Suche

HITZEFÜHLER REDUXOverlay E-Book Reader

HITZEFÜHLER REDUX

Science-Fiction-Erzählungen | John Shirley

E-Book (EPUB)
2019 Bookrix
DXII Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7396-7941-9

Rezension verfassen

€ 7,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Hitzefühler Redux - eine Neu-Ausgabe der erstmals im Jahre 1991 auf Deutsch erschienenen Kollektion Hitzefühler - versammelt 19 Science-Fiction-Erzählungen plus drei weitere, nicht in der Original-Zusammenstellung enthaltene Texte aus der Feder von Cyberpunk-Legende John Shirley, meisterhaft illustriert von Christian Dörge. Entstanden in den Jahren von 1975 bis 1989 reicht das Spektrum des Autors von geradezu klassischer Science Fiction (Zwei Fremde) über vom literarischen Surrealismus beeinflusste Texte (Die fast leeren Räume, Quill Tripstickler entkommt einer Braut) bis hin zu Texten, die den Cyberpunk - jene post-moderne SF-Literatur der (19)80er Jahre - nicht nur lesenswert machten sondern darüber hinaus mit Unsterblichkeit versahen (Der Schamane, Wölfe des Plateaus). Science-Fiction-Erzählungen, zwischen deren Zeilen man die düsteren Klänge der Proto-Punk-Musik erklingen hört; Science-Fiction-Erzählungen, geschrieben von einem wahren Meister seines Fachs. Abgerundet und ergänzt durch ein Vorwort von Stephen P. Brown und durch eine Einleitung von William Gibson. 'Die Stories in HITZEFÜHLER sind eine Offenbarung: Surrealismus mit der Waffe - und einem Lächeln...' - Richard Kadrey (Autor von Metrophage) 'John Shirleys Werk ist visuell, voll Energie und voller Esprit - diese Stories zu lesen, ist wie plötzlich in überraschender Gesellschaft zu sein: wie's ausgeh'n wird, kann man unmöglich voraussagen, aber es ist auf jeden Fall den Trip wert.' - Pat Cadigan (Autorin von Synder) 'John Shirleys Stimme ist die eines Propheten in der Cyberpunk-Wildnis. Er ist einer der Besten. An ihn wird man sich erinnern.' - Roger Zelazny (Autor von Straße der Verdammnis)

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

setzte sie vor dem Haus ihrer Eltern ab, und sie griff durch das Wagenfenster hinein, um ihm die Hand zu schütteln. Sie lächelte sogar. Er lächelte zurück und bekam Lachfältchen um seine blauen Augen, und sie richtete sich auf, zog ihre Hand zurück und trat auf den Bordstein. Er wurde über die Straße fortgerissen; fortgerissen von dem Wagen, den er fuhr. Sie blieb mit dem Haus zurück. Sie wusste, dass sie sich zum Haus umdrehte. Sie wusste, dass sie darauf zuging. Sie wusste, dass sie die Treppe hinaufstieg. Aber die ganze Zeit über spürte sie das Ziehen. Der Zug des Unten war so sanft, dass man denken konnte: Ich weiß, ich drehe mich um und gehe und steige, während es in Wirklichkeit gar nicht so war. Man wurde durch all diese Bewegungen hindurch geführt, deshalb war man es gar nicht, der das alles tat.

  Aber am besten dachte man, man täte es.

  Sie hatte es geübt, dieses sich durch den Hinderniskurs der freien Assoziationen Hindurchmanövrieren. Sie tat es jetzt wieder, und sie schaffte es, die Empfindung des Gezogenwerdens zu unterdrücken.

  Sie fühlte sich gut. Sie fühlte sich gut, weil sie nichts fühlte. Nicht sonderlich viel. Nur... nur Normales. Das Haus sah wie ein Haus aus, die Bäume sahen wie Bäume aus. Bilderbuchhäuser, Bilderbuchbäume. Das Haus machte höchstens einen ungewöhnlich ruhigen Eindruck. Niemand zu Hause? Und wo war Doobie? Der Hund war diesmal nicht vor dem Haus angeleint. Sie hatte sich vor dem Dobermann immer gefürchtet. Sie war erleichtert darüber, dass er weg war. Vielleicht mit der Familie zusammen weg gegangen.

  Sie öffnete die Tür - komisch, dass sie fort waren und die Tür offen gelassen hatten. Es passte nicht zu Dad. Dad war paranoid. Er gab es sogar selbst zu. Ich rauche ein Wahnsinnskraut, sagte er. Er und Mom rauchten Pot und hörten sich alte Jimi Hendrix-Platten an und vögelten, wenn sie glaubten, Cindy sei eingeschlafen, lustlos auf dem Sofa.

  »Hallo? Dad? Mom?«, rief Cindy jetzt. Keine Antwort.

  Gut. Sie hatte Lust, allein im Haus zu sein. Eine Platte zu spielen, fernzusehen. Nichts, womit man fertig werden musste. Keine Zufallsfaktoren, jedenfalls kaum welche. Und keiner, der nicht harmlos gewesen wäre. Fernsehen war wie in ein Kaleidoskop zu blicken: es veränderte sich andauernd und produzierte seine Bewegungen auf seine verworrene Art, aber niemals geschah dabei etwas wirklich Unerwartetes. Oder fast nie. Einmal hatte Cindy es angeschaltet und sich einen japanischen Horrorfilm angesehen. Und der japanische Horrorfilm hatte viel zu sehr einer Karikatur des Unten geähnelt. Als hätten sie sich über sie lustig machen wollen, indem sie ihr zeigten, was sie wussten. Was sie von dem wussten, was sie wusste.

  Jetzt, sagte sie sich. Denk ans Jetzt! Sie wandte sich von der Diele zu dem Türbogen, der zum Wohnzimmer führte.

 

  Im Wohnzimmer war etwas, das stark einem Sofa ähnlich sah. Wenn es sich im Erholungsraum der Klinik befunden hätte, wäre sie ziemlich sicher gewesen, dass es ein Sofa war. Hier jedoch hockte es fett und blau-grau verstaubt im Dämmerlicht des Wohnzimmers, die verschnörkelten Armlehnen ein wenig allzu verschlungen;

es räkelte sich drohend genau im Mittelpunkt des Zimmers. Seine Maserung hatte etwas Unnatürliches. Es war auf eine Art gekörnt, die ihr noch nie aufgefallen war. Wie einer dieser ekligen, unförmigen Quallenhaufen an der Küste, ein hautiges Ding, dessen Klebrigkeit es mit einem Überzug aus Sand versehen hatte.

   Eher noch befremdlicher war die eindeutig vertraute Form des Sofa-Dings. Aber es hatte etwas Aufgedunsenes, Angeschwollenes. Als wäre es aufgebläht vom Essen.

   Das ist also ihr Geheimnis, dachte sie. Ihr Sofa ist es. Normalerweise fällt mir nichts Ungewöhnliches daran auf - weil ich es normalerweise nicht erw