Sechsundvierzig Dollar! Und das verdammte Biest bleibt alle paar Stunden stehen. Davor hatte ich eine Uhr für sechs Dollar. Die ging acht Jahre lang gut und einigermaßen richtig.«

»Selbst schuld«, meinte Marty. »Ein Cop und eine Uhr für sechsundvierzig Dollar, wie soll das zusammenpassen? Sei vorsichtig, dass es die Kerle vom Squad nicht erfahren. Die denken gleich, dass du Schmiergelder absahnst.«

»Klar«, lachte Dick. »Mein Geheimkonto in der Schweiz platzt aus alle