Rezensionen

Underground Railroad
 

Katharina Huchler


Alle Menschen sind gleich, es sei denn, wir entscheiden, dass du kein Mensch bist.

Underground Railroad folgt der Flucht des Sklavenmädchens Cora durch die Südstaaten der USA.

Der fundiert recherchierte Roman ist spannend geschrieben und sehr umfassend: Umfassend nicht im Sinne von lang, sondern weil er viele Geschichten aus mehreren Perspektiven unterbringt, ohne dass das Buch überlastet wirken würde: Sklaven, Freigelassene, Abolitionisten, Sklavenhändler und die ?ganz normale = weiße Bevölkerung? finden ihren Platz.

Indem sich Colson Whitehead der Sprache aus dem Blickwinkel der Weißen bedient, macht er deutlich, wie die Dehumanisierung des ?Humankapitals? kontinuierlich weitergeführt wurde.

Colson Whitehead hat ein eindrückliches Schaubild der Sklaverei geschaffen, das keine grausamen Details verschweigt, sich aber auch nicht in Gewaltbeschreibungen erschöpft.
Hier steht der Mensch im Mittelpunkt und die auch durch die furchtbarsten Mittel nicht abzutötende Hoffnung und Sehnsucht nach Freiheit.

Marion Dalvit




Ein packender Roman über das geheime Untergrundfluchtnetzwerk der schwarzen Sklaven auf den Baumwollplantagen Georgias.
Cora, ein junge Sklavin wagt nach einem Leben unter der Knute die riskante Flucht, sie ist angewiesen auf Fluchthelfer, die ihr eigenes Leben riskieren und auch verlieren. Sie muss aus ihrem Versteck mitansehen, was Sklaven und Gegnern der Sklaverei Grausames angetan wird. Wir erfahren, wie unterschiedlich die Gesetze zur Sklaverei in den einzelnen Staaten in Amerika sind, dass gewisse Nordstaaten zwar entflohene Sklaven aufnehmen und sie in eine "kontrollierte" Freiheit entlassen, aber auch obskuren Ärzten und ihren Experimenten Tür und Tor öffnen.
Der Autor zeigt uns die Wurzeln des heutigen verhärteten Rassismus in den USA.
Schnörkellos erzählt und absolut lesenswert!

Hexenaugen


Rassismus aus der Sicht der Opfer und Flucht aus der Sklaverei

Cora ist eine Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia. Sie wird, wie unzählige Schwarze in Amerika, gedemütigt, geschlagen, vergewaltigt und vieles unsägliche mehr. Alle träumen von der Flucht. Als Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven, hört, ergreift sie ihre verzweifelte Möglichkeit.
Cora ist eine starke Person und eine faszinierende Protagonistin. Durch ihre Jugend und Unerfahrenheit scheint sie etwas naiv, tritt jedoch trotzdem mutig für sich und ihre Helfer ein.

Die Underground Railroad war eigentlich ein geheimes Netzwerk an Menschen, die Sklaven bei der Flucht aus dem Süden über bestimmte Routen in den freien Norden halfen.
Colson Whitehead nimmt die Metapher allerdings wörtlich und lässt die Sklaven über eine Eisenbahnlinie im Untergrund flüchten.

Mich hat die Story sehr berührt. Es wird nichts beschönigt. Schonungslos werden die Misshandlungen beschrieben. Das gesamte System wird einem in seiner ganzen Grausamkeit vor Augen geführt, keine leichte Kost. Cora die Hauptprotagonistin hat mich am meisten fasziniert, ich konnte mich sich zu jeder Zeit in ihre Lage hineinversetzen. Die sonstigen Charaktere allesamt gut ausgearbeitet, machen diese tiefgründige Geschichte zu einer bewegenden Lektüre, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das ganze wurde toll niedergeschrieben und lässt sich flüssig lesen.

