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Rachewinter

Thriller | Andreas Gruber

E-Book (EPUB)
2018 Goldmann Verlag
592 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-20544-7

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Mehrere Männer im besten Alter, erfolgreich und vermögend, werden grausam ermordet - und obwohl sie in verschiedenen Städten lebten, haben sich alle kurz vor ihrem Tod mit einer geheimnisvollen dunkelhaarigen Frau getroffen. Doch diese bleibt ein Phantom. Das müssen auch Kommissar Walter Pulaski in Leipzig und Anwältin Evelyn Meyers in Wien feststellen, die beide in die Fälle verwickelt werden. Anders als die Polizei lassen sie sich jedoch nicht entmutigen, erst recht nicht, als sie erkennen, dass sie die Mordserie nur gemeinsam lösen können. Allerdings ist der Täter raffinierter, als sie denken - und spielt auch mit ihnen sein gefährliches Spiel ...

Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie in Grillenberg in Niederösterreich. Mit seinen bereits mehrfach preisgekrönten und teilweise verfilmten Romanen steht er regelmäßig auf der Bestsellerliste.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Als es an Evelyn Meyers' Kanzleitür läutete, ahnte sie bereits, wer dort stand - ihr neuer potenzieller Mandant, von dem sie bisher nur seine Stimme kannte. Die hatte sie allerdings ziemlich neugierig gemacht.

»... und deshalb würde ich gern für morgen einen Termin mit Ihnen ausmachen«, war sie ungewöhnlich hell aus dem Lautsprecher des Anrufbeantworters gedrungen, während im Hintergrund das Klappern eines Zuges zu hören gewesen war.

»Ist er das?«, fragte Flo.

Evelyn nickte. »Ich habe ihn noch gestern Abend zurückgerufen und für heute Morgen ein Treffen ausgemacht.«

Flo blickte zur Wanduhr. Es war Punkt neun Uhr. Flo - eigentlich Florian Zock, aber das war ihm zu unpraktisch und lang - war ein junger Rechtsanwaltsanwärter, der seit einem Jahr in ihrer Kanzlei arbeitete, um sich neben der mies bezahlten Gerichtspraxis etwas dazuzuverdienen. Tatsächlich war Flo jedoch mehr als nur ein gewöhnlicher Anwärter, vielmehr war er mittlerweile eher zu ihrem Assistenten geworden. Und jung war auch relativ. Er war 27 Jahre alt, hatte rotblondes Haar, einen blonden Dreitagebart und sah richtig gut aus.

Flo begleitete Evelyn durch den Korridor zur Eingangstür. »Was wissen wir über ihn?«

Evelyn hob die Arme. »Leider nichts.« Normalerweise informierte sie sich vorab über jeden ihrer potenziellen Mandanten, doch diesmal hatte sie aus Zeitmangel darauf verzichten müssen. Mit Stromausfällen im ganzen Gebäude und mehr Gerichtsterminen als üblich hatte die Woche gestern noch turbulenter als sonst begonnen, sodass sie Michael Kottens Anfrage auf ihrem Anrufbeantworter nur kurz hatte bestätigen können.

Jetzt öffnete sie die Tür, und da stand er. Sie sah zu ihm auf. Er wirkte jugendlich, war sicher knapp einen Meter neunzig groß und hatte einen schlanken athletischen Körperbau.

»Evelyn Meyers?« Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft.

»Ja.« Sie trat zur Seite. »Und mein Assistent Florian Zock. Ich nehme an, Sie sind Michael Kotten. Kommen Sie doch bitte herein.« Sie ließ ihn in den Vorraum.

Kottens Aussehen passte zu der Stimme auf dem Anrufbeantworter. Er trug enge Jeans, schwarze Stiefeletten mit höheren Absätzen als normal, einen grauen Pullover mit Schalkragen und einen schwarzen Steppmantel, wodurch er irgendwie feminin wirkte. Nicht nur wegen seiner Figur, des schmalen Halses, der schlanken Finger und manikürten Nägel, auch wegen der feinen Gesichtszüge und des dezenten Lidstrichs. Und dann waren da natürlich die Augen. Mann, diese Augen! Groß und mandelförmig, mit langen Wimpern und starken Augenbrauen. Evelyn konnte auf Anhieb ein Dutzend Freundinnen nennen, die für diese Augen einen Mord begangen hätten.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Evelyn, wie Flo sie musterte. Sein Blick schien zu sagen: Hör auf zu starren!

»Es tut mir leid, dass ich Sie erst gestern Abend zurückgerufen habe«, entschuldigte sich Evelyn, »aber wegen der Baustelle gab es hier gestern mehrere Stromausfälle. Der ganze Tag war ein wenig chaotisch, weil auch die Alarmanlage ausgefallen war, der Kühlschrank abgetaut ist und so weiter.«

»Kein Problem, nun bin ich ja da.«

Wie zur Bestätigung von Evelyns Entschuldigung begann der Presslufthammer auf der Straße zu hämmern. Kotten legte den Mantel an der Garderobe ab, und Evelyn begleitete ihn in ihr Besprechungszimmer, wo er hinter einem niedrigen Couchtisch in einem Ohrensessel Platz nahm.

Flo ging zum Fenster, wobei der alte Parkettboden unter seinen Schritten knarrte. Evelyn besaß immer noch ihre Büroräume in dem Altbau in der Gonzagagasse im Herzen der Wiener Innenstadt. Allerdings hatte sie vor einem Jahr die kleine Nachbarwohnung dazugemietet und ihre Kanzlei vergrößert.

Nachdem Evelyn für ihren Besucher und sich Tee serviert hatte - Flo brauchte sie gar nicht erst zu fragen, der trank nie Tee -, setzte sie