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Das erste MalOverlay E-Book Reader

Das erste Mal

Science Fiction Kurzgeschichten | Jürgen Müller

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
CXL Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7309-5097-5

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Die Story von den Myriaden Parallelwelten ... Die Story von den gestressten Bewohnern des Hyperraums ... Die Story vom kannibalischen Bewusstsein ... Und noch weitere 15 Storys. Coverbild: Tithi Luadthong/Shutterstock.com

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Koinzidenz unerwünscht

Knoch fühlte sich verfolgt. War er entlarvt, sein Pseudonym bekannt? Oh Gott, was vertrödelte er seine Zeit mit Gedanken, die nichts brachten? Er musste fliehen, über einen Zaun springen, in einen Hinterhof laufen, seine Verfolger abschütteln. Nur so hatte er eine Chance, seinen Häschern zu entkommen.

Jetzt!

Es ging nicht. Sein Herz, das ihm bereits bis zum Halse schlug, würde versagen, statt in die Freiheit würde er in eine Sackgasse laufen, irgendetwas würde schief gehen, man würde ihn fassen.

Mit weichen Knien lief er weiter, langsam und direkt auf das Hochhaus zu, in dem er wohnte.

Warum griffen sie nicht endlich zu?

Vielleicht observierte man ihn nur, hatte einen Verdacht, aber nichts gegen ihn in der Hand? Dann war ein Fluchtversuch das Falscheste, was er tun konnte.

So musste es sein! Anderenfalls hätte man ihn schon längst abgeführt ... wie all seine Freunde und Kollegen. Wie musste es ihnen jetzt ergehen? Lebten sie noch? Wurden sie gefoltert?

Er war an der Haustür, nestelte am Schlüsselbund. Dabei drehte er sich unauffällig um, sah die Straße hinauf und hinunter.

Niemand beachtete ihn!

Die Nerven, sagte er sich und lief in den Hausflur, erleichtert und dennoch einem Zusammenbruch nahe. Die Tür fiel ins Schloss. Keine Scheiben splitterten, keine barsche Stimme rief: »Öffnen Sie!«, niemand brach sie auf.

Er war in Sicherheit - noch.

Er lehnte sich an die Wand, ließ sich auf die kalten Fliesen rutschen und atmete tief durch. So saß er eine ganze Weile. Erst als er einen Mitbewohner die Wohnung verlassen hörte, stand er auf.

Mit dem Fahrstuhl fuhr er nach oben in den vierzigsten Stock.

Obwohl es falsch war, strebte er als Erstes zum Fenster, spähte hinab.

Kein Einsatzkommando wartete vor dem Haus, keine versteckten Ermittler waren zu erkennen. All die Menschen liefen zielstrebig weiter oder ins nächste Geschäft. Die Nerven, sagte er sich noch einmal, es waren nur die Nerven. Alles ist gut.

In zwanzig Kilometer Entfernung lag der Raumhafen Nord. Noch von hier aus sah er die Spitzen der Kerker-Raumschiffe. Dort drinnen waren sie - all seine Freunde und Kollegen. In jeder Großstadt der Erde sah es so aus. Die Hälfte der Menschheit war inhaftiert, aber niemand begehrte dagegen auf.

Was stellte man mit ihnen an? Niemand wusste Bescheid. Brachte man die Unerwünschten tatsächlich auf einen anderen Planeten, wie angekündigt? Oder würde man sie lieber in die Sonne stürzen lassen? Man verheimlichte es der Öffentlichkeit, gab nichts bekannt. Und diese hatte sich angepasst, duckte sich, verhielt sich ruhig - wie auch er!

Ihn würden sie nicht deportieren! Nie würden sie ihn fassen, dazu war er viel zu gewieft, versuchte er sich einzureden. Niemand wusste, wer hinter Tim Tom Lowy stand - und das würde auch so bleiben! Bald würden all die Kerker-Raumschiffe starten; nächste Woche schon, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte - und zwar ohne ihn!

An die Arbeit!

Er schloss das Fenster, zog die Vorhänge vor, verriegelte die Tür. Wenn man ihm auf die Spur käme, würde es nichts nützen, doch fühlte er sich sicherer so.

Er fuhr den Computer hoch, tippte auf Anfrage den Benutzercode ein und überprüfte, dass ja keine Verbindung zum Internet bestand. Nur keine Spuren hinterlassen!

Zur Einstimmung las er das gestern Geschriebene. Am Bildschirm und ja nicht ausgedruckt! So ging das nun schon seit langem. Nur keine Spuren hinterlassen! Nur so hatte er eine Chance.

'Russisch-Roulette' stand da. Und als Untertitel: 'Eine Horror-Story von Tim Tom Lowy.'

'Tim Tom Lowy' - das war sein Pseudonym. Oh, wie gerne würde er stattdessen wieder unter seinem eignen Namen schreiben, Lesungen halten, Anerkennung finden ... Warum nur war er in diese Zeit geboren worden?

Tim T