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Thriller | Yrsa Sigurdardóttir

E-Book (EPUB)
2017 Btb Verlag; Veröld
464 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-17230-5

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»Ein ausgefallener, kluger Thriller, der mitten ins Herz trift.« Arne Dahl
Zwei abgetrennte Hände, ein perfider Mord, kurz darauf ein weiterer. Was hat die unheimliche Botschafte eines Kindes mit den Toten zu tun? Ein Fall für Kommissar Huldar, der sich beweisen muss: von seinen Leitungsaufgaben entbunden, wird er von den meisten seiner früheren Untergegebenen gemieden, die Beziehung zur Kinderpsychologin Freyja ist ebenfalls ruiniert, was er zu reparieren hofft, indem er sie in die jetzigen Ermittlungen mit einbezieht ...

Der zweite Band der Erfolgsreihe um Kommissar Huldar und Psychologin Freyja.

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den »besten Kriminalautoren der Welt« (Times). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit »Das letzte Ritual«, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir und begeisterte ebenso mit ihrer Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavík. Ihr Thriller »Schnee« verkaufte sich über 60.000 Mal und war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr der Thriller »Nacht«.



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PROLOG, SEPTEMBER 2004

Die Schule warf einen eiskalten Schatten auf den menschenleeren Schulhof. In einiger Entfernung wurden die wenigen Passanten noch von der Sonne gewärmt, doch sobald sie in den Schatten traten, wickelten sie ihre Jacken und Mäntel fester um sich und beschleunigten ihren Schritt. Eigentlich war es windstill, nur auf dem Schulhof wehte eine frische Brise und brachte die Schaukeln in der Ecke in Bewegung. Sie schwangen leicht vor und zurück, als säßen unsichtbare Kinder darauf und würden sich langweilen. Wie Vaka. Wobei die Langeweile nicht so schlimm war wie die Kälte, die ihr in die Wangen stach. Die Zehen waren eiskalt, sie war völlig durchgefroren und saß bibbernd auf den Stufen der kalten Treppe. Der neue Anorak ging ihr nicht bis über den Po, und sie bereute es, nicht auf ihre Mutter gehört und sich für den längeren entschieden zu haben. Aber der war nur in Dunkelblau da gewesen und der kürzere in Rot. Vaka rückte den Schulranzen auf dem Rücken zurecht und überlegte, ob sie nicht lieber in die Sonne gehen sollte. Da könnte sie sich zumindest ein bisschen aufwärmen, solange sie noch warten musste. Doch der Schatten nahm fast den ganzen Schulhof ein, und wenn sie aus ihm herausträte, würde ihr Vater sie womöglich nicht sehen und wieder fahren. Nein, dann lieber frieren.

Ein Auto in derselben Farbe wie das ihres Vaters kam angefahren, aber dann erkannte sie, dass es ein ganz anderer Wagen und ein ganz anderer Mann waren, und wurde wieder trübsinnig. Hatte er sie vergessen? Es war der erste Tag in der neuen Schule, und er hatte vielleicht gedacht, sie würde zu Fuß nach Hause gehen, so wie früher. Zum hundertsten Mal spürte sie eine schmerzliche Sehnsucht nach ihrem alten Zuhause. Das Einzige, was an dem neuen Ort besser war, war ihr Zimmer; das war größer und schöner als das in der alten Wohnung. Alles andere hatte sich verschlechtert, auch die Schule und vor allem ihre Mitschüler. Vaka kannte niemanden, und niemand kannte sie. In ihrer alten Klasse hatte sie gewusst, wie alle hießen, und sogar die Namen der Haustiere der Mädchen gewusst. Jetzt schwirrte ihr der Kopf vor lauter neuen Gesichtern, die sie sich nicht merken konnte. Es war wie bei Memory - da gewann sie auch nur, wenn Mama sie gewinnen ließ.

Vaka zog die Nase hoch. Wann würde ihrem Vater einfallen, dass er sie abholen musste? Sie drehte sich um und blickte an dem Schulgebäude nach oben, in der Hoffnung, jemanden in den Fenstern zu sehen, aber die waren genauso dunkel wie der kalte Schatten, und nichts rührte sich. Eine Windböe fuhr ihr übers Gesicht, und sie erschauerte. Sie stand auf und ging die Treppe hinauf zum Eingang. Irgendein Erwachsener musste doch noch in der Schule sein. Jemand, der sie hereinlassen würde, damit sie zu Hause anrufen konnte. Aber die Tür war fest verschlossen. Anklopfen würde bei dem dicken Holz nichts bringen. Vaka ließ die Hand sinken und starrte die hohe Tür an, als würde sie davon aufgehen. Doch nichts geschah, und sie beschloss, sich wieder zu setzen. Hoffentlich war die Treppe nicht mehr so kalt wie vorhin.

Als sie sich umdrehte, war die Kälte plötzlich vergessen. Auf der untersten Stufe stand ein Mädchen aus ihrer neuen Klasse. Vaka hatte sie gar nicht kommen hören. Vielleicht hatte sie sich angeschlichen, aber warum hätte sie das tun sollen? Vaka würde sie ja nicht gleich beißen. Sie kannten sich überhaupt nicht, obwohl Vaka sich gut an das Mädchen erinnern konnte. Kein Wunder, denn an einer Hand fehlten ihm zwei Finger. Der kleine Finger und der Ringfinger. Sie hatte alleine in der ersten Reihe gesessen und war sehr schüchtern gewesen. Erst hatte Vaka gedacht, es sei auch ihr erster Tag in der neuen Schule, aber der Lehrer hatte sie nicht vorgestellt, deshalb hatte sie mit dieser Vermutung wohl falschgelegen. Als sie im Unterricht Gruppenarbeit machen sollten, hatte das Mädchen kein Wort gesagt, auch mit den anderen Kindern hatte es nicht gesprochen. In der Pause ha