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Der Bergdoktor 1955

Neue alte Heimat | Andreas Kufsteiner

E-Book (EPUB)
2019 Bastei Entertainment
Auflage: 1. Auflage
64 Seiten; ab 16 Jahre
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7325-7580-0

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Neue alte Heimat
Nach einem schweren Schicksalsschlag kehrt Nele nach St. Christoph zurück

Nele hat vor Kurzem ihren Mann verloren, und seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Mit gebrochenem Herzen ist sie ins Zillertal heimgekehrt, um hier Halt und Frieden zu finden. Auf dem Hof ihrer Familie möchte sie herausfinden, wie es nun mit ihr weitergehen soll.
Seit einigen Wochen leidet sie zudem unter rätselhaften Zwischenblutungen und Abgeschlagenheit. Sie kennt diese Symptome: Genau so hat es bei ihrer Mutter begonnen - und wenige Monate später hat der Krebs ihr Leben gefordert. Wird es ihr nun ebenso ergehen?
Bleich und angespannt sitzt Nele vor dem Schreibtisch des Bergdoktors.
'Ich glaube, ich habe einen Tumor, Herr Doktor.'
Dr. Burger untersucht Nele sorgfältig. Seine Diagnose lautet jedoch ganz anders als erwartet und stellt das Leben der jungen Witwe völlig auf den Kopf.

Wie es für die beiden weitergeht und wie Dr. Burgers Diagnose lautet, das erfahren Sie in Band 1955 der beliebten Bastei-Serie 'Der Bergdoktor'.



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

»Verlassen Sie den Hof, sonst rufe ich die Polizei!«

Die Frauenstimme zerriss die Stille im Stall wie ein Peitschenhieb.

Daniel Hallberger blinzelte in das schummrige Licht, das die Laterne in den Verschlag warf. Offenbar wusste die Unbekannte nicht, wer er war. Er richtete sich im Stroh auf und strich ein paar Halme von seiner Hose.

Im Gang stand eine junge Frau, die ihn forschend ansah. Ihre braunen Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr über die Schulter fiel. Sie hatte eine karierte Bluse aus warmem Flanellstoff an, dazu eine eng sitzende Jeans, die ihre langen, schlanken Beine betonte. Mit ihren hohen Wangenknochen und den dunklen Augen war sie bildhübsch.

Allerdings verbot ihr kühler Blick jede Annäherung. Obwohl sie mindestens einen Kopf kleiner war als er, mahnte ihr energisch vorgerecktes Kinn, sich bloß nicht mit ihr anzulegen.

»Ich sagte ...«

»Ich habe gehört, was Sie gesagt haben.« Daniel machte einen Schritt auf sie zu, sah sie zurückweichen und stutzte.

Was dachte sie denn von ihm? Dass er ihr etwas antun wollte? Unwillkürlich zerbiss er einen Fluch auf den Lippen.

»Sie haben nichts von mir zu befürchten«, versicherte er.

»Da bin ich mir net so sicher. Gehen Sie jetzt, dann vergesse ich, dass Sie hier eingedrungen sind.«

»Ich kann noch net weg.«

»Warum denn net? Wegen des Schnees?« Ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich weicher. »Also schön. Kommen Sie mit ins Haus. Sie können einen Teller warme Suppe und einen Tee haben. Auch eine Kammer für die Nacht. Sie ist klein, aber warm und sicher. Und morgen früh sprechen wir mit dem Pfarrer. Vielleicht kann er Ihnen einen Platz zum Schlafen und eine Arbeit vermitteln.«

»Der Pfarrer?« Daniel starrte sein Gegenüber verblüfft an.

»Ja. Ich weiß, wie hart es ist, im Winter keine Bleibe zu haben. Ich werde Ihnen helfen, wenn ich kann.«

»Tatsächlich?« Daniel schwankte zwischen Unglauben und Verwirrung.

Mit einem Mal dämmerte ihm, welches Bild er abgeben musste: lediglich in Hemd und Hose gekleidet, beides mit dunkelroter Flüssigkeit und anderen Flecken bedeckt, über die er lieber nicht so genau nachdenken wollte. Dazu haftete Stroh in seinen Haaren und auf seiner Garderobe.

Und seinen Geruch konnte man bestenfalls als ländlich-rustikal bezeichnen. Vermutlich roch er, als hätte er sich seit einem halben Jahr nicht mehr gewaschen.

Kein Wunder, dass die Unbekannte ihn für einen Herumtreiber hielt, der sich auf den Hof geschlichen hatte und lange Finger machen wollte!

Sie behielt ihn fest im Blick, als würde sie ihm nicht über den Weg trauen. Dabei sah sie so reizend aus, dass ihm die Sache auf einmal Spaß machte.

»Über was für eine Suppe reden wir hier?«, hakte er nach.

»Mein Vater hat zum Mittagessen einen Eintopf gekocht. Davon ist noch genug übrig.«

»Also ist der Hofer-Bauer Ihr Vater?«

»Das stimmt. Ich bin Nele«, erwiderte sie kühl. Oder nein, nicht kühl, sondern vielmehr vorsichtig. In ihren dunklen Augen lag ein verborgener Schmerz. Offenbar hatte jemand sie tief verletzt - und das vor nicht allzu langer Zeit.

»Ich möchte keine Suppe, trotzdem danke ich Ihnen für das Angebot.«

»Sind Sie sicher?« Sekundenlang sah sie ihn unsicher an. »Hier im Stall können Sie aber net bleiben.«

»Das hatte ich auch net vor.«

»Also gut, dann rufe ich jetzt den Gendarmen an.« Sie zog ein Mobiltelefon aus ihrer Hosentasche und hielt es hoch. »Wollen Sie es wirklich darauf anlegen, dass er Sie wegen Einbruchs verhaftet?«

»Es könnte die Sache wert sein.« Daniel bemerkte den ungläubigen Ausdruck in ihren Augen und spürte, wie ihm die Brust weit wurde. Himmel, sie war wirklich ganz reizend, wenn sie ihn so anfunkelte!

Dann allerdings bemerkte er das leichte Zittern ihrer Hand und erkannte, dass sie nicht so furchtlos war, wie sie sich gab. Höchste Zeit, der Sache ein End