buchina


Reale Fiktion

Schon allein das Cover hat mich neugierig gemacht. Eine schöne Schriftart auf einem etwas undeutlichen Hintergrund. Dunkle Farben, es wirkt düster und passt damit sehr gut zur Thematik. Bevor man mit dem Buch startet, sollte man sich bewusst machen, dass dies kein historischer Tatsachenroman. Der Autor bedient sich zwar historischer Tatsachen, er spinnt diese aber auf seine ganz eigene Weise in seine Geschichte ein. So gab es die Underground Railroad als informelles Netzwerk, dass Sklaven auf der Flucht half wirklich, aber Whitehead nimmt es wörtlich und erschafft eine richtige Untergrundeisenbahn, die fantastisch auf mich wirkte. Auch die Geschehnisse in den einzelnen Staaten der USA haben vielleicht nicht so stattgefunden, aber im kleineren Maßstab oder als Idee waren sie in der Geschichte präsent.
Obwohl ich schon sehr auf den Roman gefreut hatte, da ich im Moment einiges zu diesem schrecklichen Abschnitt in der Geschichte lese, fiel mir der Anfang vom Buch etwas schwer. Die Protagonistin Cora ist ein Charakter, der einen erst einmal auf Abstand lässt, sie öffnet sich erst nach und nach. Auch der Schreibstil ist etwas emotionslos, besonders wenn von den Schrecken der Sklaverei berichtet wurde. Aber ich gewöhnte mich daran und merkte wie gut der Schreibstil passte, denn nur durch die Emotionslosigkeit war für mich die Beschreibungen zum Teil zu ertragen und anderseits passte es sehr gut zu der Emotionslosigkeit der Sklavenhalter.
Der Autor greift viele verschiedene Unterdrückungsmechanismen auf, die mich zum Teil an die Naziherrschaft und/oder Hexenverfolgung erinnert haben. Gekonnt webt er Fiktion und reale Ereignisse in die Geschichte ein. Was ich persönlich etwas schade fand, dass man allein durch den Roman nicht wusste was nun wirklich so oder so ähnlich geschah. Dazu muss man seine Interviews und andere Quellen mit einbeziehen. Aber trotz, dass die ganze Geschichte nicht immer mit historischen Fakten zu hinterlegen ist, zeigte der Roman für mich das ganze Ausmaß der Sklavereiwirtschaft, den Rassismus und die Fähigkeit der Menschen zur Grausamkeit. Das alles wirkt bis heute auf die amerikanische Gesellschaft, weshalb der Roman auch im Spiegel der aktuellen Ereignisse ein wichtiges Zeugnis ist. Er war nicht immer einfach zu lesen, was Sprachstil und die geschilderte Grausamkeiten und deren Emotionslosigkeit anging. Ich musste immer mal inne halten. Doch mir wurde klar warum der Roman so hoch gelobt wird, er große Literatur, die einen auch viel zum Nachdenken bringt und gleichzeitig richtig gut geschrieben ist.

anushka


Bedrückende Geschichtsstunde

Georgia, Anfang des 19. Jahrhunderts: Cora ist schon als Sklavin auf der Baumwollplantage der Randalls geboren. Als Cesar sie bittet mit ihm zu fliehen zögert sie zunächst. Doch dann hört sie von einem Netzwerk, das Sklaven bei der Flucht hilft, der Underground Railroad, und entscheidet sich um. Nach den Grausamkeiten, die Cora auf der Farm erlebt hat, sowohl durch den Besitzer und die Aufseher, wie auch durch andere Sklaven, lernt sie nun die Gesellschaft dahinter kennen, die es mit ihren obskuren Ansichten zur natürlichen Ordnung der Rassen überhaupt erst ermöglicht hat, dass Weiße Schwarze entführen, besitzen und aufs Grausamste quälen. Sie lernt aber auch ein anderes Amerika kennen: Menschen, die diese Ansichten in Frage stellen und entlaufenen Sklaven helfen wollen. Dabei lernt sie unterschiedliche Modelle kennen und gelangt trotzdem immer wieder zur schmerzlichen Einsicht, dass Menschen dunkler Hautfarbe in Amerika als minderwertig betrachtet werden. Während Cora sich unter anderem monatelang auf einem Dachboden vor ihren Mitmenschen und einem hartnäckigen Sklavenjäger versteckt, führt ihre Geschichte dem Leser vor Augen, was für bedauernswerte und schreckliche Schicksale hunderttausende entwurzelte Menschen ertragen mussten und welche Zustände auch untereinander herrschten, die fast jeden Funken Menschlichkeit erstickten.

Colson Whitehead hat meiner Meinung nach zu Recht den Pulitzer Preis für dieses Buch bekommen. Er legt die Wurzel der auch heute noch existierenden Diskriminierung der farbigen Bürger Amerikas frei und beleuchtet sie schonungslos. Dieser Schonungslosigkeit kann sich der Leser nur wenig entziehen und so muss man dabei sein, wenn Sklavenhälter ihren Sadismus ausleben und sich möglichst abschreckende Misshandlungen ausdenken und sie umsetzen. Etliche Gewaltszenen waren schwer zu ertragen; noch schwerer, wenn man sich vorstellt, dass solche oder ähnliche Dinge wirklich passiert sind. Durch Perspektivenwechsel werden auch die fehlgeleiteten Ansichten deutlich, die die Sklaverei überhaupt erst ermöglichten. Gleichzeitig wird Whitehead für meinen Geschmack an manchen Stellen zu plakativ. Dadurch, dass er die Metaphern des Fluchtnetzwerks wörtlich umsetzt, bekommt die Geschichte einen fantastischen Hauch, der meiner Meinung nach nicht zu ihr passte. Auch hätte ich mir ein Nachwort des Autors dazu gewünscht, ob es die verschiedenen Modelle der verschiedenen Staaten, mit (entlaufenen) Sklaven umzugehen, so wirklich gegeben hat.

