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Der Tod so kaltOverlay E-Book Reader

Der Tod so kalt

Thriller | Luca D'Andrea

E-Book (EPUB)
2017 Deutsche Verlags-anstalt; Einaudi
496 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-641-21139-4

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Drei grausame Morde. Ein schweigendes Dorf. Ein Fremder, besessen von der Wahrheit
Südtirol, 1985. Tagelang wütet ein gewaltiges Gewitter über der Bletterbach-Schlucht. Drei junge Einheimische aus dem nahegelegenen Siebenhoch kehren von einer Wanderung nicht zurück - schließlich findet ein Suchtrupp ihre Leichen, aufs Brutalste entstellt. Den Täter vermutet man im Bekanntenkreis, doch das Dorf hüllt sich in eisiges Schweigen.
Dreißig Jahre später beginnt ein Fremder unangenehme Fragen zu stellen. Jeder warnt ihn vor den Konsequenzen, allen voran sein Schwiegervater, der die Toten damals gefunden hat. Doch Jeremiah Salinger, der seiner Frau in ihr Heimatdorf gefolgt ist, lässt nicht locker - und wird schon bald seine Neugier bereuen. Ein Fluch scheint alle zu verfolgen, die sich mit den Morden beschäftigen. Ist dort unten am Bletterbach etwas Furchtbares wieder erwacht? Etwas, so uralt wie die Erde selbst ...

Luca D'Andrea wurde 1979 in Bozen geboren, wo er heute noch lebt. Er stieg mit seinem ersten Thriller sofort in die Riege der internationalen Top-Autoren auf: »Der Tod so kalt« erschien in rund 40 Ländern und hat sich weltweit 400.000 mal verkauft. Wochenlang stand der Roman unter den ersten 5 der Spiegel-Liste. Gegenwärtig wird »Der Tod so kalt« verfilmt. Luca d'Andreas zweites Buch, »Das Böse, es bleibt«, ebenfalls ein Spiegel-Bestseller, wurde mit dem Premio Scerbanenco, dem renommiertesten italienischen Krimipreis, ausgezeichnet. Sein neuester Thriller, »Der Wanderer«, führt wie seine früheren Bücher in seine Heimat Südtirol:

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

(We are) the Road Crew

1.

Im Leben wie in der Kunst zählt nur eines: die Wahrheit. Um zur Wahrheit über Evi, Kurt und Markus und die Nacht des 28. April 1985 zu kommen, müsst ihr alles über mich wissen. Denn es gibt nicht nur 1985 und das Massaker am Bletterbach, sondern auch 2014. Es gibt nicht nur Evi, Kurt und Markus, sondern auch Salinger, Annelise und Clara.

Alles hängt zusammen.

2.

Bis um 14 Uhr 22 am 15. September jenes Jahres, bis zu dem Moment also, als die Bestie mich fast getötet hätte, galt ich als Teil eines neuen, aufsteigenden Doppelsterns am Dokumentarfilmhimmel, der, wie ich fand, allerdings nichts als winzige Meteoriten und verheerende Flatulenzen hervorbrachte. Mike McMellan, der andere Teil nämlicher Konstellation, pflegte zu sagen, immerhin würden wir so als Helden verglühen. Nach dem dritten Bier war ich vollkommen seiner Meinung.

In Mike hatte ich den besten Freund gefunden, den man sich vorstellen kann. Nervig, großspurig und egozentrisch, ein Besessener, der sich mit der Zwanghaftigkeit eines gedopten Kanarienvogels in ein Thema verkrallen konnte. Aber auch der einzige wahre Künstler, dem ich je begegnet bin.

Wir waren das uncoolste Nichtskönner-Gespann an der New Yorker Film Academy (Mike lernte Regie, ich Drehbuch), bis Mike die Erleuchtung hatte, die unser Leben verändern sollte. Es war ein wahrhaft magischer Moment. Als es passierte, hockten wir gerade völlig gefrustet bei McDonald's und stocherten in unseren Fritten, aber es war trotzdem einmalig. Glaubt mir.

»Scheiß auf Hollywood, Salinger«, hatte Mike gesagt. »Die Leute lechzen nach Realität. Wir müssen uns auf die gute alte, verlässliche Wirklichkeit stürzen. Hundert Prozent.«

Was Mike an diesem feuchten Novembertag vor vielen Jahren sagen wollte, war, dass ich meine (erbärmlichen) Drehbücher in die Tonne treten und mit ihm Dokumentarfilme machen sollte. Völlig irre.

»Mike ...«, stöhnte ich. »Dokumentarfilmer sind alles Arschlöcher. Die horten sämtliche Nummern des National Geographic und haben Vorfahren, die auf der Suche nach den Quellen des Nils gestorben sind. Die glauben, sie könnten sich alles erlauben. Deren Familien schwimmen in Geld.«

»Salinger, manchmal bist du echt ...« Mike schüttelte den Kopf. »Vergiss es, hör mir zu. Wir brauchen ein Thema. Ein starkes Thema für eine Doku, die alle umhaut. Etwas, das die Leute schon kennen, das wir ihnen aber so zeigen, wie sie es noch nie gesehen haben.«

Und ob ihr's glaubt oder nicht: Ich hatte eine Idee. Ich weiß nicht, warum, aber als Mike mich mit finsterer Killermiene anstarrte und mir eine Million Gründe durch den Kopf schossen, ihn für bescheuert zu erklären, machte es in meinem Hirn plötzlich lautstark klick: Was konnte heißer, spannender und sexyer sein als der gute alte Rock 'n' Roll?

Ein Kick, der Generationen verband. Millionen von Menschen betrachteten ihn als Religion. Es gab niemanden auf der Welt, der noch nicht von Elvis, Hendrix, den Rolling Stones, Nirvana, Metallica und der ganzen bunten Zirkuskarawane der einzig wahren Revolution des zwanzigsten Jahrhunderts gehört hatte. Rock 'n' Roll war überall. Man musste nur die Kamera draufhalten.

Ganz einfach, oder?

Nun ja.

Rockmusik bedeutete auch schwarz gekleidete Muskelprotze mit Pitbullvisagen, die dafür bezahlt wurden, Leuten wie uns eins aufs Maul zu geben. Wahrscheinlich hätten sie es sogar gratis getan. Ergo: Wir sammelten mehr blaue Flecke als Material. Die Versuchung, alles hinzuschmeißen, war groß.

Da blickte der Gott der Rockmusik auf uns herab, sah unsere kläglichen Versuche, ihm zu huldigen, und wies uns mit mildem Blick den Weg zum Erfolg.

3.

Mitte April zog ich uns einen Job als Bühnenbauer in Battery Park an Land. Nicht



Verena von Koskull, geb. 1970, hat Italienisch und Englisch in Berlin und Bologna studiert. Sie übertrug u.a. Matthew Sharpe, Curtis Sittenfeld, Tom McNab, Carlo Levi, Simona Vinci und Claudio Paglieri ins Deutsche.