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Nichts ist kälter als der TodOverlay E-Book Reader

Nichts ist kälter als der Tod

Thriller | Freda Wolff

E-Book (EPUB)
2017 Aufbau Digital
Auflage: 1. Auflage
320 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-8412-1403-4

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Ein Attentat im Eis.

Ein Bus bricht im Eis ein. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich als Mord, denn die Eisfläche ist präpariert worden. Kristina, die junge Kommissarin aus Kristiansand, steht vor einem Rätsel und bittet den erfahrenen Kollegen Jan-Ole um Mithilfe. Denn wo ist das Motiv für die Tat? Bald aber scheint klar: Etwas ist schiefgelaufen, denn eigentlich galt der Anschlag einem anderen: einem Minister der norwegischen Regierung ...



Freda Wolff ist das Pseudonym des Schriftstellerpaares Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.Ulrike Gerold und Wolfram Hänel (beide Jahrgang 1956) haben Germanistik in Berlin studiert und an verschiedenen Theatern gearbeitet, bevor sie gemeinsam zu schreiben begannen. Heute leben und arbeiten sie meistens in Hannover - und schreiben seit über zwanzig Jahren im selben Raum und am selben Tisch, ohne sich dabei mehr zu streiten als unbedingt nötig.'Schwesterlein muss sterben', der erste Roman mit der Psychologin Merette Schulman, ist bei Rütten & Loening lieferbar. Im 2015 erschien ihr neuer Roman 'Töte ihn, dann darf sie leben'.



Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Vorspiel

Der Wind treibt den Schnee in Schlangenlinien über die stumpfgraue Eisfläche des Sees. Mit jeder neuen Sturmbö schieben sich die wirbelnden Flocken wie eine weiße Wand in den Scheinwerferkegel des Wagens. Nur die gelbschwarzen Schneestangen markieren noch die Grenze zum schmalen Uferstreifen. Wie querlaufende Wellen ziehen sich die ersten Verwehungen über die Straße und verursachen jedes Mal ein dumpfes Geräusch, wenn die Räder auf den nächsten Buckel treffen und ihn durchpflügen.

Es ist fast Mittag und doch immer noch so dunkel, dass er den Bootssteg erst ausmachen kann, als er schon fast an der Zufahrt ist. Vorsichtig bremst er ab und lenkt das schwere SUV direkt auf den zugefrorenen See hinaus. Ein paarmal noch kratzt steifgefrorenes Schilfgras über das Bodenblech, dann finden die Reifen mit einem sirrenden Pfeifton ihren Weg über die glatte Eisfläche.

Irritiert beugt sich der Staatssekretär zwischen den Sitzen nach vorne, ganz schwach kann er den Alkohol in seinem Atem riechen, als er fragt: »Was soll das werden?«

»Eine Abkürzung. Ich kenn mich hier aus. Mein Vater hatte eine Hütte hier. Die Leute aus dem Dorf haben den See im Winter schon immer als kürzeste Verbindung genutzt. Das spart uns mindestens eine Viertelstunde.«

»Ich kann nirgends erkennen, dass hier vor uns schon jemand langgefahren wäre.«

»Das Schneetreiben ist zu stark, auf dem Eis verweht der Wind alle Spuren innerhalb kürzester Zeit. Außerdem ist jetzt ohnehin kaum jemand unterwegs. Aber Sie sollten das hier mal am Sonntagvormittag sehen, wenn die Bauern quer über den See zur Kirche fahren! Das ist schlimmer als jeder Feierabendverkehr in Oslo.«

Er ist selbst überrascht, wie leicht es ihm fällt, einen lockeren Tonfall anzuschlagen. Dabei spürt er fast körperlich, wie sich der Staatssekretär auf dem Sitz in seinem Rücken versteift, als würde sein Fahrer sich gerade etwas herausnehmen, was ihm nicht zusteht. Kai Torstensen sitzt immer auf dem Platz hinter ihm, unbedingt darauf bedacht, dass sie auch im Rückspiegel keinen Augenkontakt haben. Und selbst nach den bald neun Monaten, die er ihn nun schon chauffiert, kann er die wenigen Momente, in denen sie auch nur ansatzweise so was wie ein Gespräch geführt haben, immer noch an den Fingern einer Hand abzählen.

Aber bei der nächsten Frage von Torstensen ist die Nervosität in seiner Stimme nicht zu überhören: »Sie wissen wirklich, was Sie tun? Auch bei diesem Wetter? Man sieht ja kaum die Hand vor Augen!«

»Ich sage doch, ich kenn mich hier aus. Und wir haben eines der sichersten Fahrzeuge, die jemals gebaut worden sind. Four Wheel Drive, Differentialsperre, Traktionskontrolle, alles genau für solche Witterungsverhältnisse. Außerdem arbeitet das Navi auf dem See genauso zuverlässig wie auf der Straße, da haben die Schweden ausnahmsweise mal ihre Hausaufgaben gemacht.«

Normalerweise hört der Staatssekretär es gerne, wenn man eine kleine Spitze gegen andere Nationalitäten loslässt, selbst wenn es sich dabei nur um das benachbarte Schweden und nicht irgendein unterentwickeltes Land außerhalb von Europa handelt. Aber jetzt wartet er vergebens auf einen entsprechenden Kommentar, stattdessen fordert Torstensen ihn unvermittelt auf zu halten.

»Ich muss pinkeln. Und zwar jetzt, sofort. Lassen Sie mich an dem Felsen da drüben raus.«

Er deutet auf die Felsnase, die wie ein massiger Klotz in die Eisfläche hineinragt. Kaum dass der Wagen zum Stehen gekommen ist, schlüpft er in den Parka, der für solche Situationen bereitliegt, und stapft in das Schneetreiben hinaus. Schon nach wenigen Schritten ist er nur noch eine undeutliche Silhouette, die gleich darauf mit dem Grau der Felswand verschmilzt.

Er ist nicht verärgert über die unvorhergesehene Verzögerung. Es ist egal, denkt er, während er sich in seinem Sitz zurücklehnt. Fünf Minuten mehr oder weniger spielen keine Rolle für seinen Plan. Er kann warten. So wie er



Freda Wolff ist das Pseudonym des Schriftsteller-Paares Ulrike Gerold und Wolfram Hänel.

Ulrike Gerold und Wolfram Hänel (beide geboren 1956) haben Germanistik in Berlin studiert und an verschiedenen Theatern gearbeitet, bevor sie gemeinsam zu schreiben begannen. Heute leben und arbeiten sie meistens in Hannover - und schreiben seit über 20 Jahren im selben Raum und am selben Tisch, ohne sich dabei mehr zu streiten als unbedingt nötig.