Der Stil ist eher distanziert, und doch ist die Geschichte dadurch nicht weniger unmittelbar. Whitehead vermag, den Leser direkt auf die Plantagen Georgias und zwischen die Hütten der Sklaven zu versetzen. Der Stil bewirkt dabei den Eindruck die Greueltaten in ihren Auswirkungen durch die Augen von Menschen zu sehen, die nach und nach abgestumpft und innerlich erloschen sind. In anspruchsvoller Sprache lässt der Autor die Zeit bildgewaltig wiederauferstehen und beschönigt dabei nichts: das Leben unter Sklaven ist genau so ein Überlebenskampf wie auf den Feldern ringsherum und auch hier herrscht Gewalt, was ich bislang selten thematisiert gesehen habe in Bücher zu diesem Thema. Wenig passend zum literarischen Stil fand ich die eher thrillerartige Wendung und zusammen mit der manchmal fehlenden Subtilität führt das in meiner Wahrnehmung des Buches zu kleinen Abstrichen. Insgesamt ist das Buch jedoch empfehlenswert, zumindest für Leser, die die ein oder andere Schilderung von Grausamkeiten ertragen können. "Underground Railroad" ist ein sehr gut lesbarer Pulitzer-Preisträger.

heinoko


Rassismus immer und überall


Hochgelobt, Pulitzer-Preis, National Award – das beeindruckt. Und es verpflichtet geradezu, das Buch großartig zu finden, seine Tiefe, seine Zeitbezüge, seine Eindringlichkeit zu loben. Wer das nicht tut, gibt sich eine literarische Blöße, hat das Buch nicht verstanden, ist ein Literatur-Banause. Nun denn….
Erzählt wird die Geschichte von Cora, einer Sklavin auf den Baumwollfeldern Georgias, der mit Hilfe der Underground Railroad (im Buch fiktiv als unterirdische Eisenbahn bezeichnet) die Flucht gelingt. Quer durch Amerika begegnen ihr auf der Flucht weiterhin schlimmste Grausamkeiten. Die ersehnte Freiheit ist eine Utopie. „Als gäbe es auf der Welt keine Orte, wohin man sich flüchten konnte, sondern nur solche, die man fliehen musste.“
Die im Buch dargestellte schier endlose Aneinanderreihung an unsagbaren Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen angetan haben (auch Sklaven untereinander!), ist verstörend. Die einem Sachbuch ähnliche Darstellung, die Lakonie der Sprache, das Verdichten der gezeichneten Bilder lässt mich erschrecken, aber doch immer nur auf der Verstandesebene. Dass das Fantasy-Element des unterirdischen Zuges vorkommt, lässt leider - sicher zu Unrecht - zweifeln an der historischen Glaubwürdigkeit des gesamten Romans.
Dieses Buch zu lesen, war für mich mühevoll, teils abstoßend, teils unglaubwürdig. Der lakonische Sprachstil, die nüchterne, reduzierte Erzählweise erreichten mich nicht. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass nicht nur Amerikas Sklaven der Brutalität in den Köpfen der Menschen ausgesetzt waren, sondern dass bis heute auf der ganzen Welt Feindbilder als Projektionsfläche für das Ausleben niederster und boshaftester Triebe dienen und der Mensch der größte Feind des Menschen ist. Daran wird auch dieses Buch nichts ändern, Pulitzer-Preis hin oder her!

HEYN Leserunde Erika Liebminger


Spannend & emontional!

Underground Railroad, ein Netzwerk von Sklavengegnern und Fluchthelfern wurde in diesem Roman zu einer echten unteridischen Eisenbahn. Whitehead erzählt von der Flucht von Cora, einer jungen Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia, vor Brutalität Gewalt und Hoffnungslosigkeit. Über eine Falltüre gelangt sie in den Untergrund und eine ungeheuerliche Reise nach Norden beginnt. Sie führt durch mehrere Staaten, aber überall gibt es Sklavenjäger, so auch in Ohio und Cora sollte auf ihre Plantage zurückgebracht werden. Sie kann wieder entkommen und ihr Weg in die Freiheit beginnt auf einem Pferdewagen.
Spannend, emotional, fantasievoll und trotzdem glaubwürdig.

