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Gedanken sind freiOverlay E-Book Reader

Gedanken sind frei

Science Fiction Kurzgeschichten | Jürgen Müller

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
CCCIV Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7309-5094-4

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Die Story von der Welt, in der Schreibcomputer die Bücher schreiben und es menschliche Autoren sehr schwer haben ... Die Story von den verirrten Erinnerungen ... Die Story von den Zeitmaschinen, die wirklich Zeit erzeugen ... Und noch 34 weitere Storys. Coverbild: Ad libitum/Shutterstock.com 'Jürgen Müller entführt uns nur selten in die Welten weitab, vielmehr mit Vorliebe in die gleich nebenan; nicht Laserschwert und Phaser, vielmehr absurde Situationen und obskure Gedankenspiele sind sein Metier, bei einigen seiner Stories ist man geneigt anzunehmen, dass der Begriff SF-Groteske eigens für ihn erfunden wurde.' (aus einer Rezension von Torstern Altmann) 'Jürgen Müllers Geschichten sind keine Schnellschüsse aus der lockeren Hüfte, die dann an der nächsten Tresentür abprallen - er liefert Hintergründiges, auch wenn das AHA-Erlebnis manchmal erst auf dem zweiten Blick entsteht, Lustiges und Skurriles. ... Insgesamt bietet Jürgen Müller mit seinem Kurzgeschichtenband abwechslungsreiche und interessante Unterhaltung auf hohem Niveau, oftmals besser als das, was anderswo gebunden auf den Markt geworfen wird.' (aus einer Rezension von Jürgen Eglseer)

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Schreib-Maschinen

Der Vorführsaal des Computerherstellers ROTHAUPT besaß die Ausmaße einer Kathedrale, die Inneneinrichtung eines Raumkreuzers aus einem Science-Fiction-Film, der frühestens in fünf Jahren gedreht würde, und an Stelle der blattgoldumrahmten Orgelpfeifen einen kolossalen Flachmonitor der Marke BRILLANT. Einige Meter vor diesem stand statt eines Spieltisches mit Manualen, Registerzügen und Pedalen ein Rednerpult und darauf eine Computertastatur aus Marmor.

Trotz der Größe des Raums herrschte Gedränge: Aufgeregte Firmenangehörige, hektische TV-Teams und wuselige Journalisten kollidierten untereinander oder mit den Teleobjektiven der aufdringlichen Fotografenschar. Ein Teil der Schaulustigen, die sich den Zutritt zum Medienspektakel der diesjährigen Nominierungen der Anwärter für den Nobelpreis für Literatur leisten konnten, hatte die Absperrung rings ums opulente Kalte Büfett überwunden und schaffte zusätzliches Chaos. Seit die Computer-Riesen am Zuge waren, hatte dieser Literaturwettstreit auf höchster Ebene Kultstatus erlangt.

Das Stimmengewirr brach ab, als Dolf Rothaupt, agiler Seniorchef seiner marktdominierenden Firma, mit gewohnt forschem Schritt ans Rednerpult trat, dabei die Liste mit den Nominierungen schwenkend, die ihm als vorjährigem Gewinner eben vom Sprecher der achtzehn Juroren überreicht worden war. Seine Töchter Isolda, Isalda und Isotta - unzertrennliche Drillinge, wie es hieß, die bereits vor Jahren das Management des Familienunternehmens übernommen hatten - blieben wie immer unsichtbar im Hintergrund; wahrscheinlich waren sie abstoßend hässlich und scheuten aus diesem Grund das Licht der Öffentlichkeit.

»Nominiert wurden«, hob er mit rauer, energischer Stimme an, während zeitgleich die Namen mannshoch auf dem aufgehängten Flachmonitor erschienen, »erstens: TJOST - ein historischer Roman aus meiner Wunderschmiede. Zweitens: SIEBEN MASKEN UND KEIN GESICHT - ein Spionage-Thriller, erstellt von SEVENTEEN-CLICK-STORIES, dem nicht üblen Schreibcomputer meines ärgsten Kontrahenten EASYWRITER. Glückwunsch, Roy, auch wenn er nicht von Herzen kommt!« Gelächter brandete auf und wieder ab. »Drittens: MUSKARIN UND WOHL BEKOMMS - ein Kriminalroman von FAROLT... - Pardauz, wer kennt einen Schreibcomputer FAROLT EHRENSING? Oder ist das die Herstellerfirma?«

»Hier ist jemand umgekippt!«, schallte es aus den Reihen der Zuschauer.

Ein Arzt öffnete dem schmächtigen, bleichen Burschen, der mit ungläubiger Miene dalag, den Hemdkragen und verabreichte ihm einige leichte Ohrfeigen. »Aufgewacht, junger Mann!«

»Was ...?«

»Und da sind wir wieder! Hm, auf den Hinterkopf gefallen, ja? Wo befinden Sie sich, wie heißen Sie?«

»Rothaupt-Anwesen ... Farolt Ehrensing. Warum fragen Sie?«

»Glück gehabt. Stehen Sie au...« Der Arzt erstarrte. »Sie heißen wie ...?« Dann wurde er beiseite gerissen und der junge Mann von der Journalistenmeute umzingelt. Die Fotografenschar bereitete in punkto Helligkeit minutenlang einem ausgewachsenen Tropengewitter Konkurrenz. Dolf Rothaupt indes musste von seinen Leibwächtern gestützt werden. Es schien, als hätte die Sensation, dass ein Mensch die Phalanx der Schreibcomputer in den TOP-TEN-BOOKS sprengte, dem Seniorchef einen Herzanfall beschert.

Farolt aber wurde gefeiert wie Georg Friedrich Händel bei der Aufführung der Feuerwerksmusik im Londoner Green Park.

Zwei Stunden später befand er sich in einem Park, mit zerschlagenem Gesicht im Gras, und zwei maskierte Frauen in Lederkluft traten ihm, bevor sie zwischen angrenzenden Büschen verschwanden, zum Abschied kräftig in den ungeschützten Leib.

»Sind Sie okay?« Eine junge Frau, die in der Nähe am Rand eines Springbrunnens gesessen und Vanilleeis geschleckt hatte, war zu ihm geeilt und versuchte ihm aufzuhelfen.

Eine Frau? Ein Traum von Frau! Vamp, männermordende Sirene und unschuldiges Gör zugleich. Aphrodite, Kleopatra und H