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Die MaschinenOverlay E-Book Reader

Die Maschinen

Roman | Ann Leckie

E-Book (EPUB)
2015 Heyne; Orbit
544 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-14564-4

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Was wird aus den Menschen, wenn die Maschinen frei sein wollen?
Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Hinter ihrer verletzlichen, menschlichen Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst den Anschein hat: Sie wurde von den Radch geschaffen, die nach und nach das gesamte Universum unterworfen haben. Breq ist nur dem Äußeren nach eine Frau, vor allem aber ist sie ist eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Nun aber beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit Anaander Mianaai aufnehmen, dem unbesiegbaren Herrscher der Radch. Denn Breq will endlich frei sein.

Ann Leckie hat bereits mehrere Kurzgeschichten in amerikanischen Fantasy- und Science-Fiction-Magazinen veröffentlicht, bevor sie sich mit Die Maschinen an ihren ersten Roman wagte. Sie wurde für Die Maschinen mit dem Hugo Award ausgezeichnet und von Kritikern und Lesern weltweit gleichermaßen gefeiert. Ann Leckie lebt mit ihrer Familie in St.Louis, Missouri.

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Der Körper lag nackt mit dem Gesicht nach unten im Schnee, leichengrau, umgeben von Blutspritzern. Es war minus fünfzehn Grad Celsius, und nur wenige Stunden zuvor war ein Sturm vorbeigezogen. Der Schnee breitete sich glatt im fahlen Licht der aufgehenden Sonne aus, nur vereinzelte Spuren führten zu einem nahegelegenen Gebäude aus Eisblöcken. Ein Gasthaus. Oder was in dieser Stadt als Gasthaus galt.

Der ausgestreckte Arm und die Linie von der Schulter bis zur Hüfte kamen mir irritierend vertraut vor. Aber es war kaum möglich, dass ich diese Person kannte. Ich kannte hier niemanden. Das vereiste hintere Ende auf einem kalten und abgelegenen Planeten war so weit von radchaaianischen Vorstellungen von Zivilisation entfernt, wie es nur sein konnte. Ich befand mich lediglich wegen einer dringenden persönlichen Angelegenheit in dieser Stadt auf diesem Planeten. Für auf der Straße liegende Körper war ich nicht zuständig.

Manchmal weiß ich nicht, warum ich etwas tue. Selbst nach so langer Zeit ist es immer noch neu für mich, das nicht zu wissen, nicht mehr von einem Moment auf den anderen den nächsten Befehl befolgen zu müssen. Deshalb kann ich nicht erklären, warum ich stehen blieb und mit dem Fuß die nackte Schulter anhob, um das Gesicht dieser Person zu betrachten.

Obwohl sie halb erfroren, verletzt und blutig war, erkannte ich sie. Ihr Name war Seivarden Vendaai, und sie war vor langer Zeit als junge Leutnantin eine meiner Offizierinnen gewesen, bis sie später befördert wurde, das Kommando über ein eigenes Schiff erhielt. Ich hatte gedacht, sie wäre schon vor tausend Jahren gestorben, aber nun lag sie unbestreitbar hier. Ich ging in die Hocke, tastete nach ihrem Puls, suchte nach Anzeichen, ob sie atmete.

Sie lebte noch.

Mit Seivarden Vendaai hatte ich nichts mehr zu tun, ich war nicht für sie verantwortlich. Und sie war auch nie eine meiner bevorzugten Offizierinnen gewesen. Natürlich hatte ich ihre Befehle befolgt, und sie hatte ihre Hilfseinheiten niemals schlecht behandelt, meinen Segmenten niemals Schaden zugefügt (wie es Offizierinnen gelegentlich taten). Ich hatte keinen Grund, schlecht über sie zu denken. Im Gegenteil, sie hatte die Manieren einer gut erzogenen, gebildeten Person aus guter Familie. Mir gegenüber natürlich nicht - denn ich war ja keine Person, ich war ein Teil der Ausrüstung, ein Bestandteil des Raumschiffs. Aber sie war mir nie besonders sympathisch gewesen.

Ich stand auf und ging in das Gasthaus. Drinnen war es dunkel, das Weiß der Wände aus Eis war schon seit Langem mit Ruß und Schlimmerem bedeckt. Die Luft roch nach Alkohol und Erbrochenem. Die Wirtin stand hinter einer hohen Theke. Sie war eine Eingeborene - klein und feist, blass und mit großen Augen. Drei Stammgäste flegelten sich auf den Stühlen um einen dreckigen Tisch. Trotz der Kälte trugen sie nur Hosen und wattierte Hemden - auf dieser Hemisphäre von Nilt war es Frühling, und sie genossen die kurze warme Phase. Sie taten so, als würden sie mich nicht sehen, obwohl sie mich sicher auf der Straße bemerkt hatten und wussten, warum ich hereingekommen war. Wahrscheinlich war die eine oder andere sogar involviert, denn Seivarden hatte noch nicht lange da draußen gelegen, weil sie sonst längst tot gewesen wäre.

»Ich möchte einen Schlitten mieten«, sagte ich, »und ein Hypothermie-Kit kaufen.«

Hinter mir schmunzelte eine der Stammkundinnen und sagte spöttisch: »Was bist du doch für ein tapferes kleines Mädchen!«

Ich wandte mich ihr zu, um ihr Gesicht zu mustern. Sie war größer als die meisten Nilter, aber genauso dick und blass wie alle. Sie hatte mehr Muskelmasse als ich, obwohl ich größer und erheblich stärker war, als ich wirkte. Ihr war nicht bewusst, mit wem sie sich anlegte. Nach dem eckigen Labyrinth-Muster zu urteilen, in dem