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NATHANIEL

Ein Horror-Roman | John Saul

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
CCCXXII Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7438-6148-0

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Seit über hundert Jahren haben die Menschen von Prairie Bend seinen Namen nur hinter vorgehaltener Hand und erfüllt von Furcht geflüstert: Nathaniel. Einige behaupten, er existiere nur in der Phantasie - wieder andere schwören, er sei ein böser Geist, gekommen, um die Vergangenheit zu rächen. Doch schon bald werden die Bewohner von Prairie Bend erkennen, dass Nathaniel, der Prophet des Unheils, noch immer am Leben ist - in jenem alten, verfallenen Schuppen, den niemand zu betreten wagt... Nathaniel, John Sauls siebter Roman (und erstmals im Jahre 1984 erschienen), gilt zu Recht als Meisterwerk und Klassiker der modernen Horror-Literatur. Der Apex-Verlag veröffentlicht den Roman in seiner Reihe APEX HORROR als neu übersetzte Neuausgabe.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

  Prolog

 

 

 

Wie etwas Lebendiges brach die Nacht herein, ihre warme Feuchtigkeit durchtränkte das Haus mit einer bedrückenden Stimmung, die auf das Mädchen, das in dem kleinen vorderen Wohnzimmer saß, bedrohlich wirkte. Es lag ein wenig in der Luft, das sie beinahe mit den Händen zu greifen vermochte; und während sie dasaß und wartete, überkam sie eine Gänsehaut mit diesem eigentümlichen Kribbeln, das sie im Spätsommer immer befiel. Sie rutschte unruhig auf dem Mohair-Sofa hin und her, aber es half nichts - ihr Baumwollkleid klebte an ihr fest wie nasses Zellophan.

Draußen wurde der Wind stärker, und einen Moment lang verspürte das Mädchen Erleichterung. Zum ersten Mal seit Stunden war die zornige Stimme ihres Vaters verstummt, vom Wind überdeckt, so dass sie, wenn sie sich große Mühe gab, beinahe so tun konnte, als sei sie ein Teil des aufziehenden Sturmes und nicht ein Beweis für die Raserei ihres Vaters und das Entsetzen ihrer Mutter.

Dann erschien die Gestalt ihres Vaters drohend in der Tür - seine Augen stechend, sein Zorn plötzlich gegen sie gerichtet. Sie duckte sich auf dem Sofa zusammen; vielleicht würde er sie nicht sehen, wenn sie sich ganz klein machte.

»Ab in den Keller«, sagte ihr Vater mit leiser, aber nicht weniger drohender Stimme. »Ich hab' gesagt, du sollst in den Keller gehen.«

»Vater...«

»Sturm kommt auf. Im Keller bist du sicherer. Und jetzt geh!«

Zögernd stand das Kind auf und drängte sich an ihm vorbei zur Küchentür, blinzelte einmal mit den Augen und verließ ihren Vater, wie er sich zornig umblickte und die Tür hinter sich musterte, die Tür des Zimmers, in dem ihre Mutter mit den Wehen kämpfte. »Sie wird es überstehen«, sagte er.

Nicht aus Erleichterung, sondern in dem Wissen, dass Widerspruch die Wut ihres Vaters nur vergrößern würde, nahm das Mädchen eine Jacke vom Haken und mühte sich mit den Armen durch die verdrehten Ärmel. Dann verließ sie das Haus, mit dem rechten Arm sich die Augen vor dem brausenden Wind schützend, und hastete über den Hof zu dem sturmsicheren Keller, der schon vor vielen Jahren aus dem unnachgiebigen Prärie-Boden ausgehoben worden war. Einmal blickte sie mit zusammengekniffenen Augen in den beißenden Staubwirbel hinein. In der Ferne sah sie gerade noch, fast unsichtbar in dem Wolkenwirbel, die Ausläufer der wütend rotierenden Windhose.

Nun doch mehr vom Sturm als vom Zorn ihres Vaters erschreckt, ergriff sie die schwere Kellerluke aus Holz und hob sie ein Stück an, gerade so hoch, dass sie durch den Spalt schlüpfen konnte. Sie kletterte die steilen Stufen hinunter und ließ die Luke wieder hinter sich zufallen.

Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, so lange saß sie in der fast völligen Finsternis des Kellers, ihre Ohren nur vom Geräusch des tobenden Sturms erfüllt.

Aber manchmal, wenn das Heulen des Sturms für einen Moment nachließ, glaubte sie etwas anderes noch zu hören: Ihre Mutter, die nach ihr rief und die sie flehentlich bat, zu kommen und ihr zu helfen.

Das Mädchen versuchte, diese Geräusche zu überhören - es war unmöglich, dass die Stimme der Mutter den Sturm bis hierher durchdringen konnte. Außerdem wusste sie, was mit ihrer Mutter gerade geschah und dass sie nichts für sie tun konnte.

Sobald das Baby da war und der Sturm aufgehört hatte, würde jemand - ihr Vater oder ihr Bruder - kommen und sie holen. Bis dahin würde sie bleiben, wo sie war, und sich einzureden versuchen, dass sie sich nicht fürchtete.

Sie verkroch sich in einer Ecke des Kellers und kämpfte mit festem Blick gegen die Dunkelheit und die Furcht an.

 

Sie wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, wusste nur, dass sie es nicht länger aushielt, nicht mehr allein im Keller bleiben konnte. Sie horchte nach draußen, versuchte, die Gefährlichkeit des Windes abzuschätzen, aber schließlich zog sie die Jacke fes