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ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILLOverlay E-Book Reader

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL

Roman | Dolores Redondo

E-Book (EPUB)
2019 Btb Verlag; Editorial Planeta
608 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21376-3

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Ein ungesühntes Verbrechen. Ein grausamer Verdacht.
Der preisgekrönte Bestseller von der »Königin der literarischen Spannung.« Carlos Ruiz Zafón

»Er hatte den Verdacht, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut war.« Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen - und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.

  • Ein ungesühntes Verbrechen. Ein grausamer Verdacht.
  • Der preisgekrönte Bestseller von der »Königin der literarischen Spannung«. Carlos Ruiz Zafón
  • Wie weit geht eine Familie, um ihr Ansehen zu retten?
  • »Faszinierend.« (Isabel Allende)
  • Ausgezeichnet mit dem Premio Planeta und dem Premio Bancarella.
  • »Vor dem Hintergrund der wunderschönen Landschaft Galiciens erzählt Redondo eine aufregend verschlungene Geschichte voller überraschender Wendungen. Ein Spannungsroman, bei dem die Leser voll auf ihre Kosten kommen.« (Publishers' Weekly)
  • Über 400.00 verkaufte Ex. in Spanien. Gesamtauflage Dolores Redondo in Spanien: 1,5 Mio Leser.
  • Erscheint in 21 Sprachen.
  • Verfilmung geplant.


Dolores Redondo, 1969 in San Sebastián geboren, begeistert mit ihren literarischen Spannungsromanen ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. Ihre Romane stehen immer ganz oben auf der spanischen Bestsellerliste und die Autorin erhielt den Premio Planeta, den höchstdotierten Literaturpreis des Landes. Redondo wurde außerdem für den CWA International Dagger Award nominiert und war Finalistin beim Grand Prix des Lectrices de ELLE.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Isländische Sonne

Das Wartezimmer roch nach Trauer. Über den engen Sitzreihen hing eine Wolke aus Atemdunst und Körpergerüchen, in der die schmerzverzerrten Gesichter der Wartenden vor seinen Augen verschwammen. Manuel trat erneut hinaus auf den Flur, wo ihm der Mann hinter dem Empfangsschalter durch ein Nicken zu verstehen gab, er möge drinnen warten. Trotzdem blieb er stehen. Nah genug am Ausgang, um zumindest ein bisschen frische Luft zu atmen, lehnte er sich an die Wand.

Bei seiner Ankunft hatte der Himmel über Lugo hinter einer Wolkendecke gelegen, die an trübes Wasser erinnert hatte. Es war ein unterkühlter Empfang gewesen, nicht zuletzt aufgrund der knapp zwanzig Grad, die ihm, verglichen mit der drückenden Hitze und dem gleißenden Licht der ersten Madrider Septembertage, fast inszeniert vorgekommen waren - wie ein literarischer Kunstgriff, um eine beklemmende, deprimierende Stimmung zu erzeugen.

In Lugo gab es keinen Flughafen. Manuel hatte kurz in Erwägung gezogen, nach Santiago de Compostela zu fliegen und sich dort einen Mietwagen zu nehmen, aber irgendetwas in ihm, das er noch immer nicht benennen konnte, hatte ihn davon abgehalten. Er hätte die zwei Stunden bis zum nächsten Flug nicht ertragen.

Den Kleiderschrank zu öffnen, zwischen seinen und Álvaros Anzügen die kleine Reisetasche hervorzuholen und alles Nötige zu verstauen, war am schwierigsten gewesen. Später sollte er feststellen, dass er bei seinem fluchtartigen Aufbruch völlig nutzlose Kleidungsstücke eingepackt und alles Wichtige vergessen hatte. Das Gefühl, geflüchtet zu sein, verstärkte sich, sobald er an seine letzten Minuten in der Wohnung zurückdachte. Wie er überstürzt Flüge gecheckt und die Tasche gepackt hatte; dann der krampfhafte Versuch, an dem Foto von ihnen beiden vorbeizusehen, das auf der Kommode stand und ihm jetzt nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Ein gemeinsamer Freund hatte es im vergangenen Sommer bei einem Ausflug aufgenommen: Manuel, der gedankenverloren auf das silbern glitzernde Meer blickte, und Álvaro - jünger, schlank, das braune Haar von der Sonne gebleicht -, der ihn versonnen anlächelte. Álvaro hatte das Foto rahmen lassen, dabei konnte Manuel es nicht ausstehen. Wann immer sein Blick darauf fiel, hatte er wie so oft das Gefühl, einen kostbaren Moment verpasst zu haben, der jetzt erst recht unwiederbringlich vorüber war. Jener kurze Augenblick, den die Kamera eingefangen hatte, war zur Bestätigung geworden, dass er in seinem eigenen Leben nie ganz bei der Sache war. Inzwischen kam es einem Urteil gleich.

Dass er jetzt warten musste, kam ihm vor wie eine Vollbremsung. Als hätte eine Minute mehr oder weniger Álvaros Tod abwenden können, war er über die Autobahn hierhergerast. Zuvor war er wie in Trance durch die Wohnung gelaufen und hatte noch einen kurzen Blick in jedes Zimmer geworfen, als wollte er sich vergewissern, dass Álvaros Besitztümer da waren: seine Fotobände, die Skizzenhefte auf dem Tisch, der alte Pullover, der über der Stuhllehne hing. Den Pullover hatte er immer zu Hause angehabt und sich geweigert, ihn wegzuwerfen, obwohl er längst verwaschen und an den Ärmeln verschlissen war. Manuel hatte all diese Dinge fast erstaunt betrachtet, als müssten sie jetzt, da Álvaro tot war, aufhören zu existieren. Er hatte noch einen flüchtigen Blick auf seinen Schreibtisch geworfen und Brieftasche, Handy und Ladekabel zusammengeklaubt. Am erstaunlichsten war vielleicht, dass er seine Arbeit, von der er am Morgen noch geglaubt hatte, sie ginge ihm gut von der Hand, nicht einmal abspeicherte. Dann der furchtbare Moment, als er den Namen der unseligen Stadt ins Navi eingab. Fast fünfhundert Kilometer, knapp viereinhalb Stunden, die Stille nur unterbrochen von Meis wiederholten Anrufen, die Manuel nicht entgegennahm. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob er überall das Licht ausgemacht hatte.

Er warf einen Blick ins Wartezimmer. Ein Mann schmiegte sein Gesicht an den