Suche

Die InselgärtnerinOverlay E-Book Reader

Die Inselgärtnerin

Roman | Sylvia Lott

E-Book (EPUB)
2018 Blanvalet Taschenbuch Verlag
448 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-20956-8

Rezension verfassen

€ 8,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
Wenn das Meer glitzert und es nach Sommer riecht, ist es Zeit, sich zu verlieben ...
Sonja ist kaum über die Trennung von ihrem Mann hinweg, als sie auch noch ihren Job verliert. So hält die Gartenarchitektin nichts in der Heimat, als sie überraschend ein Strandhaus in Florida erbt. Dolphin Island ist zauberhaft: pastellfarbene Häuschen und türkisblaues Meer. Bald findet Sonja nicht nur eine neue Aufgabe - sie möchte so schöne wie umweltfreundliche Dünengärten anlegen -, sondern trifft mit Nick Winslow auch einen Mann, der sie tatsächlich zum Bleiben bewegen könnte. Doch irgendjemand will verhindern, dass Sonja Erfolg hat und auf Dolphin Island heimisch wird. Zum Glück gibt es Lebenskünstler Sam, der ihr immer wieder aus der Patsche hilft ...

Die freie Journalistin und Autorin Sylvia Lott ist gebürtige Ostfriesin und lebt in Hamburg. Viele Jahre schrieb sie für verschiedene Frauen-, Lifestyle- und Reisemagazine, inzwischen konzentriert sie sich ganz auf ihre Romane. Ihre Romane stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2

Sonja ließ die Tränen laufen. Am Freitagabend, in der Nacht, am Samstag. Während des Staubsaugens, beim Bügeln und beim Fernsehen. Dann mischte sich - wie eine kurze Aufheiterung in einem Schauergebiet - immer mal kurz so etwas wie Erleichterung in ihr Gefühlschaos. Okay, neues Spiel, neues Glück! Sie hatte sich ja ohnehin nicht mehr wohlgefühlt mit den Mondlandschaften.

Im Bad spritzte sie sich mit beiden Händen kaltes Wasser ins Gesicht, dann betrachtete sie eingehend ihr Spiegelbild. War sie noch attraktiv? In zwei Jahren wurde sie vierzig. Die Tendenz zum Pausbäckigen, immer leicht Verschmitzten war verschwunden, dafür hatten sich die Andeutung von Schlupflidern verstärkt und die beiden Falten zwischen den dunklen Augenbrauen vertieft. Wenn sie sich selbst als Fremde irgendwo begegnen würde, wie würde sie sich, ganz ohne Eitelkeit, beschreiben? Da stand eine mittelgroße Frau in den besten Jahren, mit ovalem Gesicht, grünbraunen Augen, kräftigem Haar und Stirnwirbel, leichter Stupsnase und vollen Lippen. Sonja lächelte. Ja, ein schönes breites Lächeln, das sympathisch wirkte. Sie zog Grimassen.

Du siehst so süß aus, hatte Michael früher oft gesagt, ich kenne keine Frau, die so süß und so komisch sein kann wie du. Er hatte ihr ins Ohr geflüstert, dass er ihr helles Lachen liebte und ihre besänftigende Stimme. »Du vermutest immer das Beste in anderen«, hatte er einmal halb bewundernd, halb tadelnd behauptet. Mit anderen Worten: Er hielt sie für naiv. Wahrscheinlich hatte er sogar recht.

Und ihre Figur? Sonja trat einen Schritt zurück, damit sie mehr von sich im Badezimmerspiegel erkennen konnte. Nicht mehr so stämmig wie früher, kleiner Busen, breite Hüften. Sie hätte gern mehr Busen, weniger Po und schlankere Oberschenkel gehabt. Aber, na ja, es war schon in Ordnung. Sie bewegte sich wohl eher burschikos, das ergab sich einfach, wenn man mit vier älteren Brüdern auf einem Hof mit vielen Tieren aufwuchs und anschließend unter Gärtnern zeigen musste, dass man mit Schaufeln und Maschinen umgehen konnte. Entschlossen, energisch wirkte sie, jedenfalls nicht wie eine Zuckerpuppe.

»Also dann«, sagte Sonja zu ihrem Spiegelbild, »machen wir das Beste daraus.«

Kurz vor sieben wartete sie gut geschminkt in einer neuen engen Jeans und einem schicken Blazer auf Michael. Er war pünktlich. Das bedeutete, er gab sich Mühe. Rendezvous mit dem eigenen Mann, das hatte trotz allem etwas Prickelndes. Er trug ein blaues Jackett, Oberhemd ohne Schlips. Smart casual hätte das wohl auf einer der Einladungen geheißen, die er als Pharmareferent für sein auf Naturheilmittel spezialisiertes Unternehmen oft an Ärzte verschickte. Sein Bauchansatz war verschwunden.

Michael grinste verlegen und fuhr sich mit einer Hand durch das bis auf die Geheimratsecken immer noch volle braune Haar. An den Schläfen schimmerten ein paar neue silbrige Haare, aber gemeinerweise stand es ihm. Seine graugrünen Augen, die ihr so schmerzhaft vertraut waren, leuchteten auf.

»Du siehst fantastisch aus, Sonja. Und deine Figur!« Bewundernd sah er sie an. Ihr Herz klopfte heftiger, als er sie auf die Wangen küsste. »Mein Gott, muss ich ein Idiot sein!«, fügte er hinzu.

Ja, du bist ein Idiot, dachte Sonja, da werde ich dir bestimmt nicht widersprechen. Und ich bin eine Idiotin, weil es mich nicht kalt lässt, wenn du so was sagst. Sie schnupperte ein neues Aftershave, vermutlich von ihrer Nachfolgerin ausgesucht. Das ernüchterte sie und half ihr, sich gegen seinen Charme zu wappnen.

Sie ergatterten einen Tisch am Fenster mit Blick aufs Zwischenahner Meer und aßen Salat mit gegrillten Meeresfrüchten. Lichterketten beleuchteten die wegen Rutschgefahr abgesperrte Holzterrasse. Sonja machte mehrfach einen Anlauf, Michael von ihrer Kündigung zu erzählen. Doch irgendetwas hielt sie jedes Mal kurz vorher davon ab. Sie plauderten über gemeinsame Bekannte und über Belangloses. Sonja fragte sich,