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Das PorzellanmädchenOverlay E-Book Reader

Das Porzellanmädchen

Ein Psychothriller | Max Bentow

E-Book (EPUB)
2017 Goldmann Verlag
384 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-18242-7

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Luna Moor ist eine gefeierte junge Autorin auf dem Gipfel ihres Erfolgs. Keine schreibt so packend und mitreißend wie sie über die Abgründe der menschlichen Seele, und ihre Bücher gehen unter die Haut. Niemand ahnt, dass Luna selbst als junges Mädchen in die Hände eines Wahnsinnigen fiel und ihm nur knapp entkam. Seither quält sie die Erinnerung an den Täter, und eines Tages fasst sie den kühnen Entschluss, an den Ort ihres Martyriums zurückzukehren. Sie will eintauchen in die bedrohliche Atmosphäre des einsam gelegenen Hauses, in dem sie einst gefangen war, und versuchen zu verstehen, was damals geschah. Gemeinsam mit Leon, dem Sohn einer Freundin, richtet sie sich ein in dem verlassenen Haus im Wald. Sehr schnell muss sie jedoch erkennen, dass sie in einen Albtraum geraten ist, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint. Aber ist Luna wirklich das unschuldige Opfer, das sie vorgibt zu sein?

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

EINS

Sie war sechzehn. Von den Jungs in ihrer Schule, die sie nicht beim Namen kannten, wurde sie das Mädchen mit der Porzellanhaut genannt. Ihr Haar war tiefdunkel, ihre Taille schmal, und den Blick aus ihren kristallblauen Augen fanden manche aus ihrer Klasse zu rätselhaft, auf andere hingegen übte er einen gewissen Reiz aus.

Es war im Sommer 2003, als sie aus einer spontanen Laune heraus nach der Schule nicht gleich nach Hause fuhr, sondern am Bahnhof Gesundbrunnen die U-Bahn verließ und in die S-Bahn Richtung Bernau umstieg.

Vor Kurzem hatte sie eine Gegend im Umland Berlins entdeckt, die in ihren Augen von beinahe magischer Schönheit war. Idyllisch, still, fernab vom Trubel der Großstadt, der perfekte Ort zum Nachdenken und Alleinsein.

Allein zu sein war ihr besonders wichtig. Weit weg von den anderen. Sie war eben nicht wie die meisten Jugendlichen in ihrer Schule. Sie galt als eher schweigsam, leicht versponnen und in sich gekehrt.

In Berlin-Karow stieg sie in die Regionalbahn. Nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt vorbei an Maisfeldern, Ginsterbüschen und Birkenhainen erreichte sie den Bahnhof Wandlitzsee.

Sie stieg aus, passierte die schmale Ortsstraße. Kaum hatte sie einen asphaltierten Weg hinter sich gelassen, bog sie in den Wald ein.

Kühle umfing sie, schützendes Grün. Hohe Kiefern, dichte Tannen. Sie zog ihre Schuhe aus und ging barfuß weiter. Eine Mönchsgrasmücke sang ihr Lied. Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie war so glücklich an diesem Ort. Schon bald blitzte der Liepnitzsee zwischen dem Laub der Bäume auf.

Am Ufer angekommen raffte sie ihr Kleid und tauchte die nackten Füße ins Wasser. Der See war klar, tief, smaragdgrün. Ihre Brust weitete sich, und sie schloss für einen Moment die Augen.

Sie trat aus dem Wasser heraus, bedauerte kurz, dass sie keine Badesachen dabeihatte, streifte die nackten Sohlen an einem von der Sonne gewärmten Stein ab, schlüpfte wieder in ihre Schuhe und ging weiter. Sie schlug den Weg in östlicher Richtung ein und beschloss, den See einmal zu umrunden.

Das Unbehagen begann, als ihr eine merkwürdige Verfärbung des Himmels auffiel. Anfangs hielt sie es für das Abendrot. Was sie irritierte, denn so spät war es doch noch gar nicht. Dann frischte der Wind auf, und sie fröstelte. Sie hatte den Hügel erreicht, von dem aus sich ein prächtiger Blick hinab auf den See bot. Normalerweise wäre sie stehen geblieben, um die Aussicht zu genießen, doch es überkam sie eine diffuse Unruhe, sodass sie ihre Schritte beschleunigte. Als ein Windstoß in die Tannen am Wegesrand fuhr, rauschte es aus der Tiefe des Waldes, und es klang wie ein Raunen an ihren Ohren.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass jemand dicht hinter ihr wäre, und sie wandte sich erschrocken um.

Der Weg war leer bis auf die Tannennadeln am Boden, die von den Windböen im Kreis herumgetrieben wurden. Sie schlang die Arme um ihre Schultern, für einen Moment war ihr so kalt, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Sie überlegte, ob sie vielleicht lieber umkehren sollte, denn ihre Glieder schmerzten mit einem Mal. Es fühlte sich an, als habe sie sich einen Virus eingefangen. Sie ging weiter.

Schließlich hatte sie die Spitze des Sees erreicht. Von früheren Besuchen wusste sie, dass man von hier aus noch ungefähr fünfundvierzig Minuten für den Rest des Rundwegs brauchte. Leider fuhr die Regionalbahn nur einmal in der Stunde, also musste sie sich beeilen.

Sie ging nun so schnell, dass ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Sie hatte ihren Schulrucksack dabei, und der kam ihr auf einmal unendlich schwer vor. Ich werde krank, dachte sie. Ich bekomme die Grippe.

Ein Ziehen in den Gliedern. Und dann blieben ihr nur noch wenige Schritte.

Hinterher wusste sie, dass er ihr gefolgt war. Er musste eine Abkürzung durchs Unterholz genommen haben. Wahrscheinlich in dem breiteren Waldstück, wo der Weg in einer Schlaufe für ein paar Hu



Max Bentow, geb. 1966 in Berlin, war nach seinem Schauspielstudium an verschiedenen Bühnen als Schauspieler tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Mit 'Der Federmann' und 'Die Puppenmacherin', den ersten beiden Kriminalromanen um den Berliner Kommissar Nils Trojan, gelang Max Bentow auf Anhieb ein großer Erfolg und eine Platzierung auf der SPIEGEL-Bestellerliste.