Susanne Oberleitner


Underground Rail Road

Heute bediene ich mich einer von vielen Stimmen zum Buch, weil sie auch meine Begeisterung über das Buch widerspigelt. Aktuell ist es mein am liebsten verkaufter geschichtlicher Roman.
"Es ist der große Roman über die Sklaverei in Amerika, aber er ist auch mehr als das. ... Eine historisch akribische Aufarbeitung. ... Ich kann mir niemanden vorstellen, der ungerührt aus dieser Lektüre herauskommt." Martin Ebel, SRF Literaturclub

begine


Bemerkenswert

Colson Whitehead hat mit Underground Railroad einen spannenden Roman geschrieben. Es geht um schwarze Sklaven in den Südstaaten.
Ich habe das Hörbuch gehört. Es wird von Helene Grass gelesen, die Stimme hört sich gut an. Die Sprecherin liest nicht zu dramatisch, sonst wäre es zu viel gewesen.
Die Situation der Sklaven ist dramatisch und sehr realistisch. Manchmal musste ich Pausen einlegen, da mir die Grausamkeit zu viel wurde und wenn man daran denkt, dass die Marter der Sklaven wirklich so war. Man bekommt ja immer noch mit, was es heute noch heißt schwarz zu sein.

Die Protagonistin, die Sklavin Cora wird schon in die Sklaverei hineingeboren. Sie arbeitet auf den Baumwollfeldern. Ihre Großmutter und Mutter wurden aus Afrika entführt und auch gleich auseinander gerissen.
Sie erfährt von dem Underground Railroad, einer Organisation, die Sklaven bei der Flucht in den Norden hilft. Die Flucht verläuft wieder tragisch mit vielen Opfern.
Schon ihre Mutter war geflohen als Cora noch ein Kind war.

Für diesen Roman wurde der Autor Colson Whitehead 2016 mit dem National Book Award und 2017 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Ich meine, er hat die Preise verdient.
Er hat schon ein paar sehr lesenswerte Romane heraus gebracht.
Dieser Roman ist lese- und hörenswert. Allerdings keine leichte Kost.
Er ist ein bemerkenswertes Stück Zeitgeschichte.

HEYN Leserunde Laszlo Zoltan


Historie zum Einschlafen

Cora flüchtet als Sklavin erfolgreich von einer Baumwollplantage. Auf ihrer Flucht in den Norden Amerikaner muss sie sich einige Monate lang im Gebälk eines Dachbodens verstecken. Ihre Entdeckung und Gefangennahme durch Sklavenjäger erfolgt im Buch über 10 Zeilen. So viel zum laschen Spannungsbogen diese Romans. Man weiß nicht, welchen Text man vor sich hat. Einen faden Roman, einen historischen Bericht oder gar ein schwaches Polizeiprotokoll?

MMag. Katharina Huchler


Alle Menschen sind gleich, es sei denn, wir entscheiden, dass du kein Mensch bist.

Underground Railroad folgt der Flucht des Sklavenmädchens Cora durch die Südstaaten der USA.

Der fundiert recherchierte Roman ist spannend geschrieben und sehr umfassend: Umfassend nicht im Sinne von lang, sondern weil er viele Geschichten aus mehreren Perspektiven unterbringt, ohne dass das Buch überlastet wirken würde: Sklaven, Freigelassene, Abolitionisten, Sklavenhändler und die „ganz normale = weiße Bevölkerung“ finden ihren Platz.

Indem sich Colson Whitehead der Sprache aus dem Blickwinkel der Weißen bedient, macht er deutlich, wie die Dehumanisierung des „Humankapitals“ kontinuierlich weitergeführt wurde.

Colson Whitehead hat ein eindrückliches Schaubild der Sklaverei geschaffen, das keine grausamen Details verschweigt, sich aber auch nicht in Gewaltbeschreibungen erschöpft.
Hier steht der Mensch im Mittelpunkt und die auch durch die furchtbarsten Mittel nicht abzutötende Hoffnung und Sehnsucht nach Freiheit.

Almut Nestelbacher, Buchhandlung HEYN, Klagenfurt


Aussergewöhnlich!

Schonungslos, spannend, Abgruende der Menschheit.
Grosses Lesevergnuegen, emotional stark beruehrend!